Badende an der Elbe
Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938)
um 1906/11
Bleistift und Aquarell auf Maschinenpapier
Bildmaß 34,2 x 42,0 cm
Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See
Inventarnummer: 1.00208
Alternativer Titel: Badende unter einem Brückenbogen an der Elbe
Zeichnung, Schwarze Pigmente, Wasserfarben
Ort: Europa, Deutschland, Sachsen, Dresden
Sammlungsbereich:
Arbeiten auf Papier
Künstler/in: Ernst Ludwig Kirchner
Reproduktion: Bildarchiv Buchheim Museum
Klicken Sie auf die Abbildung, um die Werkgalerie zu öffnen.
Beschreibung
Mit »Badenden an der Elbe« fängt Ernst Ludwig Kirchner eine Situation aus seiner nahen Umgebung ein: eine Vielzahl von Menschen tummelt sich unter einer Brücke in Dresden am Elbeufer zum Schwimmen und Ruhen – allein und in kleinen Grüppchen. Es ist eine Bleistiftzeichnung, bei der die Menschen nur durch Umrisse angedeutet werden und Kirchner bereits eine Art von Formensprache nutzt. Mit einigen gezielten beigefarbene Aquarelltupfen malt er die Körper der nackten Badenden aus.Im Juni 1910 schreibt Kirchner an seinen »Brücke«-Künstlerkollegen« Erich Heckel (1883–1970): »Vergiß bitte die Farben nicht. Hier an der Elbe viele Badende.« Mit der Darstellung von nackten Menschen in der Natur setzt sich Kirchner insbesondere im Sommer 1909 und in den Folgejahren 1910 und 1911 an den Moritzburger Teichen auseinander. In der Publikation »Kirchners Badende. Einheit von Mensch und Natur«, die anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Kirchnerhaus Museum Aschaffenburg 2001 erschien, verweist Brigitte Schad darauf, dass es Kirchner in diesen Darstellungen vor allem um das Einfangen von natürlichen Bewegungsmomenten gegenüber gekünstelten Posen beim Aktstehen geht. Diese sind in der vorliegenden Zeichnung zwar nur angedeutet, jedoch im Nebeneinander und der Gegenüberstellung der unterschiedlichen Haltungen, das was dieser Darstellung von Badenden Ausdruckskraft verleiht.
Unter dem beschreibenden Titel »Badende unter einem Brückenbogen an der Elbe« wird die Papierarbeit von dem aus dem Elsass stammenden Sammler Frédéric Bauer (1883–1957) zur Veräußerung in die 19. Auktion des Stuttgarter Kunstkabinetts am 19.05.1954 eingeliefert. Dort erwirbt Lothar-Günther Buchheim das Blatt als Los-Nr. 1123. Auch findet man diese Zeichnung im Katalog zur Ausstellung ERNST LUDWIG KIRCHNER. GEMÄLDE UND GRAPHIK DER SAMMLUNG DR. F. BAUER, DAVOS im Haus der Kunst in München, wo die Zeichnung vom 25.10. bis 14.12.1952 als Teil der Sammlung Bauer ausgestellt wurde.
Als behandelnder Arzt Kirchners stand Bauer in sehr enger Beziehung zu dem Künstler. Primärquellen wie Einträge aus Kirchners Tagebuch oder Briefe an den Sammler belegen, dass sich eine Freundschaft zwischen beiden entwickelte und Bauer mit dem Ziel, eine Sammlung von Werken Kirchners aufzubauen, regelmäßig Werke von ihm erwarb. Den Recherchen von Eberhard W. Kornfeld nach kaufte er 1922 das erste Gemälde von Kirchner. Bis 1932 hatte er den Großteil seiner Sammlung wohl zusammengetragen und kaufte ab da an nur noch, um Lücken zu füllen oder Kirchner finanziell zu unterstützen.
Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich. Sie schließt einen NS-verfolgungsbedingten Hintergrund aus.
JL
21.09.2023
Beschriftungen
rekto u. l. signiert und datiert (in Bleistift): E L Kirchner 06verso u. l. beschriftet (in Bleistift): 146. [eingekreist]
verso u. r. beschriftet (in Bleistift, ausradiert): [...]
Provenienz
vmtl. spät. 1932–1954: Frédéric Bauer (1883–1957), Davos/Etoy, erworben vom Künstler19.05.1954: Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart, 19. Auktion, Nr. 1123, eingeliefert von »Dr. Bauer, Etoy«
19.05.1954–22.02.2007: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), erworben im Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart, 19. Auktion
seit 22.02.2007: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing
JL
21.09.2023
Sammlung Buchheim
Sammlung Frédéric Bauer
Ausstellungen
EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, Haus der Kunst, München, 29.07.1998–18.10.1998EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM. ARBEITEN AUF PAPIER, Ulmer Museum, Ulm, 10.09.1989–15.10.1989
DIE MALER DER BRÜCKE, SAMMLUNG BUCHHEIM, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 18.06.1959–26.07.1959, in Teilen verlängert bis 04. oder 11.10.1959
Literatur
EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, hrsg. i. Auftrag der »Freunde des Buchheim-Museums und der Buchheim Stiftung e. V.«, m. Texten von Christoph Vitali, Carla Schulz-Hoffmann, Hans Krieger, Clelia Segieth, Lothar-Günther Buchheim, Ellen Maurer, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München (29.07.–18.10.1998), Feldafing: Buchheim Verlag, 1998, Kat. Nr. 172 (ohne Abb.)EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM. ARBEITEN AUF PAPIER, Ausst.-Kat. Ulmer Museum, Feldafing: Buchheim Verlag, 1989, Kat. Nr. 119 (ohne Abb.)
DIE MALER DER BRÜCKE. SAMMLUNG BUCHHEIM, m. Texten von Hans Konrad Röthel, Ausst.-Kat. Städtische Galerie München (18.06.–26.07.1959), Kat. Nr. 9
19. KUNST-AUKTION, KUNSTLITERATUR, GEMÄLDE, ZEICHNUNGEN, GRAPHIK DES 19. UND 20. JAHRHUNDERTS, Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer (18.–20.05.1954), Kat. Nr. 1123, Erw. S. 116
ERNST LUDWIG KIRCHNER. GEMÄLDE UND GRAPHIK DER SAMMLUNG DR. F. BAUER, DAVOS, Ausst.-Kat. Haus der Kunst München (25.10.–14.12.1952), Nürnberg: Nürnberger Presse GmbH, 1952, Kat. Nr. 57