Wilhelm Rudolph (1889–1982)



Foto: Lothar-Günther Buchheim; © Buchheim Stiftung, Bernried


Wilhelm Rudolph wird als Sohn eines Webstuhlmonteurs in Chemnitz geboren. Eine Lehre als Textilmusterzeichner bricht er ab und beginnt eine als Lithograf. Ein Stipendium des Grafen Friedrich Vitzthum von Eckstädt (1855–1936) ermöglicht ihm 1908 ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden. Er besucht die Kurse von Robert Sterl (1867–1932) und wird Meisterschüler von Carl Bantzer (1857–1941). Von der Hochschule weg eingezogen, dient Rudolph den gesamten Ersten Weltkrieg als Infanterist. Mitten im Krieg, 1915, zeigt die Galerie Arnold in Dresden eines seiner Werke.

Zurück in Dresden beginnt Rudolph ein Leben als freier Künstler. 1920 wird er Mitglied der »Künstlervereinigung Dresden« und verkauft auf Vermittlung von Curt Glaser (1879–1943) seine ersten Holzschnitte ans Berliner Kupferstichkabinett. Die Galerie Emil Richter in Dresden zeigt 1924 sein gesamtes bisheriges Holzschnittwerk. Im selben Jahr stellt er in der Galerie Dr. Goldschmidt – Dr. Wallerstein in Berlin aus. Die »Künstlervereinigung Dresden« beruft ihn in ihre Aufnahme-Jury. Als Mitglied des kommunistischen Künstlerbunds »Rote Gruppe« wird seine Kunst auf der ALLGEMEINEN DEUTSCHEN KUNSTAUSSTELLUNG in Moskau, Leningrad und Saratow gezeigt. 1929 ist der Künstler an der Ausstellung NEUE SACHLICHKEIT im Amsterdamer Stedelijk Museum beteiligt. 1931 kann er erneut sein nun weiter angewachsenes Holzschnittwerk in der Neuen Galerie Fides in Dresden zeigen.

1932 wird Rudolph Lehrer an der Akademie für den Abendakt. Drei Jahre später beruft man ihn auf Vermittlung von Ferdinand Dorsch (1875–1938) zum Professor für Malerei. Lothar-Günther Buchheim (1918–2007), der ab dem Herbstsemester 1937/38 an der Dresdner Akademie studiert, lernt ihn hier kennen. Zwar studiert er nicht offiziell bei ihm, doch es entwickelt sich eine enge Freundschaft. Mehrere Porträtaufnahmen und Briefe zeugen von dem herzlichen Verhältnis, obwohl sie sich siezen. Bereits 1940 erwirbt Buchheim drei Holzschnitte von Rudolph , und nach seiner Meldung zur Marine schickt er ihm offenbar Köstlichkeiten aus Frankreich.

Rudolphs Kunst ist 1933 im Rathaus in Dresden auf einer der ersten Ausstellungen ENTARTETE KUNST zu sehen. 1938 wird er als politisch untragbar aus dem Lehramt entlassen und erhält Ausstellungsverbot. In privaten Galerien wie der Kunstausstellung Kühl in Dresden kann er aber noch einzelne Werke zeigen. Rudolph bleibt in Dresden und verliert bei der Bombardierung der Stadt am 13.02.1945 einen Großteil seines Werkes.

Rudolph ist 1946 auf der ERSTEN DEUTSCHEN KUNSTAUSSTELLUNG in Dresden vertreten. Bis 1949 ist er wieder als Professor an der Akademie tätig, danach arbeitet er freischaffend. 1958 erscheint im Dresdner Verlag der Kunst ein Büchlein zu seinen Holzschnitten, das als Lizenzausgabe auch im Buchheim Verlag in Feldafing erscheint. Ein Jahr später erwirbt das Kupferstichkabinett der Elbestadt seine Folge »Das zerstörte Dresden«. 1960 wird Rudolph eine erste Retrospektive vom Albertinum ausgerichtet. Im Jahr darauf erhält der den Nationalpreis der DDR, den Martin-Andersen-Nexö-Preis der Stadt Dresden und den Kunstpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds, der ihm fünf Jahre später erneut zugesprochen wird. Rudolphs Schüler Gotthard Graubner (1930–2013) bewirkt, dass 1975/76 in der Düsseldorfer Kunsthalle die Ausstellung WILHELM RUDOLPH. GEMÄLDE, AQUARELLE, ZEICHNUNGEN, HOLZSCHNITTE stattfindet. 1977 folgt eine weitere Retrospektive in der Nationalgalerie Berlin (Ost).

1978 erhält Rudolph den Vaterländischen Verdienstorden der DDR. Zu Ehren seines 90. Geburtstags wird er zum Ehrenbürger der Stadt Dresden ernannt und erhält im Jahr darauf den Nationalpreis I. Klasse der DDR. Seine Heimatstadt macht ihn 1982 zum Ehrenbürger. Rudolph stirbt in Dresden, sein künstlerischer Nachlass geht testamentarisch an die Museen der DDR, insbesondere an die seiner Heimatstadt Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz).

RK

15.12.2021
DER DEUTSCHE EXPRESSIONISMUS – ドイツ表現派展, Seibu-Warenhaus, Tokio, 13.04.1963–14.05.1963
WILHELM RUDOLPH. HOLZSCHNITTE AUS ZWEI JAHRZEHNTEN, m. e. Text v. Wilhelm Rudolph, Dresden: Verlag der Kunst, 1958

WILHELM RUDOLPH. HOLZSCHNITTE AUS ZWEI JAHRZEHNTEN, m. e. Text v. Wilhelm Rudolph, Feldafing: Buchheim Verlag, [1958]

WILHELM RUDOLPH. GEMÄLDE, AQUARELLE, ZEICHNUNGEN, HOLZSCHNITTE, Ausst.-Kat. Städtische Kunsthalle Düsseldorf (05.12.1975–25.01.1976)

WILHELM RUDOLPH. DRESDEN DDR. ÖLBILDER, AQUARELLE, ZEICHNUNGEN, HOLZSCHNITTE, Ausst.-Kat. Galerie Döbele, Ravensburg (28.08.–09.10.1982)

NEUE SACHLICHKEIT IN DRESDEN, hrsg. v. Birgit Dalbajewa für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden/Galerie Neue Meister, m. Texten von Stephan Dahme, Birgit Dalbajewa, Andreas Dehmer, Ruth Heftrig, Katharina Hoins, Maria Körber, Judith Kühnle, Mathias Wagner, Kati Renner, Konstanze Krüger, Rolf Günther, Michael Hering, Frizzi Krella, Claudia Maria Müller, Matthias Müller, Karin Müller-Kelwing, Holger Peter Saupe, Johannes Schmidt, Daniel Spanke, Stefan Voerkel, Rainer Wandel, Astrid Nielsen, Agnes Matthias, Wolfgang Hesse, Ausst.-Kat. Kunsthalle im Lisiusbau Dresden, Brühlsche Terrasse (01.10.2011–08.01.2012), Dresden: Sandstein Verlag, 2011

Weitere Künstler