Kunsthandlung Gerstenberger
Reproduktion: Bildarchiv Buchheim Museum
Die Kunsthandlung Gerstenberger wird 1902 als Abteilung des Familienunternehmens Gustav Gerstenberger für den Papiergroßhandel in Chemnitz gegründet. Sie wird zunächst von Johannes Otto, gen. Hans Stickel (1882–1962), geführt. Ab 1906 leitet Hans Abshagen (1878–1973) die Abteilung, die sich über die Jahrzehnte hinweg mehrfach umbenennt, ab 1904 mit dem Umzug in die Räume am Rossmarkt Nr. 11 jedoch nachweislich unter »Kunstsalon Gestenberger« firmiert. Ihren Sitz hat sie bis in die 1930er-Jahre hinein am Rossmarkt. Zu Beginn wird hauptsächlich niederländische Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts offeriert. Den Recherchen von Ulrike Saß nach übernimmt das Unternehmen spätestens 1917 den Namen der Tochterfirma, so dass eine Umbenennung in »Abteilung Kunsthandlung« erfolgt. 1930 wird die Galerie Gerstenberger neugeordnet: Die Geschäftsinhaber Hans und Konrad Stickel (1887–1967) gründen gemeinsam mit dem seit 1913 in der Kunsthandlung tätigen Mitarbeiter Wilhelm Grosshennig (1893–1983) eine GmbH, bei der jeder einen Firmenanteil erhält. Im Zuge dieser Neufirmierung wird auch der Name in »Kunstausstellung Gerstenberger GmbH« geändert, der laut Saß bis zur Liquidierung der Galerie 1949 bestehen bleibt. Interessanterweise verändert sich die Beteiligungssituation für Grosshennig, der spätestens seit 1936 50% der Geschäftsanteile besitzt.
Während des nationalsozialistischen Regimes profitiert Grosshennig von der Veräußerung von zahlreichen als »entartet« diffamierten Kunstwerken, die aus den Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz konfisziert werden. Darüber hinaus erwirbt er im Rahmen des sogenannten »Sonderauftrag Linz« Kunstwerke für das von Adolf Hitler (1889–1945) geplante Museum in Linz, Österreich. Die Räumlichkeiten der Galerie werden 1944 zerstört und sind dies noch im Herbst 1947. Nachweislich ist Grosshennig jedoch spätestens im Frühjahr 1946 wieder als Kunsthändler tätig. Eine Liquidierung der GmbH erfolgt 1949. Grosshennig gründet 1951 in Düsseldorf die »Galerie Wilhelm Grosshennig«. Saß weist in ihrer umfangreichen Forschungsarbeit zur Galerie Gerstenberger und ihrem Hauptakteur Grosshennig darauf hin, dass sich seit Juli 2019 ein Nachlass der Galerie im ZADIK befindet, der jedoch bisher unerschlossen ist.
Auf zwei Gemälden des Buchheim Museums finden sich Papier-Klebeetiketten der Kunsthandlung Gerstenberger: Ferdinand Dorsch, Blaue Stühle (Inv. 0.00245) sowie Karl Schmidt-Rottluff, Dorfweg (Inv. 0.00027).
JL
03.11.2021
Während des nationalsozialistischen Regimes profitiert Grosshennig von der Veräußerung von zahlreichen als »entartet« diffamierten Kunstwerken, die aus den Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz konfisziert werden. Darüber hinaus erwirbt er im Rahmen des sogenannten »Sonderauftrag Linz« Kunstwerke für das von Adolf Hitler (1889–1945) geplante Museum in Linz, Österreich. Die Räumlichkeiten der Galerie werden 1944 zerstört und sind dies noch im Herbst 1947. Nachweislich ist Grosshennig jedoch spätestens im Frühjahr 1946 wieder als Kunsthändler tätig. Eine Liquidierung der GmbH erfolgt 1949. Grosshennig gründet 1951 in Düsseldorf die »Galerie Wilhelm Grosshennig«. Saß weist in ihrer umfangreichen Forschungsarbeit zur Galerie Gerstenberger und ihrem Hauptakteur Grosshennig darauf hin, dass sich seit Juli 2019 ein Nachlass der Galerie im ZADIK befindet, der jedoch bisher unerschlossen ist.
Auf zwei Gemälden des Buchheim Museums finden sich Papier-Klebeetiketten der Kunsthandlung Gerstenberger: Ferdinand Dorsch, Blaue Stühle (Inv. 0.00245) sowie Karl Schmidt-Rottluff, Dorfweg (Inv. 0.00027).
JL
03.11.2021
Literatur
Ulrike Saß: DIE GALERIE GERSTENBERGER UND WILHELM GROSSHENIG. KUNSTHANDEL IN DEUTSCHLAND VON DER KAISERZEIT BIS ZUR BRD, Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag, 2021 (Brüche und Kontinuitäten: Forschung zu Kunst und Kunstgeschichte im Nationalsozialismus, hrsg. v. Magdalena Bushart u. Christian Fuhrmeister, Bd. 7)Weitere Sammlungen & Kunsthändler
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