Guilde internationale de la gravure (1949–1971)
Guilde de la gravure
Anzeige aus: PAUL KLEE. GEMÄLDE, AQUARELLE, ZEICHNUNGEN, GRAPHIK, Ausst.-Kat. Galerie Buchheim-Militon, Frankfurt am Main, 1950, Bibliothek im Buchheim Museum der Phantasie
»Die Guilde internationale de la gravure« wird von Pierre Cailler (1901–1971) als Verleger und Nesto Jacometti (1898–1973) als Künstlerischer Leiter im Januar 1949 in Genf gegründet. Mit dieser Vereinigung wollen sie ihre Mitmenschen davon überzeugen, statt billiger Reproduktionen nur wenig teurere originale Druckgrafik und damit bleibende Werte zu erwerben. Die Guilde ist nicht der erste Verein dieser Art, doch im Gegensatz zu den meisten anderen ist sie von Anfang an explizit international ausgerichtet. Neben Schweizern sind unter anderem französische, deutsche, englische, italienische, spanische oder gar lateinamerikanische und asiatische Künstler im Angebot vertreten.
Das Konzept geht auf und die Guilde erfreut sich großer Beliebtheit. Sehr schnell werden Zweigstellen im Ausland gegründet. Die erste bereits 1950 in Paris, anschließend in Göteborg, London und Frankfurt am Main, wo Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) die Grafiken der Guilde vertreibt und dabei selbst einer seiner besten Kunden ist. An die einhundert Blätter befinden sich noch heute in der Sammlung Buchheim. Im Wohnhaus in Feldafing hingen Guilde-Lithografien im Treppenhaus und im Büro seiner Frau Diethild (1922–2014). Dem frankophilen Buchheim werden besonders die Werke von Klassikern wie Henri Laurens (1885–1954) oder Jacques Villon (1875–1963) am Herzen gelegen haben, auch die Kompositionen der Nouvelle École de Paris mit Alfred Manessier (1911–1993), Serge Poliakoff (1900–1969) oder Gustave Singier (1909–1984). Darüber hinaus gibt es aber auch Anknüpfungspunkte zur deutschen Vorkriegsmoderne mit Drucken von Max Ernst (1891–1976) und Willi Baumeister (1889–1955). Persönlich mag sich Buchheim im Werk des einen oder andern Künstlers sogar wiedergefunden haben. Viele gehören seiner Generation an.
Die Guilde gibt mehrere Serien unterschiedlicher Größe heraus: die Klassischen Serie mit einem Format von 56 x 38 cm, eine Großformatserie in 65 x 50 cm und eine Spezialserie mit unterschiedlichen Maßen. Die Auflage beträgt meist zwischen 200 und 240 Stück. Alle Drucke sind nummeriert und von den Künstlern signiert. Den Großteil bilden Lithografien in Schwarz-Weiß oder Farbe, hinzu kommen Stiche, Radierungen sowie manchmal Serigrafien und Holzschnitte. In einer Serie für den englischen Markt werden einzelne Werke in Farbvarianten gedruckt. Ausstellungen stellen die Guilde-Drucke dem interessierten Publikum vor, die Mitglieder sollen jährlich mindestens ein Blatt erwerben. Es ist vorgesehen, dass man über die Zeit seine Kollektion in einer Mappe sammelt und in ebenfalls angebotenen Wechselrahmen mit ihnen seine Wohnung immer wieder neu dekoriert. Die Kosten sind niedrig: 1951 kauft man ein schwarz-weißes Blatt für 15, ein farbiges für 25 Franken. Auch zehn Jahre später sind die Preise noch immer moderat: Ein Werk aus der Klassischen Serie erhält man für 40, die Großformate für 50 Franken. Die Auswahl steigt bis zum Tod Pierre Caillers und dem Ende der Guilde 1971 auf mehr als 800 verschiedene grafische Werke von über 300 Künstlern, wobei sich die Wege der beiden Gründer bereits 1955 wieder getrennt hatten und Cailler von da an die Guilde allein bzw. mit seiner Tochter führt.
