Sammlung Clara Goldschmidt
Fotograf/Fotografin unbekannt; Familienarchiv
Clara Goldschmidt (1886–1934) wird in eine weitverzweigte Familie in Hamburg-Altona mit acht Geschwistern hineingeboren. Ihre Vorfahren lassen sich bis um 1750 mit Sitz in Oldenburg zurückverfolgen. Ihr Vater, Salomon Goldschmidt, wird streng orthodox erzogen und führt im Gegensatz zu seinen liberalen Brüdern zusammen mit seiner Frau Pauline ein orthodox-jüdisches Leben in Hamburg. Clara Goldschmidt studiert Zahnmedizin in Berlin, schließt ihr Studium 1908 ab und erhält mit nur 22 Jahren die Approbation. Anregt von einem Onkel zieht sie zur Weiterbildung für ein Dreivierteljahr in die USA, bevor sie sich am 01.04.1910 in Hamburg als Zahnärztin niederlässt. In einem Fragebogen zum Antrag auf Eintragung in das Register und für die Zulassung als »Zahnarzt« zur Krankenkassenpraxis vom 11.10.1933 gibt sie Weiterbildungskurse in Kiel, Düsseldorf, Berlin und Hamburg an.
Gerhard Wietek (1923–2012) vermutet, dass Goldschmidt zunächst eine Zahnarztpraxis in der Esplanade 10 übernimmt. Ihre Lebensgefährtin Elsa Hopf (1875–1943), eine promovierte Zahnmedizinerin und wie Goldschmidt Sammlerin, steigt wohl später in die Praxis mit ein. Weiterhin geht Wietek davon aus, dass Goldschmidt über die Kunsthistorikerin Rosa Schapire (1874–1954) mit der Künstlervereinigung »Brücke« bekannt wird, denn aus einer Postkarte an die Zahnärztin von Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976), die er aus Dangast am 22.07.1910 verschickt, geht hervor, dass sie sich bis dato noch nicht persönlich kannten. Er richtet ihr auf der Karte aber Grüße von Schapire aus, die ihn gerade in Dangast besucht. Schapire ist es wohl auch, die Goldschmidt bei ihren Kunsterwerbungen berät. Noch im Laufe des Jahres erlangt Goldschmidt ebenso wie ihre Lebensgefährtin Hopf die passive Mitgliedschaft in der »Brücke«. Der Schwiegervater von Claras Bruder Moses, der Bankier und Kunstsammler Jerôme Friedmann (1861–1913), der nachweislich ebenfalls mindestens ein Gemälde von Schmidt-Rottluff besessen hat, vermietet dem Künstler zwischen 1910 bis 1912 ein Atelier im Stadtzentrum, in der Kleinen Johannisstraße 6, unweit der Galerie Commeter. 2002 erscheint in einer Veröffentlichung von Traute Hoffmann zur Geschichte des ersten deutschen Zonta-Clubs von berufstätigen Frauen in Leitungspositionen, erstmalig eine Biografie zu dem Clubmitglied Clara Goldschmidt. Darin berichtet Hoffmann von einer persönlichen Bekanntschaft mit Nachfahren von Goldschmidt aus London und erwähnt auch Goldschmidts letztes Testament, das ihren Angaben nach auf den 01.01.1934 datiert. Tatsächlich verfasste Goldschmidt das Testament, das Rechtsgrundlage für die Testamentsvollstreckung im Januar 1934 war und erst im Mai 2022 nach privaten Anstrengungen der Nachfahren gefunden werden konnte, bereits im Juni 1921. Sie setzt darin Elsa Hopf als Erbin ein. Vermutlich in Folge der rassischen Verfolgung durch das NS-Regime und den damit einhergehenden Repressionen, wie die Verweigerung ihrer beruflichen Zulassung, nimmt sich Clara unter nicht ganz geklärten Umständen 1934 das Leben. Sie wird auf dem Olsdorfer Friedhof in Hamburg beigesetzt. Ihre Lebensgefährtin Elsa Hopf, die 1943 laut Hamburger Sterberegister an den Folgen einer Rippenfellentzündung verstirbt, wird neben ihr bestattet.
Die Kunstsammlung Clara Goldschmidt muss laut Wieteks Recherchen von Karl Schmidt-Rottluff das für sie geschaffene Exlibris, mindestens 4 Postkarten sowie das Bild »Skrygedal« von 1911 umfasst haben. Sie ist ebenfalls als Leihgeberin für das eben genannte Gemälde, ein Aquarell »Stillleben« von Franz Radziwill (1895–1983) und das 1920 datierte »Hinterglasbild 4« von Louis Marcoussis (1878–1941) für die Ausstellung KUNST DER LETZTEN 30 JAHRE AUS HAMBURGER PRIVATBESITZ, die im Kunstverein in Hamburg vom 26.10.–17.11.1930 stattfindet, dokumentiert.
