Joseph Victor Bernard (1888–1970)

Joseph Victor Bernhard; Viktor Bernard



Fotograf/Fotografin unbekannt; LABO Berlin, BEG-Akte Reg.-Nr. 250 609


Joseph Victor Bernard wird in Rappoltsweiler, heute Ribeauvillé, im damals deutschen Oberelsass geboren. Ob er eine Akademie besucht oder eine Ausbildung absolviert, konnte bisher nicht recherchiert werden. Als Berufsbezeichnung gibt er stets Bildhauer an. Im Ersten Weltkrieg wird Bernard verwundet. Welcher Art die Verwundung ist, bleibt unklar, zumindest gibt er an, dass er für seine Arbeit »durch eine Kriegsbeschädigung« einen Presslufthammer benutzen müsse. Dies würde darauf hindeuten, dass er schwere Steinmetzarbeiten ausführt. Allerdings sind die im Original oder von Fotos bekannten Werke eher kleinformatige Schnitzereien oder Plastiken.
1925 kommt Bernard nach Berlin und zieht laut Berliner Adressbuch ins Atelierhaus in der Eisenacher Straße 103, wo auch Edvard Munch (1863–1944) und ihm folgend Max Beckmann (1884–1950) gewirkt hatten. 1926 heiratet Bernard Käte Robinson (1883–?), Witwe des Kaufmanns Hugo Robinson (1888–1924), die als Sammlerin expressionistischer Kunst Leihgaben für verschiedene Ausstellungen der 1920er-Jahre in Berlin zur Verfügung stellt. Inwieweit Bernard als Künstler erfolgreich ist, Werke ausstellt oder verkauft, ist bisher nicht bekannt. Emil Szittya (1886–1964) nimmt ihn 1932 in seine Abhandlung zu L'ART ALLEMAND EN FRANCE auf, bildet eine Bronze ab und bedauert, dass Bernard zwar ein guter Bildhauer sei, aber nur wenig arbeite.
Im Oktober 1933 emigriert Bernard gemeinsam mit seiner Frau Käte, die als Jüdin von rassischer Verfolgung bedroht ist, und der gemeinsamen Tochter Huguette nach Frankreich. Offiziell stellen sie es als Rückkehr ins Heimatland Victor Bernards dar. Zunächst wohnt die Familie zur Untermiete in Paris, dann ziehen sie nach Bellevue-Meudon (Seine-et-Oise). In den Akten der Volkszählung wird Bernard auch dort als Bildhauer geführt, doch ist er in den Museen Meudons, wo sich Auguste Rodins (1840–1917) ehemaliges Anwesen – das heutige Musée Rodin – befindet, unbekannt. Ende der 1950er-Jahre, vermutlich 1958, besucht Lothar-Günther Buchheim das Ehepaar Bernard in Bellevue und fotografiert im Atelier des Künstlers. Einige Zeit darauf ziehen Victor und Käte Bernard nach Haÿ-les-Roses (Val-de-Marne). Bernard stirbt im Krankenhaus von Longjumeau.

RK

18.06.2021
Emile Szittya: L'ART ALLEMAND EN FRANCE, Paris: Editions »La Zone«, 1932, S. 31 + Abb.

Markus Krause: MAX KAUS. WERKVERZEICHNIS DER DRUCKGRAFIK, München: Hirmer Verlag, 2016, S. 12

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