Holzfäller im Wald

Béla Czóbel

o. J.

Öl auf Leinwand

Bildmaß 90,5 x 100,0 cm
Rahmenmaß 97,0 x 109,0 x 6,0 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 0.00062

Alternativer Titel: Woodcutter in the Forest; Holzfäller im Walde

Malerei, Ölfarben


Sammlungsbereich: Gemälde

Künstler/in: Béla Czóbel


© VG Bild-Kunst, Bonn; Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Das Gemälde »Holzfäller im Wald« des ungarischen Malers Béla Czóbel ist undatiert. Stilistisch ist es in die frühe Schaffensperiode Czóbels, als sich der Künstler in Berlin aufhält, einzuordnen (1919–1925). In dem querformatigen Bild stellt Czóbel einen Holzfäller in einem dichten Wald bei der Arbeit dar.

Anders als bei den beiden anderen Gemälden des Künstlers, die zur Sammlung des Buchheim Museums gehören, konnte während der Rückseitenautopsie dieses Bildes ein Klebeetikett auf dem Keilrahmen identifiziert werden, das einen eindeutigen Herkunftshinweis liefert: GALERIE DR. GOLDSCHMIDT – DR. WALLERSTEIN] / BERLIN W 35 SCHÖNEBERGER UFER 36A / 1802 Bela Czobel / Holzfäller i/ Walde. Dem Manuskriptmaterial zur Galerie Goldschmidt-Wallerstein nach, das der Kunsthistorikers Werner J. Schweiger für die geplante Publikation »Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937« zusammengetragen wurde und das von der Berlinischen Galerie digitalisiert und veröffentlicht werden konnte, unterhielt die Galerie in den Jahren 1921 bis 1927 eine Abteilung der Moderne. Während dieser Jahre dokumentieren Anzeigen der Galerie, dass diese von 1921, dem Eröffnungsjahr, bis 1925 regelmäßig Einzel- und Gruppenausstellungen mit Werken Czóbels ausrichtet. Der Kontakt zwischen Czóbel und der Galerie entstand wohl durch die Verbindung des Kunsthistorikers Victor Wallerstein zum Kunsthändler Paul Cassirer, für den er von 1917 bis 1919 als Mitarbeiter tätig war. Denn dort findet im März 1920 Czóbels erste Ausstellung in Berlin statt. Laut Geschäftsunterlagen des Paul Cassirer Archivs wird dafür ein Konvolut mit 35 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen entliehen, das nach der Ausstellung wieder an den Künstler zurückgegeben wird. Den Arbeiten von Czóbel stellt Cassirer Aquarelle und Zeichnungen von Christian Rohlfs gegenüber. Czóbels »Holzfäller im Wald« befindet sich dem Ausstellungskatalog und den Geschäftsunterlagen Paul Cassirers nach jedoch nicht darunter.

Ein geschäftlicher Nachlass der Galerie Goldschmidt-Wallerstein, von der das Klebeetikett stammt, ist nicht überliefert. So kann die auf der Rückseite dokumentierte Inventarnummer keine genauere Datierung liefern als der Zeitraum von 1921 (Gründung der Abteilung der Moderne) bis Dezember 1927 (letzte Verkaufsausstellung am Standort Schöneberger Ufer 36a), zu dem die Galerie unter der angegebenen Geschäftsadresse logiert. Ein konkreter geschäftlicher Vorgang wie ein Verkauf lässt sich ohne überlieferte Firmenunterlagen nicht nachweisen. Auch vom Künstler, Béla Czóbel, ist nur wenig Archivmaterial aus den Berliner Jahren von 1919–1925 überliefert und auch kein Werkstattbuch oder Inventar dieser Zeit.

