Kunsthandlung A. Blumenreich

Blumenreich's Versand GmbH; A. Blumenreich Verlag & Versand GmbH; A. Blumenreich Kunsthandlung GmbH



Anzeige aus: DER QUERSCHNITT, Sommerheft 1922, Bibliothek im Buchheim Museum der Phantasie


Arnold Blumenreich (1875–1943) stammt aus Berlin. Er beginnt seine berufliche Laufbahn als Buchhändler mit Kunstwarenversandhäusern in Wien. 1919 gründet er gemeinsam mit seiner Frau Ilse Blumenreich (1877–1943), geb. Mautner, am Schöneberger Ufer 44 in Berlin das Versandhaus, das den gleichen Namen trägt wie das Wiener Unternehmen: »Blumenreich’s Versandhaus Ges. m.b.H.«. Laut Handelsregister firmieren es die Eheleute am 29.03.1921 um in »A. Blumenreich GmbH«. Beide sind Gesellschafter und Eigentümer und führen ab diesem Zeitpunkt in den Unterlagen des Berliner Amtsgerichts die Berufsbezeichnung »Kunsthändler«.

Namentlich tritt jedoch nur Arnold im Kunstmarkt in Erscheinung. Zunächst agiert Blumenreich ohne Spezialisierung auf eine Kunstepoche oder -strömung. Zeitungsannoncen aus dieser Zeit dokumentieren die Suche nach Angeboten für »erstrangige alte und moderne Meister auch große Objekte«. Er baut ein gutes Netzwerk – auch zu den Berliner Museen – auf. Die Karteikarten der Galerie Heinemann belegen Verkaufsaktivitäten mit der Kunsthandlung, allerdings erst ab 1926. Victoria Steinwachs, die 2016 zu Arnold Blumenreich geforscht hat, weist in ihrer Masterarbeit darauf hin, dass die Geschäftsaktivitäten nur fragmentarisch dokumentiert sind und so einige Fragen offen bleiben in Bezug auf Arnold Blumenreichs Kundennetzwerk und Handelsbeziehung wie z. B. auch zu Arnolds Bruder Leo Blumenreich (1884–1932), der von 1916 bis 1923 Mitinhaber und Leiter der Galerie Paul Cassirer in Berlin ist und sich 1924 selbstständig macht.

1935 wird dem jüdischen Kunsthändler Blumenreich die Mitgliedschaft in die Reichskammer der bildenden Künste verwehrt. Arnold Blumenreich setzt seine Tätigkeiten trotzdem fort, bis die Geschäftsräume der Kunsthandlung 1936 polizeilich geschlossen werden. Blumenreich reicht im Februar 1937 Klage gegen die Schließung beim Verwaltungsgericht ein. Der Schriftstreit zieht sich bis zu einer Gegenerklärung des Polizeipräsidenten im März 1938 hin, der die Schließung rechtfertigt. Trotzdem lassen sich für Blumenreich kunsthändlerische Tätigkeiten bis ins Jahr 1938 belegen.

Im Januar 1939 wird die Löschung der Firma A. Blumenreich GmbH durch die Industrie- und Handelskammer vollzogen, einige Monate später wird Blumenreich inhaftiert. Ilse und Arnold Blumenreich werden mit dem 68. Alterstransport am 28. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie einige Monate später sterben.

JL

14.01.2020

Literatur

Victoria Louise Steinwachs: ARNOLD BLUMENREICH. EIN BEITRAG ZUR ERFORSCHUNG JÜDISCHEN KUNSTHANDELS IN BERLIN IM ›DRITTEN REICH‹, Freie Universität, Berlin (unveröffentl. Masterarbeit), 2016

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