RK
14.04.2021
Das Konzept geht auf und die Guilde erfreut sich großer Beliebtheit. Sehr schnell werden Zweigstellen im Ausland gegründet. Die erste bereits 1950 in Paris, anschließend in Göteborg, London und Frankfurt am Main, wo Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) die Grafiken der Guilde vertreibt und dabei selbst einer seiner besten Kunden ist. An die einhundert Blätter befinden sich noch heute in der Sammlung Buchheim. Im Wohnhaus in Feldafing hingen Guilde-Lithografien im Treppenhaus und im Büro seiner Frau Diethild (1922–2014). Dem frankophilen Buchheim werden besonders die Werke von Klassikern wie Henri Laurens (1885–1954) oder Jacques Villon (1875–1963) am Herzen gelegen haben, auch die Kompositionen der Nouvelle École de Paris mit Alfred Manessier (1911–1993), Serge Poliakoff (1900–1969) oder Gustave Singier (1909–1984). Darüber hinaus gibt es aber auch Anknüpfungspunkte zur deutschen Vorkriegsmoderne mit Drucken von Max Ernst (1891–1976) und Willi Baumeister (1889–1955). Persönlich mag sich Buchheim im Werk des einen oder andern Künstlers sogar wiedergefunden haben. Viele gehören seiner Generation an.
Die Guilde gibt mehrere Serien unterschiedlicher Größe heraus: die Klassischen Serie mit einem Format von 56 x 38 cm, eine Großformatserie in 65 x 50 cm und eine Spezialserie mit unterschiedlichen Maßen. Die Auflage beträgt meist zwischen 200 und 240 Stück. Alle Drucke sind nummeriert und von den Künstlern signiert. Den Großteil bilden Lithografien in Schwarz-Weiß oder Farbe, hinzu kommen Stiche, Radierungen sowie manchmal Serigrafien und Holzschnitte. In einer Serie für den englischen Markt werden einzelne Werke in Farbvarianten gedruckt. Ausstellungen stellen die Guilde-Drucke dem interessierten Publikum vor, die Mitglieder sollen jährlich mindestens ein Blatt erwerben. Es ist vorgesehen, dass man über die Zeit seine Kollektion in einer Mappe sammelt und in ebenfalls angebotenen Wechselrahmen mit ihnen seine Wohnung immer wieder neu dekoriert. Die Kosten sind niedrig: 1951 kauft man ein schwarz-weißes Blatt für 15, ein farbiges für 25 Franken. Auch zehn Jahre später sind die Preise noch immer moderat: Ein Werk aus der Klassischen Serie erhält man für 40, die Großformate für 50 Franken. Die Auswahl steigt bis zum Tod Pierre Caillers und dem Ende der Guilde 1971 auf mehr als 800 verschiedene grafische Werke von über 300 Künstlern, wobei sich die Wege der beiden Gründer bereits 1955 wieder getrennt hatten und Cailler von da an die Guilde allein bzw. mit seiner Tochter führt.
RK
14.04.2021
Werke
Ausstellungen
ZEITGENÖSSISCHE FRANZÖSISCHE GRAPHIK, Galerie Buchheim-Militon, Frankfurt am Main, 1951ECHTE KUNST FÜR ALLE! DRUCKGRAFIK DER GUILDE INTERNATIONALE DE LA GRAVURE, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 21.02.2016–05.06.2016
Literatur
Anonym: »Internationale Gilde von Freunden der Graphik«, in: WELTKUNST, 21. Jg., Nr. 3 (01.02.1951), S. 4ESTAMPES DE LA GUILDE INTERNATIONALE DE LA GRAVURE. CATALOGUE GÉNÉRAL, GENERAL CATALOGUE, GENERALKATALOG, Ausst.-Kat. Musée d'art et d'industrie, Saint-Étienne, 1955
MODERNE FRANSE GRAFIEK. GUILDE INTERNATIONALE DE LA GRAVURE, Ausst.-Kat. Centraal Museum Utrecht (09.12.1955–01.02.1956)
Nane Cailler: »La Gravure. Guilde Internationale de la Gravure«, in: LES CAHIER D'ART–DOCUMENTS, H. 6 (03/1955), S. 1–16
Pierre Cailler: »La Guilde internationale de la gravure«, in: TYPOGRAFISCHE MONATSBLÄTTER, SCHWEIZER GRAFISCHE MITTEILUNGEN, 79. Jg., H. 10, (10/1960), S. 543–549