Otto Beyer (1885–1962)



Fotograf/Fotografin unbekannt; aus: OTTO BEYER. ÖLBILDER – AQUARELLE – DRUCKGRAFIK, Ausst.-Kat. Rathaus-Galerie Reinickendorf, Berlin 1988, S. 3


Otto Beyer wird in Kattowitz, in Oberschlesien, geboren. Er nimmt bereits in jungen Jahren, um 1900, ein Studium der Malerei an der Kunsthochschule Breslau auf, bevor er in Königsberg bei Olof Jernberg (1855–1935) studiert. Jernberg, ein zur Düsseldorfer Malerschule gehöriger Landschafts- und Marinemaler, wird ein Förderer des jungen Otto Beyer und ermöglicht ihm zwischen 1910 und 1914 einen Studienaufenthalt in Belgien. Außerdem unternimmt Beyer in diesen Jahren Reisen nach Frankreich, Holland und Italien. Er zieht nach Berlin, stellt bei der dortigen »Secession« aus und nimmt 1910 an der 1. Ausstellung der »Leipziger Secession« teil. 1914 wird Beyer Mitglied der »Freien Secession« unter der Führung von Max Liebermann (1847–1935), der ihn ebenfalls unterstützt und fördert. Im selben Jahr plant er, als künstlerischer Begleiter einer wissenschaftlichen Expedition auf Weltreise zu gehen, doch leider macht der Ausbruch des Ersten Weltkrieges dieses Vorhaben zunichte.

Obwohl nur wenig später als die »Brücke«-Künstler geboren, wird Otto Beyer der zweiten, sogenannten »Verschollenen Generation« zugerechnet. Seine Werke in der Sammlung Buchheim stammen aus den Jahren 1911–20 und stehen in deutlicher stilistischer Nähe zu anderen Expressionisten. Diese Nähe lässt sich auch biografisch belegen: 1914 lernt Beyer Max Pechstein (1881–1955) kennen, 1919 sind beide in Nidden auf der Kurischen Nehrung, wo auch andere in der Sammlung Buchheim vertretene Künstler wie Lovis Corinth (1858–1925), Theo von Brockhusen (1882–1919) und Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) wirkten. Über diese fruchtbare Zeit schreibt Beyer: »Alles, was im Kriege und kurze Zeit nachher entstand, konnte mich nicht voll befriedigen. Die wirtschaftlichen Drangsale, die Gemütseindrücke in der Heimat und in Feindesland hatten mir die Flügel gelähmt. Ein fast einjähriger Aufenthalt in einem kleinen Fischerdorf an der pommerschen Ostseeküste brachte mir Genesung und eine Fülle von Anregungen. Nun kann ich mit frischen Kräften fortsetzen, was mir die Verhältnisse zu grausam genommen haben.«

Während der Zeit des Nationalsozialismus wird Beyers Kunst als »entartet« eingestuft, Er lebt und arbeitet zurückgezogen und auch nach dem Krieg gelingt es ihm nicht, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Beyer stirbt in Berlin und wird auf dem Städtischen Friedhof Reinickendorf beigesetzt, wo eine Gedenkstätte an ihn erinnert.

TS + RK

20.04.2020

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