Wann oder von wem Lothar-Günther Buchheim das Gemälde erworben hat, ist ebenfalls nur fragmentarisch überliefert. Für »Holzfäller im Wald« sind bisher keine Rechnungsunterlagen im Archiv der Eheleute Buchheim identifiziert worden, auch ein Eingangsdatum in die Sammlung ist nicht bekannt. In dem im Archiv des Buchheim Museums überlieferten zweiseitigen Typoskript »Erwerbungsgeschichten von Buchheim: LGB am 3.4.1998« findet sich jedoch ein Herkunftshinweis von Diethild Buchheim, dem zufolge drei Bilder Czóbels vom Ehepaar Bernard aus Paris stammen. Da nur dieses und zwei weitere Ölbilder Czóbels in der Sammlung des Buchheim Museums bekannt sind, kann man davon ausgehen, dass sich die Provenienzangabe auf diese drei Bilder bezieht. Demnach stammen sie aus dem Eigentum der Berliner Sammlerin Käte Bernard-Robinson (1883–?) und dem aus dem Elsass stammenden Bildhauer Victor Bernard (1888–?), die im Oktober 1933 aus Berlin nach Paris emigrieren und sich zusammen mit ihrer Tochter in Bellevue/Seine et Oise niederlassen. Dort erwirbt Buchheim nach dem Krieg, spätestens aber ab September 1956 mehrere Werke aus ihrer Sammlung wie u. a. das Gemälde »Drei Akte vor dem Spiegel« von Otto Mueller, welches Bernards mit nach Paris bzw. nach Bellevue/Seine et Oise vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten retten können. Auch Buchheims Sohn, Yves Buchheim (geb. 1949), erinnert sich in seiner Publikation über den Vater lebhaft an mindestens einen Besuch bei den Bernards bei Paris. Buchheim muss den »Holzfäller im Wald« vor dem 04.12.1963 erworben haben, denn an diesem Tag schreibt der Maler Hans Purrmann an Buchheim und bezieht sich in dem Brief auf die Kunst Czóbels und die drei Neuwerbungen des ungarischen Malers in Buchheims Eigentum.

Die Provenienz des Gemäldes zwischen 1933 bis 1945 konnte im Rahmen des Forschungsprojektes nicht eindeutig geklärt werden, und wird deshalb als nicht zweifelsfrei unbedenklich eingestuft. Die Herkunft muss nach derzeitigem Forschungsstand weiter erforscht werden. Wir freuen uns über ergänzende Hinweise, insbesondere zur Genese der Sammlung Bernard-Robinson.

JL

24.08.2020

Beschriftungen

Keilrahmen u. l. Klebeetikett (bedruckt und in Tusche beschriftet): [GALERIE DR. GOLDSCHMIDT - DR. WALLERSTEIN] / BERLIN W 35 SCHÖNEBERGER UFER 36A / 1802 Bela Czobel / Holzfäller i/ Walde
Rückwand o. l. Klebeetikett (bedruckt und in schwarzem Filzstift beschriftet, Inv.-Nr. später ergänzt): 679 Béla Czobel / Holzfäller im Wald / Leinwand, 90,5:100 cm / 0.00062
Rückwand o. l. Klebeetikett (bedruckt): Bitte nicht öffnen und zurück an: / [Phönix] Buchheim Musuem der Phantasie / Am Hirschgarten 1 / 82347 Bernried / Fon: +49-8158-997020 / Fax: +49-8158-997061 / info@buchheimmuseum.de
Rückwand o. l. Klebeetikett (bedruckt): BUCHHEIM / MUSEUM [Phönix] / MIROGARD PROTECT / nicht abkleben / do not tape
Rückwand o. r. beschriftet (in schwarzem Filzstift): 0.00062
Rückwand u. l. beschriftet (in schwarzem Filzstift): 1802 Bella Czobeel [sic] / Holzfäller

Provenienz

zw. früh. 1921–spät. 02/1928: Galerie Dr. Goldschmidt & Dr. Wallerstein, Schöneberger Ufer 26a, Berlin, Inv. 1802 (unbekannt, ob als Kommissionsware oder Eigentum)
o. D.–vor/um 04.12.63: vmtl. Käte Bernard-Robinson (1883–?) und Victor Bernard (1888–?), Berlin/Bellevue (Seine-et-Oise)
vor/um 04.12.1963–22.02.2007: Lothar-Günther (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing, vmtl. erworben von Käte Bernard-Robinson (1883–?) und Victor Bernard (1888–?), Bellevue (Seine-et-Oise)
seit 22.02.2007: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

24.08.2020

Sammlung Bernard-Robinson
Sammlung Buchheim
Galerie Dr. Goldschmidt – Dr. Wallerstein

Ausstellungen

BUCHHEIM. KÜNSTLER, SAMMLER, ALLESKÖNNER?, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 03.12.2022–21.05.2023

CZÓBEL RECONSIDERED 3.0, Ferenczy Museum Centre, Szentendre, 04.05.2018–07.04.2019

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, Haus der Kunst, München, 29.07.1998–18.10.1998

Literatur

CZÓBEL. A FRENCH HUNGARIAN PAINTER, Ausst.-Kat. Ferenczy Museum, Szentendre (30.05.–31.08.2014), 2014, Kat. Nr. 153, Abb. S. 103

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, hrsg. i. Auftrag der »Freunde des Buchheim-Museums und der Buchheim Stiftung e. V.«, m. Texten von Christoph Vitali, Carla Schulz-Hoffmann, Hans Krieger, Clelia Segieth, Lothar-Günther Buchheim, Ellen Maurer, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München (29.07.–18.10.1998), Feldafing: Buchheim Verlag, 1998, Kat. Nr. 679

Weitere Werke