Provenienzprojekt Gemälde Klassische Moderne
01.10.2017–30.06.2018, 01.11.2018–31.01.2022 (in 50% Teilzeit)
Für das erste Provenienzforschungsprojekt am Buchheim Museum wurden 109 Gemälde aus der Sammlung ausgewählt, die nach 1870 und vor 1946 oder in unbekanntem Jahr im 20. Jahrhundert entstanden sind und die nicht von der Hand Lothar-Günther Buchheims oder seiner Mutter, der Künstlerin Charlotte Buchheim (1891–1964), stammen. Das Forschungsprojekt wurde basierend auf Verdachtsmomenten begonnen, die sich aus exemplarischen Rückseitenuntersuchungen von einigen Gemälden ergeben hatten, bei denen Etiketten mit Hinweisen auf belastete Provenienzen gefunden wurden. Darüber hinaus waren anhand der in der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim überlieferten annotierten Auktionskatalogen im Umfang von ca. 80 laufenden Metern gute Verbindungen zu einer Vielzahl einschlägig bekannter Auktionshäuser wie Weinmüller, später Neumeister, sowie Karl & Faber in München, Lempertz in Köln oder dem Kunstkabinett Ketterer in Stuttgart nachweisbar.
Ausgangsfragen für das Projekt waren: Wer waren die Voreigentümer und Voreigentümerinnen der Untersuchungsgegenstände zwischen 1933 und 1945? Handelt es sich dabei um Personen, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgungs- und Enteignungsmaßnahmen waren? Wenn sich die Voreigentümer und Voreigentümerinnen in diesem Zeitraum nicht identifizieren lassen, für welche und für wie viele Gemälde gibt es Hinweise auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug und wie sehen diese Hinweise aus?
Daher war es Ziel des Projektes, die Vorbesitzer-Chroniken für den Zeitraum 1933 bis 1945 möglichst lückenlos zu erforschen und nachhaltig zu dokumentieren und so NS-verfolgungsbedingt entzogene Gemälde zu identifizieren. Für solche Gemälde sollten faire und gerechte Lösungen mit den rechtmäßigen Eigentümern oder Eigentümerinnen bzw. den heutigen Erbnachfolgern gefunden werden.
Im Ergebnis konnten für 27 Gemälde konkrete Erwerbsnachweise sowie Vorbesitzer zwischen 1933 und 1945 identifiziert werden, so dass ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ausgeschlossen werden konnte (Ampelfarbe »grün«). Für 71 untersuchte Gemälde konnte die Provenienz für diesen Zeitraum jedoch nicht eindeutig geklärt werden (Ampelfarbe »gelb«). Für acht Gemälde erbrachten die Recherchen auch Hinweise auf einen möglichen NS-verfolgungsbedingten Entzug (Ampelfarbe »orange«). Insbesondere für diese Werke werden die Recherchen seither priorisiert fortgesetzt. Für zwei Gemälde hatten die Recherchen ergeben, dass diese NS-verfolgungsbedingt entzogen, nach dem Krieg an die Erben rückerstattet und über diese wieder in den Kunstmarkt gelangt waren (neue Ampelfarbe »blau«). Buchheim hat diese beiden Gemälde zu unterschiedlichen Zeitpunkten über den Kunsthandel erworben.
Im Oktober 2019 wurde mit der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen für die Werke begonnen, für die ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ausgeschlossen werden konnte. Schrittweise folgten weitere. Alle Ergebnisse dieses Projekts stehen seit 01.02.2022 online.
Ergänzend hierzu wurden die Ergebnisse des Forschungsprojektes in den Ausstellungsräumen unmittelbar vor den Gemälden mittels QR-Codes zur Sammlung Online sichtbar gemacht. Allen Besuchern und Besucherinnen des Buchheim Museums steht ein freier W-Lan-Anschluss zur Nutzung während des Aufenthaltes in den Ausstellungsräumen des Museums zur Verfügung.