Kunstkabinett Klihm


Der am 7. Dezember 1916 in Düsseldorf geborene Hans Hellmut Klihm (1916–1980) studiert Kunstgeschichte in München. Sein Studium schließt er 1941 mit einer Promotion ab. Kurz darauf beginnt eine Tätigkeit als Mitarbeiter in der Kunsthandlung Galerie für Alte Kunst GmbH in München. Diese war eine durch »Arisierung« 1936 von Walter Bornheim (1888–1971) übernommene Antiquitätenhandlung, ehemals bekannt als Kunsthandlung A. S. Drey. Den Recherchen von Sebastian Peters nach beginnt Klihm spätestens im Dezember 1944 für den »Sonderauftrag Linz« zu arbeiten. Seine Hauptaufgabe ist die Katalogisierung der Grafiksammlung, wodurch er in direkte Handelsbeziehungen zu Kunsthändlern tritt, die Angebote an den »Sonderauftrag Linz« richten. Peters weist jedoch darauf hin, dass nicht belegt ist, ob er im Auftrag des »Sonderbeauftragten für das Führermuseum«, Hermann Voss (1884–1969), handelt oder selbst Ankäufe tätigt. Bis Mitte März 1945 ist er in dieser Funktion tätig, erst in Dresden, später im Depot Schloss Weesenstein. Ohne Entnazifizierungsverfahren setzt Klihm seine kunsthändlerische Tätigkeit und seine Kontakte nach 1945 fort. So gründet er 1946 das Kunstkabinett Klihm in der Martiusstraße 6 in München, später angesiedelt in der Franz-Joseph-Straße 9. Im Lizenzierungsverfahren mit der amerikanischen Militärregierung verweist er darauf, dass er bereits vor offizieller Gründung seines Betriebes einzelne Verkäufe an Museen und Privatpersonen tätigte. Als Händler von Kunstwerken der klassischen Moderne taucht Klihm in vielen Objektrecherchen von Kolleginnen und Kollegen auf. Seine Erwerbungsquellen sind nicht immer rekonstruierbar, so dass seine Rolle als Händler oftmals ungeklärt wenn nicht sogar zweifelhaft ist, wie die Fundmeldungen auf Lostart.de zu Werken mit einer Klihm-Provenienz verdeutlichen. Teilweise bezieht er aber auch Werke direkt aus Künstlereigentum bzw. -nachlässen. Nach Klihms Tod 1980 werden die Geschäfte wohl von seiner Ehefrau Erika weitergeführt. Die Löschung der Firma aus dem Handelsregister erfolgt erst am 23. August 2010. Die private Kunstsammlung des Ehepaars Klihm wird am 6. Mai 2020 bei Ketterer Kunst München versteigert. Im Vorwort des Katalogs wird hervorgehoben, dass Klihm persönliche Beziehungen zu vielen Künstlern pflegte und mit Carl Hofer (1878–1955), Otto Dix (1891–1969), László Moholy-Nagy (1895–1946), Herbert Bayer (1900–1985) und Mac Zimmermann (1912–1995) befreundet war, woraus sich ebenfalls Verkaufs- bzw. Vermittlungsgeschäfte ergeben haben, die entsprechend unkritisch zu bewerten sind.

Ein Geschäftsnachlass des Kunstkabinetts Klihm ist uns bisher nicht bekannt. Ein Teilnachlass, der 1976/77 im Zusammenhang mit einer Otto-Dix-Ausstellung steht, befindet sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum. Sebastian Peters Recherchen zu Klihm basieren auf seinen Quellenrecherchen im Nachlass des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895–1964). So belegen diese, dass Gurlitt und Klihm vor allem Ende der 1940er-Jahre miteinander in Kontakt standen und ihm Gurlitt 1948 mehrere Werke aus Privatbesitz in Aachen und Düren vermittelt. Auch Werke aus seiner eigenen Sammlung bietet er Klihm 1947 zum Erwerb an, darunter auch Arbeiten, die im Rahmen der sogenannten Aktion »Entartete Kunst« 1937 aus deutschen Museen beschlagnahmt worden waren. In der geschäftlichen Korrespondenz von Hildebrand Gurlitt ist eine Liste mit Werken überliefert, die Klihm als Kommissionsware von Gurlitt spätestens im März 1948 erhält. Dokumentiert ist verschiedene Grafik von Max Beckmann (1884–1950), Heinrich Campendonk (1889–1957), Charles Despiau (1874–1946), George Grosz (1893–1959), Rudolf Grossmann (1882–1941), Carl Hofer, Oskar Kokoschka (1886–1980), Emil Nolde (1867–1956), Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) und auch Erich Heckel (1883–1970). Das im Sammlungsbestand befindliche Aquarell »Zwei Mädchen« (Inv. 1.00016) befindet sich nicht darunter.

JL

06.03.2024

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