Colon-Figuren


Viele Holzschnitzer afrikanischer Ethnien haben in der Kolonialzeit Skulpturen geschaffen, die scheinbar Europäer abbilden. Die Darstellungen von Personen mit typischen Attributen der Kolonisatoren wurden von Museumskuratoren und Sammlern afrikanischer Kunst als COLON-Figuren bezeichnet. Schon lange vor der Kolonialzeit gab es jedoch derartige Figuren, ohne dass über deren Sinn und kultische Verwendung etwas bekannt wäre. Nur äußerst selten ist tatsächlich einmal ein Europäer dargestellt. In der Regel sind es Afrikaner mit europäischen Accessoires.

Gut belegt sind die COLON-Figuren der ethnischen Gruppe der Baule aus der Elfenbeinküste in Westafrika. Das Weltbild der Baule besagt, dass man vor der Geburt in einer anderen Welt lebt, in die man nach dem Tod zurückkehrt. In dieser anderen Welt hat jeder eine Familie und auch einen Traummann oder eine Traumfrau. Diese müssen regelmäßig mit kleinen Opfergaben bedacht werden, damit sie ihre irdischen Angehörigen nicht mit Krankheit, Schlafstörungen, Lustlosigkeit oder ungewöhnlicher Gereiztheit strafen. Um derartigen Heimsuchungen zu entgehen, lässt man oder frau ein Ebenbild des Traummannes oder der Traumfrau anfertigen, das dann hingebungsvoll umsorgt wird. Der perfekte Traummann trägt auffällig bunte europäische Kleidung und besitzt Prestigeobjekte wie einen Fotoapparat. Die perfekte Traumfrau ist eine grazile Augenweide. Buchheim hat ausschließlich Traummänner für seine Sammlung erworben – diese aber in allen Größen.

24.11.2023



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