Hans Erni (1909–2015)



Fotograf/Fotografin unbekannt (Ausschnitt); Hans Erni Museum, Luzern


Hans Erni wird in Luzern als eines von acht Geschwistern geboren. Sein Vater ist Bootsmaschinist auf dem Vierwaldstädter See. Nach einer Lehre als Vermessungszeichner und einer als Bauzeichner besucht er 1927/28 die Kunstgewerbeschule in Luzern. Anschließend reist er nach Paris, studiert dort an der Académie Julian und zieht dann nach Berlin, wo er an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst die Klasse von Maximilian Klewer (1891–1963) besucht.

Ab 1930 lebt Erni abwechselnd in Paris und Luzern. Er wird Mitglied der Künstlervereinigung Abstraction-Création. In Luzern fertigt er erste Fresken. 1935 nimmt er an der Ausstellung »These – Antithese – Synthese« im Kunstmuseum Luzern teil und wird Mitglied des Schweizer Werkbundes. Für sein Fresko »Die drei Luzerner Grazien« im Bahnhof Luzern erhält er den ersten Preis. 1936 reist Erni nach Belgien, Italien und nach London. Aus Anlass von öffentlichen Wandbildaufträgen beschäftigt er sich mit der Abstraktion. 1937 ist er Mitbegründer der Schweizer Gruppe abstrakter Künstler »Allianz«. 1937/38 lebt Erni in London und nimmt an der Ausstellung »Abstract – Concrete« teil. 1939 erschafft er für die Schweizer Landesausstellung das 12-teilige monumentale Wandbild »Die Schweiz, das Ferienland der Völker«. Weitere Wandbilder für Industrieunternehmen, die Basler Messe und verschiedene Ausstellungen folgen. 1944 erhält er im Kunstmuseum Luzern seine erste Retrospektive.

1946 entwirft Erni für das römische Theater von Avenches die Bühnenbilder und Kostüme für Aischylos‘ Stück »Prometheus«. Weitere Arbeiten für andere Theater folgen. 1950 beginnt er auch keramisch zu arbeiten. 1950/51 begleitet er den Direktor des Ethnographischen Museums von Neuenburg Jean Gabus (1908–1992) auf einer Forschungsreise nach Mauretanien und Guinea, die ihn zu afrikanischen Themen in seiner Kunst inspiriert. 1952 erhält er in Rimini den ersten Preis der Biennale della Gente di Mare. 1953 wirkt er an Herbert Seggelkes (1905–1990) Film »Eine Melodie – vier Maler« mit, in dem er neben Ernst Wilhelm Nay (1902–1968), Gino Severini (1883–1966) und Jean Cocteau (1889–1963) über eine Melodie von Johann Sebastian Bach (1685–1750) sinniert. 1957 reist Erni nach Indien, wo er in Bombay für das Verkehrsbüro der Swissair ein Wandbild gestaltet. 1968 erhält er den Kunstpreis der Stadt Luzern.

1969–1976 ist Erni Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission, die den schweizerischen Bundesrat in kulturellen Fragen berät. 1977 wird die Hans-Erni-Stiftung gegründet und zwei Jahre später in Luzern das Hans-Erni-Museum eröffnet. 1983 erhält Erni die UNO-Friedensmedaille. 1984 wird er mit der Ehrennadel der Stadt Luzern ausgezeichnet. 1985 entwirft er für ein Privathaus ein Glasfenster, später gestaltet er auch Kirchenfenster. 2004 anlässlich seines 95. Geburtstages wird Erni Ehrenbürger der Stadt Luzern. Anlässlich seines 100. Geburtstages im Jahr 2009 richtet ihm das Kunstmuseum Luzern erneut eine Retrospektive aus. 2012 wird erstmals der Hans-Erni-Preis verliehen. Ihn erhalten Personen, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und eine gesunde Umwelt einsetzen. Hans Erni stirbt im Alter von 106 Jahren nach einem langen erfüllten Leben.

RK

14.04.2021
ESTAMPES DE LA GUILDE INTERNATIONALE DE LA GRAVURE. CATALOGUE GÉNÉRAL, GENERAL CATALOGUE, GENERALKATALOG, Ausst.-Kat. Musée d'art et d'industrie, Saint-Étienne, 1955

Nane Cailler: »La Gravure. Guilde Internationale de la Gravure«, in: LES CAHIER D'ART–DOCUMENTS, H. 6 (03/1955), S. 1–16

ERNI LITHOGRAPH. WERKVERZEICHNIS DER LITHOGRAPHIEN, hrsg. v. Hans Erni-Stiftung, Luzern, Zürich: ABC-Verlag AG, [1993]

Jean-Charles Giroud: HANS ERNI ILLUSTRATEUR. AVEC LE CATALOGUE RAISONNÉ DES OUVRAGES ILLUSTRÉS EN ÉDITION ORDINAIRE, Genf: Patrick Cramer Editeur, 2013

HANS ERNI, hrsg. v. Heinz Stahlhut, Hans Erni Museum, und Karl Bühlmann, Hans Erni-Stiftung, Köln: Snoeck, 2019

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