Sammlung Lust


Nelli Seligmann (1868–1963) wird am 31.10.1868 in Frankfurt a. M. geboren. Am 21.01.1890 heiratet sie den Kaufmann Heinrich Friedrich Lust (Bornheim, 25.08.1853–Basel, 24.02.1942) und nimmt seinen Namen an. Am 19.01.1890 wird das erste Kind, Hilda Leonia Irma, geboren. Am 25. Geburtstag von Nelli, am 31.10.1893, folgt eine zweite Tochter, Valerie Frieda. Diese wiederum heiratet den Frankfurter Kunsthändler Mario Uzielli (1888–1973) am 12.04.1917. Aus dem örtlichen Heiratsregister geht hervor, dass Uzielli evangelisch war, während für seine Frau Valerie Frieda Lust die jüdische Religionszugehörigkeit dokumentiert ist – so wie auch für ihre Schwester und Eltern.

Durch das NS-Regime als Juden verfolgt, emigriert das Ehepaar Lust-Seligmann laut Hausstandsbuch ihres zuletzt gemeldeten Wohnsitzes in Frankfurt am Main, Falkensteinstr. 37, am 31.05.1938 in die Schweiz. Dort meldet sich das Ehepaar Lust gemäß Karte der Basler Einwohnerkontrolle am 27.07.1938 an, nachdem sie sich vorher in Liestal im Kanton Basel-Landschaft aufgehalten hatten. Am 03.12.1938 erhalten beide eine kantonale Aufenthaltsbewilligung. Heinrich Friedrich Lust und seine Frau Nellie werden am 30.04.1941 offiziell aus NS-Deutschland ausgebürgert, so dass ihr Vermögen und damit auch die vor ihrer Flucht eingelagerten Umzugsgüter in das Eigentum des Reiches übergehen. Die überlieferten Verzeichnisse dieser Umzugsgüter enthalten separate Aufstellungen zu Möbeln, Bibliotheksbeständen, Gebrauchs- und Dekorgegenständen sowie ein Verzeichnis über 32 Gemälde und Arbeiten auf Papier Alter Meister aus der »Sammlung H. F. Lust«.

Heinrich Lust verstirbt in Basel am 24. Februar 1942. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Nellie Lust innerhalb Basels um. Die umfangreichen Einlieferungen zur Auktion im September 1943 in der Galerie Fischer aus der »Sammlung H. F. Lust, Basel« beinhaltet mindestens auch 13 Gemälde, überwiegend von niederländischen Meistern, darunter aber auch das Stillleben von Rudolf Levy, das sich heute im Buchheim Museum befindet. Den Auftrag zur Auktion erteilt gemäß dokumentierter Unterschrift Nellie Lust. Die Aufstellung von Katalogsnummern aus der Auktion, die – adressiert an Mario Uzielli – an Nellie Lust unverkauft zurückgegeben werden, enthält sowohl Möbel, als auch Gemälde und Porzellan und umfasst insgesamt 35 Kunst- bzw. Kulturgegenstände. Wo die Sammlung Lust ihren Ursprung hat, ist nicht geklärt.

Als Nelli Lust fast neun Jahre später, am 28.11.1949, eine Niederlassungsbewilligung erhält, ist sie immer noch staatenlos. Nelli Lust verstirbt in Basel am 24.06.1963.

JL

09.12.2021

Weitere Sammlungen & Kunsthändler