Zigarrenpresse mit Rembrandt-Pastellkreiden und Murmeln
um 1978
Holz, Papier, Pigment, Glas, beklebt und bedruckt
Objektmaß 61,0 x 12,0 x 7,0 cm
Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See
Inventarnummer: 6.00001
Sammlungsbereich:
Materialien
Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung
Ob es sich bei diesem Stück um einen Kasten mit dem Handwerkszeug eines Künstlers oder ein Kunstobjekt handelt, ist heute nicht mehr auszumachen. Aber ist das in einem Haus wie dem Buchheims, wo Schönheit auch im Alltagsgegenstand erkannt wird, überhaupt wichtig? Buchheim hatte das Objekt in seinem Künstleratelier im Oberstock des sogenannten Kavalierhauses auf dem Schreibtisch stehen. Dieses stand unterhalb der Grünen Galerie, dem ehemaligen Museum der Nebensammlungen. Eine Widmung im Innern des Kastens lässt darauf schließen, dass er ihm 1978 von F. Ehrenwith geschenkt worden ist. Die Identität dieser Person und deren Beziehung zu Buchheim konnte bisher nicht geklärt werden.Die Rembrandt-Kreiden im Kasten wirken im Gegensatz zum reichen Fundus an Malutensilien in Buchheims Nachlass unbenutzt. Außerdem haben sich dort keine Rembrandt-Kreiden erhalten. Buchheim scheint seine Pastelle also mit den Produkten anderer Firmen geschaffen zu haben, was irgendwann einmal eine maltechnische Untersuchung herausfinden könnte. Zum Vergleich und zur Bestimmung von Pigmenten, Farben und Tuschen baut das Münchner Doerner Institut, das zu den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gehört, seit Jahrzehnten eine Sammlung an historischen Malmaterialien auf. Auch Buchheims Künstlerwerkzeug wurde von der Buchheim Stiftung dem Doerner Institut für deren Forschung geschenkt. Einige wenige Farben, Kreiden und Utensilien wurden für Präsentationen, die sich dem Künstler Lothar Günther Buchheim widmen, im Buchheim Museum behalten.
Bei dem Holzkasten, in dem die Kreiden nach Farben sortiert liegen, handelt es sich nicht um eine für die Aufbewahrung von zu Stangen gepressten Pigmenten hergestellte Schatulle, sondern um eine Zigarrenpresse. Üblicherweise wird dieses Gerät also dafür verwendet, aus Tabak Rauchwerk herzustellen. Da der Kasten darüber hinaus mit Etiketten versehen ist, diente er vermutlich anschließend auch als ansprechende Verpackung beim Verkauf. Buchheim war kein Raucher, seine Frau Diethild bevorzugte Zigaretten. Für eine Zigarrenpresse gab es demnach im Haushalt Buchheim keine Verwendung. Vielmehr ist anzunehmen, dass es sich um eine Zweitverwendung handelt, nachdem die darin ursprünglich enthaltenen 20 Zigarren geraucht worden waren.
Das Objekt vereint neben Malmitteln und Raucherwerkzeug auch ein beliebtes Kinderspielzeug: Glasmurmeln. Solche wurden in Buchheims Grüner Galerie an die Besucher ausgegeben und am Ende des Rundgangs wieder eingesammelt. Vor allem Kinder sollten dadurch davon abgehalten werden, die vielen mehr oder weniger frei im Haus präsentierten Gegenstände, zu denen nicht wenige Spielzeuge gehörten, zu berühren oder gar in die Hand zu nehmen. Doch auch bei Erwachsenen half dieser Trick, dem Drang Einhalt zu gebieten, die kuriosen und schönen Ausstellungsstücke auch mit dem Tastsinn zu erfahren, mussten die Murmeln doch während des Besuchs immerfort in den Händen gehalten werden.
RK
11.08.2021
Beschriftungen
außen l. Klebeetikett (gedruckt): ILONA / PRIMEROSaußen m. Klebeetikett (gedruckt): PROVEEDORA DE LA / REAL CASA / MARCA / PREFERIDA / FLOR EXTRA FINA / DEP. 66968.
außen r. Nass-Stempel (in Braun): Hier öffnen / und / schliessen
innen l. gewidmet und datiert (in Bleistift): für L. G. Buchheim / von F. Ehrenwith / 6. II. 1978
Erwerb
seit 08.03.2014: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Diethild Buchheim (1922–2014), FeldafingSammlung Buchheim