JL
08.02.2023
Gerhard Wietek (1923–2012) vermutet, dass Goldschmidt zunächst eine Zahnarztpraxis in der Esplanade 10 übernimmt. Ihre Lebensgefährtin Elsa Hopf (1875–1943), eine promovierte Zahnmedizinerin und wie Goldschmidt Sammlerin, steigt wohl später in die Praxis mit ein. Weiterhin geht Wietek davon aus, dass Goldschmidt über die Kunsthistorikerin Rosa Schapire (1874–1954) mit der Künstlervereinigung »Brücke« bekannt wird, denn aus einer Postkarte an die Zahnärztin von Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976), die er aus Dangast am 22.07.1910 verschickt, geht hervor, dass sie sich bis dato noch nicht persönlich kannten. Er richtet ihr auf der Karte aber Grüße von Schapire aus, die ihn gerade in Dangast besucht. Schapire ist es wohl auch, die Goldschmidt bei ihren Kunsterwerbungen berät. Noch im Laufe des Jahres erlangt Goldschmidt ebenso wie ihre Lebensgefährtin Hopf die passive Mitgliedschaft in der »Brücke«. Der Schwiegervater von Claras Bruder Moses, der Bankier und Kunstsammler Jerôme Friedmann (1861–1913), der nachweislich ebenfalls mindestens ein Gemälde von Schmidt-Rottluff besessen hat, vermietet dem Künstler zwischen 1910 bis 1912 ein Atelier im Stadtzentrum, in der Kleinen Johannisstraße 6, unweit der Galerie Commeter. 2002 erscheint in einer Veröffentlichung von Traute Hoffmann zur Geschichte des ersten deutschen Zonta-Clubs von berufstätigen Frauen in Leitungspositionen, erstmalig eine Biografie zu dem Clubmitglied Clara Goldschmidt. Darin berichtet Hoffmann von einer persönlichen Bekanntschaft mit Nachfahren von Goldschmidt aus London und erwähnt auch Goldschmidts letztes Testament, das ihren Angaben nach auf den 01.01.1934 datiert. Tatsächlich verfasste Goldschmidt das Testament, das Rechtsgrundlage für die Testamentsvollstreckung im Januar 1934 war und erst im Mai 2022 nach privaten Anstrengungen der Nachfahren gefunden werden konnte, bereits im Juni 1921. Sie setzt darin Elsa Hopf als Erbin ein. Vermutlich in Folge der rassischen Verfolgung durch das NS-Regime und den damit einhergehenden Repressionen, wie die Verweigerung ihrer beruflichen Zulassung, nimmt sich Clara unter nicht ganz geklärten Umständen 1934 das Leben. Sie wird auf dem Olsdorfer Friedhof in Hamburg beigesetzt. Ihre Lebensgefährtin Elsa Hopf, die 1943 laut Hamburger Sterberegister an den Folgen einer Rippenfellentzündung verstirbt, wird neben ihr bestattet.
Die Kunstsammlung Clara Goldschmidt muss laut Wieteks Recherchen von Karl Schmidt-Rottluff das für sie geschaffene Exlibris, mindestens 4 Postkarten sowie das Bild »Skrygedal« von 1911 umfasst haben. Sie ist ebenfalls als Leihgeberin für das eben genannte Gemälde, ein Aquarell »Stillleben« von Franz Radziwill (1895–1983) und das 1920 datierte »Hinterglasbild 4« von Louis Marcoussis (1878–1941) für die Ausstellung KUNST DER LETZTEN 30 JAHRE AUS HAMBURGER PRIVATBESITZ, die im Kunstverein in Hamburg vom 26.10.–17.11.1930 stattfindet, dokumentiert.
JL
08.02.2023
Werke
Literatur
Gerhard Wietek: KARL SCHMIDT-ROTTLUFF IN HAMBURG UND SCHLESWIG-HOLSTEIN, hrsg. v. Gerhard Wietek, Neumünster: Karl Wachholtz Verlag, 1984NOLDE, SCHMIDT-ROTTLUFF UND IHRE FREUNDE. DIE SAMMLUNG MARTHA UND PAUL RAUERT HAMBURG 1905–1958, hrsg. v. Eva Caspers, Wolfgang Henze, Hans-Jürgen Lwowski, m. e. Geleitwort von Gerhard Wietek, e. Vorwort von Eva Caspers u. Texten von Wolfgang Henze, Dörte Zbikowski, Ausst.-Kat. Ernst Barlach Haus Hamburg (02.05.–01.08.1999), Museum für Neue Kunst Freiburg i. Br., Kunsthal Rotterdam, Sinclair-Haus Kulturforum der Altana AG Bad Homburg v. d. H., Kichner Museum Davos, Paula Modersohn-Becker Museum Bremen, 1999, S. S. 34
PRIVATE SCHÄTZE. ÜBER DAS SAMMELN VON KUNST IN HAMBURG BIS 1913, hrsg. v. Ulrich Luckhardt, Uwe M. Schneede, m. Texten von Ulrich Luckhardt, Olaf Matthes, Thomas Ketelsen, Silke Reuther, Carla Schmincke, Saskia Helin, Alexander Bastek, Stefanie Busold, Christine Claussen, Dagmar Lott-Reschke, Indina Woesthoff, Maike Egge, Karin Schick, Hans Theodor Flemming, Maike Bruhns, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle (23.03.–17.06.2001), Hamburg: Christians Verlag, 2001
Moses Goldschmidt: MEIN LEBEN ALS JUDE IN DEUTSCHLAND, 1873–1939, , hrsg. v. Raymond Fromm, Hamburg: Ellert & Richter Verlag, 2004
Gerhard Wietek: KARL SCHMIDT-ROTTLUFF. ZEICHNUNGEN AUF POSTKARTEN, Köln: Wienand, 2010, S. S. 19, 32, 117, 148, 169, 172, 174, 178, 182, 184, 223, 260, 264, 347, 461, 475, 478
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