Sammlung Doebbeke


Conrad Doebbeke (1889–1954) war studierter Jurist, promoviert, und bis über die 1930er-Jahre hinaus als Immobilienmakler in Berlin tätig. Seine Sammlung der Klassischen Moderne mit ca. 300 Werken baute er vermutlich in den 1930er- und 1940er-Jahren aus Vermögenswerten seiner Frau Elsa Doebbeke, geb. Magnussen (1895–1971), auf. Er kaufte in den teilweise arisierten Auktionshäusern und bei Händlern ein, die mit der Verwertung der aus deutschen Museen beschlagnahmten Kunst beauftragt worden waren, aber auch bei Alex Vömel in Düsseldorf und Paul Emil Römer in Berlin und bei anderen Händlern. Teile der Sammlung gab Doebbeke bereits 1945 zur Obhut ins Landesmuseum Hannover – er stammte ursprünglich aus der Umgebung. 1949 bot das Ehepaar der Stadt Hannover 115 Werke aus ihrer Sammlung zum Kauf an, die sie im Tausch gegen Grundstücke aus der Region erwarb. Bereits in den 1950er-Jahren wurden Entschädigungsforderungen aufgrund von NS-verfolgungsbedingtem Besitz an die Stadt Hannover gerichtet. Insbesondere in ihrem Aufsatz zur Provenienzforschung des Kunstbesitzes der Landeshauptstadt Hannover geht Annette Baumann der Fragestellung nach der Genese sowie der Herkunft der Sammlung Doebbeke detailliert nach und verweist darauf, dass von Doebbeke selbst nur wenige Auskünfte hierzu überliefert sind und sich diese sich ausschließlich auf Ankäufe in Hannover beziehen. Ein privater Nachlass oder Geschäftsunterlagen haben sich ihrer freundlichen Auskunft nach nicht erhalten.
In der Ausstellung VERFEMT – GEHANDELT. DIE SAMMLUNG DOEBBEKE IM ZWIELICHT: VON CORINTH BIS KIRCHNER, die vom 17.07 bis 17.11.2019 im Sprengel Museum stattgefunden hat, wurden die Forschungsarbeit zu Conrad Doebbeke, seiner Biografie und seiner Sammlung sowie Provenienzen vieler Einzelwerke aus der Sammlung, die sich heute in Hannover befinden, der Öffentlichkeit vorgestellt, um ein differenziertes Bild des Sammlers zu präsentieren.

JL

01.12.2021

Literatur

Annette Baumann: »Modigliani – ein unbekanntes Frauenbildnis« 1949 angekauft durch die Landeshauptstadt Hannover – 1941 beschlagnahmt in Paris?«, in: Elisabeth Furtwängler u. Mattes Lammert (Hrsg.): KUNST UND PROFIT. MUSEEN UND DER FRANZÖSISCHE KUNSTMARKT IM ZWEITEN WELTKRIEG / ART ET PROFIT. LES MUSÉES ET LE MARCHÉ DE L'ART FRANCAIS PENDANT LA SECONDE GUERRE MONDIALE, m. Texten v. Gilbert Lupfer, Bénédicte Savoy, Elisabeth Furtwängler, Mattes Lammert, Justus Lange, Günther Kuss, Nora Halfbrodt, Katharina Weiler, Christopher Manuel Galler, Heinrich Becker, Mattes Lammert, Emmanuelle Polack, Claire Bonnotte Khelil, Joachim Sieber, Birgit Jooss, Anna-Jo Weier, Lara Virginie Pitteloud, Ophélie Jouan, Annette Baumann, Berlin, Boston: Walter De Gruyter, 2022, S. 272–289

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