Georg Tappert (1880–1957)



Fotograf/Fotografin unbekannt; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Deutsches Kunstarchiv, NL TappertGeorg IA3-0056a_1.


Georg Tappert wird als Sohn eines Schneiders in einem Berliner Hinterhof geboren. Er tritt zunächst in die Fußstapfen des Vaters und ist nach einer Schneiderlehre und der Gesellenprüfung im Berliner Modehaus Gerson angestellt, wendet sich dann aber mehr und mehr der bildenden Kunst zu. 1900–1903 studiert Tappert an der Großherzoglichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe. Zu seinen Kommilitonen zählen Karl Hofer (1878–1955), Emil Rudolf Weiß (1875–1942) und Alexander Kanoldt (1881–1939). Nach dem Studium ist er kurzzeitig Assistent bei Paul Schultze-Naumburg (1869–1949) an den Saalecker Werkstätten. Anschließend geht Tappert nach Berlin und erhält 1905 in der Galerie Paul Cassirer eine erste Einzelausstellung.

Im gleichen Jahr zieht Tappert nach Worpswede und eröffnet 1907 dort eine eigene Kunstschule. Unter den Worpsweder Künstlern hat er den engsten Kontakt zu Paula Modersohn-Becker (1876–1907) und Heinrich Vogeler (18472–1942). Wilhelm Morgner wird sein Schüler (1891–1917) und Freund. Als dieser an der Front fällt, trifft das Tappert schwer und er widmet sich zeitlebens der Pflege von Morgners Werk.

1909 kehrt Tappert nach Berlin zurück. Nachdem er mehrfach in der »Berliner Secession« ausgestellt hatte, werden 1910 seine eingereichten Werke abgelehnt. Vielen weiteren jüngeren Künstlern geht es ebenso. Tappert wird daraufhin gemeinsam mit Max Pechstein (1881–1955) zur treibenden Kraft bei der Gründung der »Neuen Secession« noch im selben Jahr. Während über Pechstein die Maler der »Brücke« zur »Neuen Secession« kommen, stellt Tappert den Kontakt zu Künstlern wie Franz Marc (1880–1916) und Wassily Kandinsky (1866–1944) her. Tappert gründet gemeinsam mit Moriz Melzer (1877–1966) eine private Kunstschule und unterstützt Franz Pfemfert (1879–1954) bei dessen Zeitschrift DIE AKTION. 1912 nimmt er an der Sonderbundausstellung in Köln teil und stellt zwei Jahre später im Graphischen Kabinett J. B. Neumann in Berlin aus.

1915 wird Tappert zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Infanterie-Ausbildung in Lothringen wird er zurück nach Berlin zur Fliegertruppe versetzt und kann dort fern der Front seiner künstlerischen Tätigkeit weiter nachgehen. 1916 erscheint ein Tappert-Sonderheft der AKTION. Kurz nach dem Krieg ist der Maler Mitbegründer der »Novembergruppe« und Mitglied des »Arbeitsrates für Kunst«. An der Staatlichen Kunstschule nimmt Tappert eine Lehrtätigkeit an. Als Otto Mueller (1874–1930) 1919 an die Breslauer Akademie berufen wird, übernimmt er dessen Berliner Wohnung. 1921 wird Tappert zum Professor an der Staatlichen Kunstschule ernannt und in den Vorstand des Werkbundes gewählt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Tappert 1933 aus seinem Lehramt entlassen, nach Intervention Alexander Kanoldts, der seit 1932 Direktor der Berliner Kunsthochschule ist, kurzzeitig wieder eingestellt, 1937 aber endgültig mit einem Lehr- und Ausstellungsverbot belegt. Seine Werke werden im Zuge der Aktion »Entartete Kunst« beschlagnahmt und in den Ausstellungen gebrandmarkt. Viele der Werke, die sich noch in seinem Besitz befunden hatten, gehen durch Kriegseinwirkung verloren oder werden zerstört. Nach dem Krieg setzt sich Tappert für die Erneuerung der Lehre ein. Seine eigene künstlerische Tätigkeit nimmt er nicht wieder auf. Bis vier Jahre vor seinem Tod lehrt er an der Hochschule der Künste Berlin und ist Stellvertreter des Direktors, seines ehemaligen Kommilitonen Karl Hofer. Nach seinem Ausscheiden aus der Lehre wird ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.

