Ernst Penzoldt (1892–1955)



Fotograf/Fotografin unbekannt; Penzoldt-Privatarchiv


Ernst Penzoldt wird in Erlangen als vierter Sohn eines Arztes und Universitätsprofessors geboren. Seine drei Brüder wählen den Beruf des Vaters, auch für Ernst, den jüngsten, scheint dies der vorgezeichnete Weg. Die Mutter unterstützt hingegen seine künstlerischen Neigungen. Bereits als Schüler zeichnet er, bastelt ein Papiertheater für ein selbst geschriebenes Stück, fertigt Scherenschnitte, dichtet und verfasst seinen ersten Roman. Penzoldt will Künstler werden und geht 1911 an die Kunstakademie, Weimar, wo er ab 1912 in der Klasse von Albin Egger-Lienz (1868–1926) Malerei und Bildhauerei studiert. In Weimar trifft er Günther Stolle (1894–1917), in dem er einen Geistesverwandten erkennt und dem er viele seiner Dichtungen widmet. Gemeinsam wechseln sie 1913 an die Kunstakademie Kassel. 1914 erscheint ein Buch mit Penzoldts Scherenschnitten im Kunstwart-Verlag Georg D. W. Callwey in München unter dem Titel ALLERLEI HUMORE.

Bei Kriegsausbruch meldet Penzoldt sich freiwillig, wird wegen eines Nierenleidens zurückgewiesen und erschummelt sich doch den Einsatz in einer Sanitätseinheit. Zunächst in der Etappe eingesetzt, kommt er als Operationshelfer an die Front in Frankreich. Stolle fällt 1917, was Penzoldt in eine tiefe Depression stürzt. Er kehrt verstört aus dem Krieg heim, das Schreiben ist es, das ihm schließlich aus seiner Erstarrung hilft.

1919 veröffentlicht Penzoldt erste Texte in der Zeitschrift JUGEND. 1920 geht er nach München, wo er Ernst Heimeran (1902–1955) trifft, der ein lebenslanger enger Freund wird. 1921 gibt Hanfstaengel in München eine mit Zeichnungen von Penzoldt illustrierte Ausgabe des ROBINSON CRUSOE heraus. 1922 gründet Ernst Heimeran seinen Verlag. Dort erscheinen fortan viele von Penzoldts Werken. 1924 finden sich »Die Argonauten« zusammen. Penzoldt ist einer der Initiatoren und gestaltet die Werbemittel für die literarische Gesellschaft. Autoren wie Thomas (1875–1955) und Heinrich Mann (1871–1950), Hermann Hesse (1877–1962), Hans Carossa (1878–1956), Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) oder Stefan Zweig (1881–1942) lesen dort teils erstmals öffentlich aus ihren Werken.

Penzoldt arbeitet weiterhin als Maler und Bildhauer, vor allem aber intensiv als Autor und illustriert auch viele seiner Werke selbst. 1929 wird seine Novelle ETIENNE UND LUISE vorabgedruckt. Eine Namensgleichheit führt zu einem jahrelangen Prozess, den Penzoldt zwar verliert, der ihm jedoch deutschlandweite Bekanntheit verschafft. 1932 erscheint eine revidierte Fassung bei Reclam in Leipzig. Peter Suhrkamp (1891–1959) lernt Penzoldt auf einer Lesung kennen, publiziert viele seiner Bücher und wird zu einem verlässlichen Freund. Über ihn kommt auch der Kontakt zu Lothar-Günther Buchheim zustande, dessen erstes Buch 1941 beim S. Fischer Verlag erscheint. 1934 nimmt Penzoldt für seine bildnerischen Werke das Pseudonym Fritz Fliege an, eine Figur aus seiner in diesem Jahr im S. Fischer Verlag erschienenen Erzählung KLEINER ERDENWURM. 1937 entwirft er unter diesem Pseudonym Scherenschnitte als Reklame für die Produkte einer pharmazeutischen Firma. Suhrkamp holt ihn auch in die Werbeabteilung des S. Fischer Verlags, für den er ein neues Signet entwirft.

1939 wird Penzoldt als Sanitätsfeldwebel eingezogen und nimmt am Polenfeldzug teil. 1940 wird er bei Erreichen der Altersgrenze aus dem Militär entlassen, 1943 erneut rekrutiert, 1944 wegen Krankheit wieder entlassen. Seit langem laboriert Penzoldt an einem schweren Magenleiden, ein Teil des Magens ist bereits entfernt, Ende 1944 erleidet er eine schwere Magenblutung.

1948 wird Penzoldt in die Akademie der Schönen Künste München gewählt, er erhält den Kunstpreis für Literatur der Stadt. 1952 feiern er und Heimeran ihren 110. Geburtstag auf einem Fest im Hotel Bayerischer Hof. Ein Jahr später wird Penzoldt dramaturgischer Berater am Münchener Residenztheater. Doch im Dezember 1954 wird er aufgrund eines Herzinfarkts ins Krankenhaus eingeliefert, wo er im Januar des Folgejahres an einem zweiten Infarkt verstirbt.

RK

23.03.2020
Ernst Penzoldt: »›Akademische Freiheit‹ Oder. Vorschlag zur Güte an die Helden der Vorzeit«, in: ?, 12.02.1946

Ernst Penzoldt: LEBENSABRISS UND WERKVERZEICHNIS. ZUM FÜNFZIGSTEN GEBURTSTAG, München: Ernst Heimeran Verlag, 1942

WARUM ES KEINEN KRIEG GEBEN KANN. EIN CHINESISCHES MÄRCHEN, Weihnachtsgabe der Buchdruckerei H. Laupp jr Tübingen 1961

ERNST PENZOLDT. LEBEN UND WERK IN TEXTEN UND BILDERN, hrsg. v. Ulla Penzoldt und Volker Michels, 1. Aufl., Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1988

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