Béla Czóbel (1883–1976)
© Peter Nádás; Archiv Gergely Barki
Der in Budapest geborene Béla Czóbel besucht 1902, kurz nach seinem Schulabschluss, die neu gegründete ungarische Künstlerkolonie Nagybánya (heute Baia Mare/Rumänien). Dort erhält er Unterricht von Béla Iványi-Grünwald (1867–1940). Anschließend schreibt sich Czóbel an der Akademie der Bildenden Künste in München ein und besucht die Klassen von Wilhelm von Diez (1839–1907) und Johann von Herterich (1843–1905). Es gefällt ihm jedoch nicht in München und er verbringt den Sommer 1903 wieder in Nagybánya. Noch während seiner Studienzeit sind seine frühen Werke im Nationalsalon in Budapest zu sehen. Im Herbst desselben Jahres besucht er den Unterricht von Jean-Paul Laurens (1838–1921) an der Académie Julian in Paris. 1904 nimmt er an zwei Ausstellungen in Budapest und Paris teil. Im Sommer des folgenden Jahres hält er sich in Belgien auf. Im Herbst 1905 werden seine Werke im Saal der Fauves im Salon d’Automne in Paris gezeigt. In den kommenden Jahren werden seine Bilder dort regelmäßig präsentiert.
1907 wird er Mitglied der Künstlervereinigung MIÉNK, der ungarischen Gesellschaft der Impressionisten und Naturalisten. Auch ist er maßgeblich an der ungarischen Avantgardebewegung beteiligt, die in der Gründung der Künstlergruppe NYOLCAK (Die Acht) Ausdruck findet. Weitere zahlreiche Teilnahmen an ungarischen und internationalen Gruppenausstellungen sowie die erste Einzelausstellung in der Galerie von Berthe Weill (1865–1951) in Paris 1908 zeugen von großer Beliebtheit des Künstlers.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges malt und lebt Czóbel in Paris. Als ungarischer Staatsbürger muss er Frankreich verlassen und lässt sich im April 1914 in Amsterdam nieder. Den Aufenthalt nutzt er, um die alten flämischen Meister zu studieren und zu adaptieren. 1917 nimmt er an der Ausstellung der niederländischen Künstlergruppe SPHINX in Leiden teil. Kurz darauf sind einige Bilder in der neunten Ausstellung der ONAFHANKELIJKEN (Unabhängige) in Amsterdam zu sehen. Im selben Jahr siedelt Czóbel in das kleine niederländische Dorf Bergen über. Hier beschäftigt er sich intensiv mit dem deutschen Expressionismus. Seine Bilder werden regelmäßig in niederländischen Galerien und Museen präsentiert.
1919 zieht Czóbel nach Berlin, wo bereits viele ungarische Künstlerkollegen leben. In dieser Zeit lernt er Erich Heckel (1883–1970) und Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) kennen. Ein enger künstlerischer Austausch entsteht sowie einige gemeinsame Ausstellungen. 1919 debütiert Czóbel in der Ausstellung der »Freien Secession«, in der er kurz darauf Mitglied wird. Ein Jahr später sind seine Werke und die von Christian Rohlfs (1849–1938) in der Galerie Paul Cassirer (1871–1923) in Berlin zu sehen. Die Sommermonate verbringt er bei der befreundeten Künstlerin Gertraud Rostosky (1876–1959) in der Nähe von Würzburg, wo er Bekanntschaft mit vielen deutschen Künstlern macht. In den kommenden Jahren werden seine Bilder noch häufig ausgestellt.
