Blaue Stühle

Ferdinand Dorsch

1920

Öl auf Spanplatte

Bildmaß 69,0 x 52,5 cm
Rahmenmaß 90,7 x 72,6 x 7,0 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 0.00254

Malerei, Ölfarben

Ort: Europa, Deutschland, Sachsen, Dresden


Sammlungsbereich: Gemälde

Künstler/in: Ferdinand Dorsch


Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Das Gemälde »Blaue Stühle« von Ferdinand Dorsch entsteht 1920, wie die Datierung im oberen rechten Bildrand zeigt. Zu dem Zeitpunkt seiner Entstehung hat Dorsch seit sechs Jahren eine Professur an der Dresdner Akademie inne und ist seit bereits zwei Jahre als stellvertretender Vorsitzender des Sächsischen Kunstvereins tätig. In diesem biografischen Zusammenhang erschließt sich auch die vom Künstler auf der Bildrückseite in blauen Versalien angebrachte Adresse von Dorschs Atelier in der Kunstakademie, Brühlscher Garten 2B, in Dresden. Ein Werkverzeichnis zu den Gemälden, in dem diese Art der Bezeichnung innerhalb von Dorschs Oeuvre erforscht worden wäre, existiert zwar nicht, aber ein Vergleich der Angaben mit Werken, die in Auktionskatalogen des Kunstauktionshauses Schmidt in Dresden zwischen 2005 und 2020 gemacht wurden, zeigt, dass der Maler seine Werke nicht nur auf der Bildvorder-, sondern ergänzend oft auch der Bildrückseite signiert sowie mit seiner Adresse versieht.

Auffällig auf der hier erforschten Bildrückseite ist neben der Signatur und Ortsangabe das Papier-Klebeetikett »Ausstellung Gerstenberger Chemnitz 3350«, das der Galerie Gerstenberger in Chemnitz zuzuordnen ist. Ein vergleichbares Etikett, jedoch mit nur dreistelliger Nummerierung wurde im Rahmen der Provenienzrecherchen der Kunsthalle Mannheim auf der Bildrückseite des Gemäldes »Weinlese« von Max Slevogt gefunden. Für das Bild der Kunsthalle Mannheim ist jedoch, anders als für Dorschs »Blaue Stühle« ein direkter Ankauf des Werkes von der Galerie Gerstenberger 1941 überliefert. Nach freundlicher Auskunft von Ulrike Saß, Universität Bonn, die zur Geschichte der Galerie Gerstenberger forscht, wurde dieses Etikett zwischen ca. 1917 und 1930, vor Gründung der Gerstenberger GmbH, genutzt. Aufgrund des Entstehungsjahrs des Gemäldes 1920 ergibt sich somit eine Datierung des Etiketts bzw. der hiermit referenzierten Ausstellung auf 1920 bis spätestens 1930. Dem aktuellen Forschungsstand nach ist kein Archivmaterial zu der Galerie Gerstenberger überliefert. Auch in der Tagespresse von Chemnitz, insbesondere im zeitlichen Umfeld um eine Einzelausstellung Dorschs im Juli 1926 in der Galerie Gerstenberger, konnten keine ergänzenden herkunftsrelevanten Hinweise oder Informationen zur Ausstellung des Gemäldes gefunden werden. So ist das Etikett nur als Hinweis auf einen möglichen Eigentümerwechsel zu sehen und lässt keine Rückschlüsse auf die Eigentumsverhältnisse zum Zeitpunkt der Ausstellung zwischen 1920 und spät. 1930 zu.

Neben dem Papier-Klebeetikett auf der Bildrückseite, fällt auch das Papier-Etikett der Speditionsfirma Atege auf der Rahmenrückseite auf. Dieses benennt allerdings das sich ebenfalls im Buchheim Museum befindliche Gemälde »Alter Bauer« von Ernst Ludwig Kirchner (0.00012). Eine Reproduktion des Kirchner-Gemäldes vor seiner Umrahmung für die große Ausstellung der Sammlung Buchheim im Münchner Lenbachhaus 1959 zeigt es noch im alten Rahmen. Dieser konnte mit dem identifiziert werden, der heute das Dorsch-Gemälde einfasst. Der Rahmen, mit dem die »Blauen Stühle« am 07.12.1998 auf der 4. Auktion des Auktionshauses Quittenbaum in München als Nr. 120 von dem Freundeskreis des Buchheim Museums e. V. erworben wurde, konnte im Buchheim Museum bisher nicht aufgefunden werden. Möglicherweise war er so beschädigt, dass man sich zur Umrahmung in den eigentlich zu großen ehemaligen Rahmen des »Alten Bauern« entschloss. Der Umstand, dass in dem Rahmen trotz sichtbarer Verkleinerung der Rahmenbreite zusätzlich eine Marie-Louise, ein stoffbespannter Einlegerahmen, genutzt werden musste, weist auf eine Mehrfachnutzung des Rahmens bereits vor der Rahmung der »Blauen Stühle« hin.