1980 erscheint das von Gerhard Wietek (1923–2012) zusammengestellte Werkverzeichnis der Gemälde. Tapperts dritte Ehefrau gründet 1993 die Georg-Tappert-Stiftung am Schleswig Holsteinischen Landesmuseum Schloß Gottorf, wo sich heute der Hauptteil seines künstlerischen Nachlasses befindet. Ein großes Konvolut mit Landschaften aus der Fränkischen Schweiz geht 1995 an die Städtischen Kunstsammlungen Bayreuth. Ein Jahr später gibt Wietek das Werkverzeichnis der Druckgrafik heraus. Seit 2000 befindet sich der schriftliche Nachlass von Tappert im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.

RK

30.08.2021
DIE NEUE SECESSION BERLIN. AUSSTELLUNG VON WERKEN ZURÜCKGEWIESENER DER BERLINER SECESSION 1910, Galerie Maximilian Macht, Berlin, 15.05.1910–15.07.1910, verlängert bis Ende September

DIE NEUE SECESSION BERLIN. I. GRAPHISCHE AUSSTELLUNG / AUSSTELLUNG VON WERKEN DER ZECIHNENDEN KÜNSTE, Galerie Maximilian Macht, Berlin, 01.10.1910–30.11.1910

DIE NEUE SECESSION BERLIN. III. AUSSTELLUNG. GEMÄLDE, Galerie Maximilian Macht, Berlin, 18.02.1911–Mitte 04/1911

DIE NEUE SECESSION BERLIN. IV. AUSSTELLUNG. GEMÄLDE, Neue Secession, Berlin, 18.11.1911–31.01.1912

DIE NEUE SECESSION BERLIN. V. AUSSTELLUNG. ZEICHNENDE KÜNSTE. PLASTIK, Neue Secession, Berlin, 09.03.1912–?

DIE NEUE SECESSION BERLIN. X. AUSSTELLUNG DER ZEITSCHRIFT DER STURM, Zeitschrift DER STURM, Berlin, 09.12.1912–31.12.1912

DIE NEUE SECESSION BERLIN. VI. AUSSTELLUNG, Neue Galerie, Berlin, 12.04.1914–12.05.1914
JA! STIMMEN DES ARBEITSRATES FÜR KUNST IN BERLIN, Charlottenburg: Verlag Photographische Gesellschaft, 1919

Gerhard Wietek: GEORG TAPPERT. EIN WEGBEREITER DER DEUTSCHEN MODERNE 1880–1957, München: Verlag Karl Thiemig AG, 1980

GEORG TAPPERT. DAS VERMÄCHTNIS. WERKE DER GEORG-TAPPERT-STIFTUNG. GEMÄLDE, AQUARELLE, ZEICHNUNGEN, DRUCKGRAPHIK, PHOTOGRAPHIEN, hrsg. v. Brigitte Wenzel, m. Texten von Gerhard Ausleger, Theodor Däubler, R. A. Dietrich, Wassily Kandinsky, Wilhelm Morgner, Georg Tappert, Heinz Spielmann, Gerhard Wietek, Brigitte Wetzel, Ausst.-Kat. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloß Gottorf, Dependance Kloster Cismar (11.06.–22.10.1995)

Gerhard Wietek: GEORG TAPPERT. WERKVERZEICHNIS DER DRUCKGRAPHIK, Köln: Druck- und Verlagshaus Wienand, 1996

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