Martha Dix (1895–1985)

Martha Lindner; Martha Koch



Foto: Hugo Erfurth; aus: HUGO ERFURTH. PHOTOGRAPH ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE, Ausst.-Kat. Köln/Dresden/München 1992/93


Martha Lindner wird in Köln geboren und wächst in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Neben mehreren Fremdsprachen erlernt sie Klavierspielen und ist sehr kunstinteressiert. 1915 heiratet sie den Urologen Hans Koch (1881–1952). Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnen beide eine Galerie, das »Graphische Kabinett von Bergh und Co«, »Graphinett« genannt. Sie stellen Werke von Emil Nolde (1867–1956), Erich Heckel (1883–1970), Lyonel Feininger (1871–1956) und Otto Dix (1891–1969) aus. Hans Koch erwirbt vieles für seine eigene Sammlung. 1920 übernimmt J. B. Neumann (1887–1961) die Galerie als Dependance seines Berliner »Graphischen Kabinetts«.

Otto Dix kommt Ende 1921 auf Einladung von Johanna Ey (1864–1947), der großen Förderin der Avantgarde im Rheinland, und Hans Koch nach Düsseldorf. Koch bittet Dix, ihn zu malen. Es ist Dix‘ erster Porträtauftrag und er führt ihn im Hause Koch aus. Dabei entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen dem Maler und Martha. Hans Koch, der eigentlich eine Ehe mit Marthas Schwester angestrebt hatte, unterstützt die Beziehung seiner Frau zu Otto Dix. Es kommt zur Scheidung und Martha Koch und Otto Dix heiraten 1923. Die beiden Kinder aus erster Ehe bleiben bei Koch und Marthas Schwester, mit Otto Dix hat Martha eine Tochter und zwei Söhne. 1925 zieht Familie Dix nach Berlin. 1927 erhält Dix eine Professur an der Dresdner Akademie, aus der er 1933 entlassen wird. Otto und Martha Dix ziehen mit ihren Kindern ins Schloss Randegg im Landkreis Konstanz, das Hans Koch in der Inflationszeit erworben hatte und ihnen als Wohnsitz zur Verfügung stellt. Das Gebäude ist zwar herrschaftlich, aber sehr heruntergekommen. 1935/36 erbaut Martha Dix mit der Erbschaft ihres verstorbenen Vaters ein Haus in Hemmenhofen am Bodensee, wo die Familie fortan lebt.

Nach einem Herzinfarkt zieht Martha Dix 1979 nach Sarrians in die Provence. Das Haus in Hemmenhofen und die Rechte am Nachlass von Otto Dix übergibt sie 1983, zwei Jahre vor ihrem Tod, an die von ihr gegründete Otto-Dix-Stiftung.

RK

27.03.2020

Literatur

Thorsten Halling und Friedrich H. Moll (Hrsg.): UROLOGIE IM RHEINLAND, Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag, 2015

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