Im Zuge des Forschungsprojektes ist es zwar gelungen, die Münchner Sammlung namentlich zu identifizieren, aus der heraus das Bild in die 4. Quittenbaum-Auktion 1998 eingeliefert wurde. Recherchen, die einer Kontaktaufnahme mit der/den Voreigentümer*innen ermöglicht hätten, um nähere Auskünfte zum Verbleib bzw. der Herkunft des Gemäldes zwischen 1933 und 1945 zu erhalten, blieben bisher jedoch erfolglos. So schließen die derzeitigen Recherchen mit einer Provenienzlücke zwischen der Entstehung des Gemäldes und dessen Erwerb durch den Freundeskreis des Buchheim Museums e. V. am 07.12.1998 in München.

Wir freuen uns über jeden Hinweis, mit dessen Hilfe die Herkunft des Gemäldes weiter erforscht werden kann.

JL

05.10.2021

Beschriftungen

rekto o. l. datiert (in schwarzer Farbe): -20-
rekto o. r. signiert (in blauer Farbe): FERD. DORSCH / DRESDEN
verso l. o. Klebeetikett (bedruckt): Ausstellung / Gerstenbeger / Chemnitz / 3350
verso o. m. signiert und betitelt (in blauer Farbe): FERD. DORSCH DRESDEN-A / BRÜHLSCHER GARTEN 2B / »BLAUE STÜHLE«
Rahmen verso o. l. Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet, zu 0.00012 gehörig, 55 in blauem Kugelschreiber ergänzt): Atege–München / Kunst- und Verpackungsabteilung / Titel: Alter Bauer / Künstler: / Besitzer: [durchgestrichen] Kirchner, Ernst Ludwig / Wohnort: [durchgestrichen] Nr. 129 / 55
Rahmen verso o. m. beschriftet (in Bleistift): 6,-
Rahmen verso o. r. beschriftet (in roter Kreide): A [oder 1] [unterstrichen]
Rahmen verso o. r. beschriftet (in weißer Kreide): [...]2
Rahmen verso o. r. beschriftet (in schwarzem Filzstift): 0.00254
Rahmen verso r. m. beschriftet (in schwarzem Filzstift): 32
Rahmen verso r. u. beschriftet (in Bleistift, evtl. zu 0.00074 gehörig): Levy
Rahmen verso u. r. beschriftet (in Bleistift, um 180° gedreht, evtl. zu 0.00074 gehörig): 75,5 x 57,5
Rückwand m. Etikett (bedruckt, Kopie mit Klebeband befestigt): Ferdinand Dorsch (Pécs 1875 - 1938 Dresden-Blasewitz) / 120 Blaue Stühle, Dresden um 1920 / Dresdener Interieur des 18. Jahrhunderts mit junger Frau am Fenster. 69 x 52,5 cm. / Öl auf Holz. Oben rechts signiert: FERD. DORSCH DRESDEN. Auf der Rückseite / vom Künstler in blauen Versalien beschriftet und signiert: Ferd. Dorsch. Dresden. A./ / Brühlscher. Garten. 2. B./'Blaue Stühle'. Etikett mit Inschrift: 'Ausstellung Ger- / stenberger Chemnitz' mit Nummernaufdruck 3350. Gerahmt. / Anläßlich der Retrospektive im Januar 1926 zum 50. Geburtstag des Künstlers im / Sächsischen Kunstverein Dresden schrieb ein anonymer Kritikerüber die 40 ausgestellten / Gemälde: ,,In seiner Kunst ist sich Dorsch immer gleich geblieben; alle die modernen / Richtungen des Kubismus, Futurismus, Expressionismus hat er erfreulicherweise von sich / ferngehalten; er malt mit Geist und Geschmack harmonisch farbenfreudige Bilder der / Lebensfreude, der Grazie und Galanterie'' ( Die Kunst, XXVI. Jg., München 1926, Beilage / zum März-Heft 1926, S. XII.). / Ferdinand Dorsch studierte seit 1895 an der Dresdener Akademie, lebte und arbeitete 1898– / 1901 in Wien und ging anschließend wieder nach Dresden, wo er Mitbegründer einer / Künstlervereinigung namens 'Elbier' wurde. / Vgl. Die Kunst, Bd. 33, München 1916, Abb. S. 474 / 6.000,– / 74

Provenienz

1920/spät. 1930: »Ausstellung Gerstenberger Chemnitz 3350«
[...]
o. D.–07.12.1998: Sammlung Hammerschmidt, München
07.12.1998: Auktionshaus Quittenbaum, München, 4. Auktion, Nr. 120, eingeliefert von Slg. Hammerschmidt, München
07.12.1998–10.02.2010: Freunde des Buchheim-Museums und der Buchheim-Stiftung e.V., Feldafing/Bernried, erworben auf im Auktionshaus Quittenbaum, München, 4. Auktion, Nr. 120
seit 10.02.2010: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben durch Übertragung der Freunde des Buchheim Museums und der Buchheim Stiftung e. V., Feldafing

JL

05.10.2021

Kunsthandlung Gerstenberger

Literatur

QUITTENBAUM KUNSTAUKTIONEN, 4. AUKTION, KUNST DES 19. UND 20. JAHRHUNDERTS, Quittenbaum, München (07.12.1998), Kat. Nr. 120, Abb. S. 75