1925 kehrt Czóbel nach Paris zurück und wird von der Kunstszene und Presse vielfach gerühmt. Während der Sommermonate hält er sich in der französischen Provinz auf und hält dort Kontakt zu den Künstlerkollegen. 1927 werden seine Bilder vom befreundeten Galeristen Jószef Brummer (1883–1947) in New York gezeigt. Ab den 1930er-Jahren reist er über die Sommermonate nach Hatvan, Ungarn, und lebt dort im Schloss des Kunstsammlers Ferenc von Hatvany (1881–1958). Während dieser unbeschwerten Zeit entstehen zahlreiche Gemälde der Familie und des Schlosses. 1932 wird er von der Szinyei Merse Gesellschaft, die als wichtigster ungarischer Kunstverband zwischen 1920 und 1949 vor allem junge Künstler fördert, ausgezeichnet.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges muss er Paris verlassen und siedelt in die Künstlerkolonie Szentendre in Ungarn um. In den Nachkriegsjahren ist er sowohl in Ungarn als auch international in der kunst- und kulturpolitischen Szene aktiv. So wird er 1945 Vorsitzender der Künstlervereinigung Szentendre und 1948 Vorstandsmitglied der Budapester Gesellschaft für Nationale Salonkunst. 1946 schließt er sich der EURÓPAI ISKOLA (Europäische Schule) an, einer losen Gruppe aus Künstlern und Kunsttheoretikern, die an die Avantgarden der Zwischenkriegszeit anknüpfen wollen. Nachdem die Schweiz und Ungarn ihre diplomatischen Beziehungen nach dem Krieg wieder aufnehmen, reist Czóbel gemeinsam mit einigen Kollegen als Botschafter der ungarischen Kunst nach Genf. Er nutzt die Reise auch, um Paris zu besuchen. Dort trifft er viele alte Bekannte wie Henri Matisse (1869–1954) und Georges Braque (1882–1963).
Die französische Hauptstadt besucht Czóbel in den kommenden Jahren regelmäßig und wird fester Bestandteil der dortigen Kunstszene. 1949 wird ihm der Kossuth-Preis verliehen, der höchste staatliche Preis Ungarns für Kunst und Kultur. Ab 1952 zeigt die Galerie Zak in Paris für das nächste Jahrzehnt seine Bilder. 1958 nimmt Czóbel an der 19. Biennale in Venedig teil. Es folgen zahlreiche weitere nationale und internationale Ausstellungen sowie einige Ehrungen. 1970 veröffentlicht Clarisse Philipp eine Monografie zu Czóbels Leben und Werk. Ein Jahr später erfolgt eine große Retrospektive im Műcsarnok, der Budapester Kunsthalle. 1975, kurz vor seinem Tod, wird das Czóbel Museum in Szentendre eröffnet.
CD
27.02.2020
1907 wird er Mitglied der Künstlervereinigung MIÉNK, der ungarischen Gesellschaft der Impressionisten und Naturalisten. Auch ist er maßgeblich an der ungarischen Avantgardebewegung beteiligt, die in der Gründung der Künstlergruppe NYOLCAK (Die Acht) Ausdruck findet. Weitere zahlreiche Teilnahmen an ungarischen und internationalen Gruppenausstellungen sowie die erste Einzelausstellung in der Galerie von Berthe Weill (1865–1951) in Paris 1908 zeugen von großer Beliebtheit des Künstlers.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges malt und lebt Czóbel in Paris. Als ungarischer Staatsbürger muss er Frankreich verlassen und lässt sich im April 1914 in Amsterdam nieder. Den Aufenthalt nutzt er, um die alten flämischen Meister zu studieren und zu adaptieren. 1917 nimmt er an der Ausstellung der niederländischen Künstlergruppe SPHINX in Leiden teil. Kurz darauf sind einige Bilder in der neunten Ausstellung der ONAFHANKELIJKEN (Unabhängige) in Amsterdam zu sehen. Im selben Jahr siedelt Czóbel in das kleine niederländische Dorf Bergen über. Hier beschäftigt er sich intensiv mit dem deutschen Expressionismus. Seine Bilder werden regelmäßig in niederländischen Galerien und Museen präsentiert.
1919 zieht Czóbel nach Berlin, wo bereits viele ungarische Künstlerkollegen leben. In dieser Zeit lernt er Erich Heckel (1883–1970) und Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) kennen. Ein enger künstlerischer Austausch entsteht sowie einige gemeinsame Ausstellungen. 1919 debütiert Czóbel in der Ausstellung der »Freien Secession«, in der er kurz darauf Mitglied wird. Ein Jahr später sind seine Werke und die von Christian Rohlfs (1849–1938) in der Galerie Paul Cassirer (1871–1923) in Berlin zu sehen. Die Sommermonate verbringt er bei der befreundeten Künstlerin Gertraud Rostosky (1876–1959) in der Nähe von Würzburg, wo er Bekanntschaft mit vielen deutschen Künstlern macht. In den kommenden Jahren werden seine Bilder noch häufig ausgestellt.
