Béla Czene (1911–1999)



Fotograf/Fotografin unbekannt; Familienbesitz


Belá Czene wird als Sohn eines Malers in Isaszeg geboren. 1930–1935 ist er Schüler von Gyula Rudnay (1878–1957) an der Ungarischen Akademie der bildenden Künste. Bereits seit 1932 stellt er regelmäßig erfolgreich aus, was ihn dazu veranlasst, die Akademie vorzeitig und ohne Abschluss zu verlassen. Er gewinnt 1937 den Jugendpreis des Budapester Kunstvereins. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Künstlerin Erzsébet Hikádi (1911–2008) erhält er 1938 ein Stipendium für die Accademia d’Ungheria in Rom. Junge ungarische Künstler sollten so auf der Basis von zeitgenössischer italienischer Kunst ihren eigenen Stil entwickeln, anstatt sich an deutschen oder französischen Künstlern zu orientieren. Für Czene beginnt in Rom eine lebenslange Auseinandersetzung mit der Antike und der Frescomalerei der Rennaissance, insbesondere Leonardo da Vinci (1452–1519), Domenico Ghirlandaio (1448–1494) und Francesco del Cossa (1430–1477) avancieren zu seinen Inspirationsquellen.

Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, kehren sie nach Ungarn zurück. Czene kann zunächst noch arbeiten und ist an vielen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. 1942 erhält er den Balló Ede Preis, 1943 den Ferenc József Stiftungspreis. Um 1944 wird er Soldat und gerät im Nordwesten Ungarns in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Im Lager porträtiert Czene die Offiziere und erarbeitet sich so eine Sonderstellung, die ihm vermutlich weitere Jahre Kriegsgefangenschaft in Sibirien erspart.

Nach dem Krieg tritt Czene der Kommunistischen Partei Ungarns bei. Er beteiligt sich an der künstlerischen Bildung der Arbeiterklasse und wendet sich eine Zeit lang sogar dem Sozialistischen Realismus zu. Er handelt aus Überzeugung, eine neue Gesellschaft mit aufbauen zu können, doch beim Volksaufstand 1956 ist er bereits so desillusioniert, dass er sich immer mehr ins Private zurückzieht.

Ab Mitte der 1960er-Jahre, als Ungarn sich nach und nach wieder öffnet, kann Czene erneut nach Italien reisen. Fortan verbringt er viele Wochen mit der ganzen Familie im Land seiner Sehnsucht. Bis ins hohe Alter bleibt Czene aktiv. Nun stellt er mehr und mehr das moderne Leben in seinem ganz eigenen neoklassizistischen Stil dar. Seine bevorzugten Themen sind Straßenszenen und Landschaften, außerdem Interieurs mit extravagant gekleideten jungen Frauen oder Akten, die in Magazinen oder Kunstbüchern blättern. Auch wenn Czene nicht mehr an die Erfolge der 1940er-Jahre anknüpfen kann, ist er doch auch im Alter ein weithin anerkannter und beliebter Künstler. Er stirbt in Budapest.

RK

18.01.2022

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