Benno Wundshammer (1913–1986)

Benedikt Heinrich Wundshammer; Heinrich Benedikt



bpk / Benno Wundshammer


Benno Wundshammer wird in Köln geboren, sein Vater arbeitet als Prokurist beim Verlag DuMont Schauberg. Als Benno Wundshammer zu seinem 14. Geburtstag eine Kamera bekommt, beginnt er zu fotografieren. 1930 verlässt er auf Wunsch seines Vaters die Schule und beginnt von ihm vermittelt eine Lehre als Chemigraf und Reproduktionsfotograf bei der KÖLNISCHEN ZEITUNG. Mit den Inhalten und den Arbeitsbedingungen seiner Lehre unzufrieden besucht er an den verlagseigenen Werkschulen Kurse für Zeichnen, Malen, Schreiben und grafische Gestaltung. In seiner Freizeit wird er Mitglied eines Boxvereins. Da die Zwänge einer Anstellung seinem unabhängigen Temperament zuwiderlaufen, versucht er sich nach Abschluss der Ausbildung als freier Fotograf. Mittlerweile besitzt er eine Leica, und es gelingt ihm, verschiedene Fotos an Zeitschriften zu verkaufen. Er fotografiert auf privaten Festen und bei Sportveranstaltungen. 1935 wird er Mitglied im Reichsverband der Deutschen Presse, die Grundlage dafür, dass er weiterhin als Fotoreporter arbeiten kann. Kurzzeitig lässt sich Wundshammer wieder bei DuMont Schauberg in der verlagseigenen Bildagentur Westbild anstellen, ist ab 1937 aber wieder freiberuflich tätig. Er wendet sich ausschließlich der Sportfotografie zu und publiziert insbesondere in der WESTDEUTSCHEN FUSSBALLZEITUNG zahlreiche Bildstrecken.

Als Wundshammer 1938 eine Anstellung bei der Berliner Sportpresseagentur Schirner angeboten wird, zieht er nach Berlin. Der Vertrag kommt nicht zustande, da sein Wunsch, auch weiterhin frei für andere Auftraggeber arbeiten zu können, nicht akzeptiert wird. Trotzdem bleibt er in Berlin und ist in der Hauptstadt für viele Sportzeitschriften und für den Reichssportbund tätig. Seine Berichterstattung über das NS-Fliegerkorps und die Reichsflugschule für Motorsport in Rangsdorf bei Berlin sowie die Deutsche Kunststaffel bringt Wundshammer zur Fliegerei. Am 21. August 1939 wird er zu einer vierwöchigen Übung bei der Luftwaffe eingezogen und als Sonderführer G und Mitglied der Luftwaffen-Kriegsberichter-Kompanie 1 dem Kampfgeschwader Hindenburg zugewiesen. Bereits am 2. September beginnt für ihn der Kriegseinsatz in Polen. Er ist auf dem Platz des Heckschützen bei Feindflügen nicht Bildberichterstatter, sondern auch für die Verteidigung des Flugzeugs verantwortlich.

Nach dem Polenfeldzug wird Wundshammer gegen England eingesetzt. Danach dokumentiert er in Norwegen und Frankreich sowohl Kampfflüge als auch das Leben der Soldaten am Boden. Im Oktober 1939 wird Wundshammer das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen, er wird als Sonderführer Z in den Offiziersrang erhoben und erhält im Juni 1940 das Eiserne Kreuz I. Klasse. Den Krieg sieht Wundshammer als Herausforderung für seine Männlichkeit, als Abenteuer und eine Möglichkeit, andere Länder kennen zu lernen. Seine privaten Tagebücher zeigen keinen überzeugten Nationalsozialisten. Trotzdem ist er ein geschickter Lieferant erfolgreicher Bildberichte und packender Texte im Sinne der nationalsozialistischen Kriegspropaganda.