1925 kehrt Czóbel nach Paris zurück und wird von der Kunstszene und Presse vielfach gerühmt. Während der Sommermonate hält er sich in der französischen Provinz auf und hält dort Kontakt zu den Künstlerkollegen. 1927 werden seine Bilder vom befreundeten Galeristen Jószef Brummer (1883–1947) in New York gezeigt. Ab den 1930er-Jahren reist er über die Sommermonate nach Hatvan, Ungarn, und lebt dort im Schloss des Kunstsammlers Ferenc von Hatvany (1881–1958). Während dieser unbeschwerten Zeit entstehen zahlreiche Gemälde der Familie und des Schlosses. 1932 wird er von der Szinyei Merse Gesellschaft, die als wichtigster ungarischer Kunstverband zwischen 1920 und 1949 vor allem junge Künstler fördert, ausgezeichnet.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges muss er Paris verlassen und siedelt in die Künstlerkolonie Szentendre in Ungarn um. In den Nachkriegsjahren ist er sowohl in Ungarn als auch international in der kunst- und kulturpolitischen Szene aktiv. So wird er 1945 Vorsitzender der Künstlervereinigung Szentendre und 1948 Vorstandsmitglied der Budapester Gesellschaft für Nationale Salonkunst. 1946 schließt er sich der EURÓPAI ISKOLA (Europäische Schule) an, einer losen Gruppe aus Künstlern und Kunsttheoretikern, die an die Avantgarden der Zwischenkriegszeit anknüpfen wollen. Nachdem die Schweiz und Ungarn ihre diplomatischen Beziehungen nach dem Krieg wieder aufnehmen, reist Czóbel gemeinsam mit einigen Kollegen als Botschafter der ungarischen Kunst nach Genf. Er nutzt die Reise auch, um Paris zu besuchen. Dort trifft er viele alte Bekannte wie Henri Matisse (1869–1954) und Georges Braque (1882–1963).
Die französische Hauptstadt besucht Czóbel in den kommenden Jahren regelmäßig und wird fester Bestandteil der dortigen Kunstszene. 1949 wird ihm der Kossuth-Preis verliehen, der höchste staatliche Preis Ungarns für Kunst und Kultur. Ab 1952 zeigt die Galerie Zak in Paris für das nächste Jahrzehnt seine Bilder. 1958 nimmt Czóbel an der 19. Biennale in Venedig teil. Es folgen zahlreiche weitere nationale und internationale Ausstellungen sowie einige Ehrungen. 1970 veröffentlicht Clarisse Philipp eine Monografie zu Czóbels Leben und Werk. Ein Jahr später erfolgt eine große Retrospektive im Műcsarnok, der Budapester Kunsthalle. 1975, kurz vor seinem Tod, wird das Czóbel Museum in Szentendre eröffnet.
CD
27.02.2020
»Ein neuer Naturalismus? Eine Umfrage des Kunstblattes«, in: DAS KUNSTBLATT, hrsg. v. Paul Westheim, Potsdam, Berlin: Verlag Gustav Kiepenheuer, 6. Jg., H. 9 (09/1922), S. 405
Willi Wolfradt: »Bela Czobel«, in: DAS KUNSTBLATT, hrsg. v. Paul Westheim, Potsdam, Berlin: Verlag Gustav Kiepenheuer, 7. Jg., H. 1 (01/1923), S. 12–14
CZÓBEL. A FRENCH HUNGARIAN PAINTER, Ausst.-Kat. Ferenczy Museum, Szentendre (30.05.–31.08.2014), 2014
Beáta Hock, Klara Kemp-Welch, Jonathan Owen (Hrsg.): A READER IN EAST-CENTRAL-EUROPEAN MODERNISM 1918–1956, The Courtauld Institute of Art, London, 2019, S. bes. 400–401
Willi Wolfradt: »Bela Czobel«, in: DAS KUNSTBLATT, hrsg. v. Paul Westheim, Potsdam, Berlin: Verlag Gustav Kiepenheuer, 7. Jg., H. 1 (01/1923), S. 12–14
CZÓBEL. A FRENCH HUNGARIAN PAINTER, Ausst.-Kat. Ferenczy Museum, Szentendre (30.05.–31.08.2014), 2014
Beáta Hock, Klara Kemp-Welch, Jonathan Owen (Hrsg.): A READER IN EAST-CENTRAL-EUROPEAN MODERNISM 1918–1956, The Courtauld Institute of Art, London, 2019, S. bes. 400–401
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