Brustbild einer Frau mit langen schwarzen Haaren
Max Pechstein
1912
Tusche auf Velin
Bildmaß 57,8 x 42,5 cm
Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See
Inventarnummer: 1.03000
Alternativer Titel: Mädchen; Slavin; Charlotte, die Frau des Künstlers
Dargestellte Personen: Charlotte Kaprolat
Zeichnung, Tusche
Sammlungsbereich:
Arbeiten auf Papier
Künstler/in: Max Pechstein
© Pechstein Hamburg/Tökendorf; VG Bild-Kunst, Bonn; Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung
Eine Frau mit langen schwarzen Haaren sitzt uns in dieser Darstellung gegenüber. Die Haare sind gescheitelt und fallen ihr auf beiden Seiten des Gesichtes lang und glatt auf die Schultern. Um ihren Hals hat sie einen Fuchskragen geschlungen. Ihr Gesicht ist verzogen, die Perspektive der Haare gegenüber der Ausrichtung des Kopfes scheinen nicht recht zueinander zu passen. Statt uns direkt frontal anzusehen, richtet sich ihr Blick nach unten rechts.Nach freundlicher Auskunft des Pechstein-Nachlasses handelt es sich bei der Dargestellten um Max Pechsteins erste Frau, Charlotte Kaprolat. Die Ehe der beiden wurde 1911 geschlossen. Unten rechts im Bild ist als Entstehungsjahr 1912 überliefert. Bereits 1910 entsteht ein ähnliches Blatt, das auf dem Blatt vom Künstler als »Slavin 9« betitelt ist, und für das der zweite Sohn des Künstlers, Max Konrad (1926–2007), genannt Mäki, 1998 eine Expertise anfertigte. Die Darstellung des Buchheim Museums unterscheidet sich jedoch von »Slavin 9« in einigen kompositorischen Elementen wie beispielsweise in der Drehung des Gesichts bzw. den des Blicks sowie in der Ausgestaltung des Bildhintergrunds.
Es ist ungesichert, in welchem Kontext dieses »Brustbild einer Frau mit langen schwarzen Haaren« entsteht, da es laut freundlicher Auskunft des Pechstein-Nachlasses weder 1910 noch 1912 andere vergleichbare Arbeiten gibt. Eine Objektautopsie erbrachte keine Herkunftshinweise zu dem Blatt. Mehrere Arbeiten auf Papier von Max Pechstein mit Darstellungen von Frauen bzw. weiblichen Köpfen wurden aus deutschen Museen im Rahmen der sogenannten Aktion »entartete Kunst« 1937 beschlagnahmt, ohne dass genauere Werkangaben zu diesen bisher veröffentlicht wurden. Somit ist eine Werkidentifizierung bzw. -übereinstimmung dieser Arbeit mit einer der verschollenen aus ehemaligem Museumsbesitz aufgrund der beschriebenen »unfertigen« Ausführung des Gesichts bzw. der perspektivischen Diskrepanz zwischen Gesicht und Haaren als eher gering zu bewerten.
Erst als auch die Auktionskataloge, die in den Reihen der Kataloge der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim fehlen, in externen Bibliotheken auf mögliche Erwerbungen Buchheims hin überprüft wurden, konnte eine Provenienzlücke geschlossen werden. Lothar-Günther Buchheim ersteigert diese Tuschezeichnung nämlich gemeinsam mit mehreren anderen Arbeiten aus unserem Sammlungsbestand in der Auktion 90 des Berner Auktionshauses Klipstein & Kornfeld als Nr. 779 am 16.05.1958, wie uns das Archiv der Galerie Kornfeld freundlich bestätigte. Weiterhin teilten Sie uns freundlich mit, dass die Einlieferung durch eine Privatsammlung in Deutschland erfolgt sei. Weitere Herkunftsangaben konnten nicht gemacht werden. Auch erbrachten ergänzende herkunftsrelevante Recherchen zu möglichen Ausstellungsteilnahmen keine neuen Erkenntnisse.
Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt, es bestehen Provenienzlücken. Die Herkunft muss weiter erforscht werden. Wir danken für weiterführende werkbezogene Hinweise.
JL
04.07.2024
Beschriftungen
rekto u. r. signiert und datiert (in Bleistift): HMP 1912verso u. r. beschriftet (in Bleistift): 1_03000
Provenienz
[...]o. D.–16.05.1958: »Privatsammlung, Deutschland«
16.05.1958: Klipstein & Kornfeld, Bern, Auktion 90, Nr. 779, eingeliefert von »Privatsammlung, Deutschland«
16.05.1958–08.03.2014: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing, erworben bei Klipstein & Kornfeld, Auktion 90
seit 08.03.2014: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing
JL
04.07.2024
Sammlung Buchheim
Literatur
AUKTION 90, MODERNE KUNST DES NEUZEHNTEN UND ZWANGSTIGSTEN JAHRHUNDERTS, Klipstein & Kornfeld, Bern (16.–17.05.1958), Kat. Nr. 779, Erw. S. 87Weitere Werke
- Paul Fechter: DAS GRAPHISCHE WERK MAX PECHSTEINS, 1921
- ohne Titel aus der Serie »Sommeschlacht«; Blatt 18, 1917
- Unterhaltung, 1909
- ohne Titel aus der Serie »Sommeschlacht«; Blatt 10, 1917
- Granateinschlag aus der Serie »Sommeschlacht«; Blatt 05, 1917
- Blumenfenster, 1910
- DER STURM; WOCHENSCHRIFT FÜR KULTUR UND DIE KÜNSTE, hrsg. v. Herwarth Walden, 2. Jg., H. 93, limitierte Ausgabe, 01/1912
- Artillerietreffer auf den Unterstand aus der Serie »Sommeschlacht«; Blatt 02, 1917
- Brücke und Stadtteil in Italien, um 1913
- ohne Titel aus der Serie »Sommeschlacht«; Blatt 23, 1917