An Wundshammers 27. Geburtstag wird sein Flugzeug abgeschossen, die drei Mitinsassen werden schwer verwundet. Er selbst bleibt zwar unverletzt, doch weitere Ereignisse führen ihm wieder und wieder die Bedrohung seines Lebens vor Augen. Er entwickelt eine Flugangst und versucht erfolglos, sich von der Front zurück ins Reich versetzen zu lassen. Mühsam überwindet er seine Panik und fliegt wieder bei Einsätzen mit. Im Frühjahr 1941 nimmt er am Balkanfeldzug teil, anschließend ist er in Leningrad, berichtet aus Norwegen über die Kämpfe bei Murmansk, bis er schließlich bei und in Stalingrad stationiert ist. Von der Ostfront kommt Wundshammer Ende 1942/Anfang 1943 nach Nordafrika, anschließend berichtet er aus Italien.

Seit Mai 1942 ist Wundshammer Sonderberichterstatter der Auslandspropagandaillustrierten SIGNAL, die in mehreren Sprachen in den besetzten Gebieten erscheint und sich im Stil am amerikanischen Magazin LIFE orientiert. Anfang 1944 wechselt er in die Schriftleitung der Zeitschrift und wird Ende des Jahres stellvertretender Chefredakteur. Nach Zerstörung der Berliner Redaktionsräume leitet er die Evakuierung der Zeitschrift nach Franken. Ein Streit mit seinem Vorgesetzten führt dazu, dass er aus der Schriftleitung entlassen und zur Berichterstattung in die Lausitz versetzt wird. Kurz vor Kriegsende erhält er einen Marschbefehl nach Italien. Doch er setzt sich in Bayern ab, wo er kurzzeitig in amerikanische Kriegsgefangenschaft gerät.

Bereits in der Gefangenschaft übersetzt Wundshammer für die Amerikaner, sein Entnazifizierungsverfahren stuft ihn als entlastet ein. Kurzzeitig arbeitet er an der von Erich Kästner (1899–1974) herausgegebenen Jugendzeitschrift PINGUIN mit. Doch er möchte wieder als Fotojournalist tätig sein. Die Kontakte aus seiner Bildberichterzeit helfen ihm beim Neuanfang. Sein ehemaliger Vorgesetzter bei SIGNAL vermittelt ihm Aufträge für die Zeitschrift REVUE. 1957 wechselt er zur Illustrierten QUICK. Einen der Mitbegründer der Zeitschrift, den Fotografen Hanns Hubmann (1910–1996), kennt er noch aus der gemeinsamen PK-Zeit. Wundshammer fotografiert in diesen Jahren vor allem in den Bereichen Politik, Starrummel und Jetset, zunehmend auch in Farbe.

Beim Verkauf der QUICK an neue Inhaber verliert Wundshammer 1970 seine Arbeit. Er versucht vergeblich, seine Fotografien aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in eigenen Buchprojekten zu vermarkten. Enttäuscht und verbittert stirbt er in Rottach-Egern am Tegernsee. Sein Nachlass befindet sich im Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin.

RK

10.01.2022
Eugen Skasa-Weiß: »L. G. Buchheim: Künstler, Handwerker, Autor«, m. Fotografien v. Benno Wundshammer, in: DAS SCHÖNSTE. DIE MONATSCHRIFT FÜR ALLE FREUNDE DER SCHÖNEN KÜNSTE, 3. Jg., H. 8 (08/1957), S. 44–45

Sebastian Kindler: »Vom Sportreporter zum Propagandafotografen der Wehrmacht«, in: PROPAGANDA-FOTOGRAF IM ZWEITEN WELTKRIEG. BENNO WUNDSHAMMER, m. Texten von Margot Blank, Alexander Zöller, Sebastian Kindler, Jelena Koloskowa, Ausst.-Kat. Deutsches-Russisches Museum, Berlin-Karlshorst (12.11.2014–08.02.2015), Berlin: Christoph Links Verlag, 2014, S. 32–49

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