Franziska Fehrmann (1900–1950)
Franziska Lina Fehrmann; Fränzi
Foto: Ernst Ludwig Kirchner; Kirchner Museum Davos
Fränzi ist das bekannteste der Modelle der »KG Brücke«. Insbesondere Erich Heckel (1883–1970) und Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) stellen sie auf ihren Gemälden, Zeichnungen und der Druckgrafik dar.
Erich Heckel berichtet 1958, sie 1909 kennengelernt zu haben, was durch die Datierung vieler ihrer Porträts gestützt wird. Wie der Kontakt zustande kommt, lässt Heckel ungeklärt. Gerd Presler mutmaßt in seinem 2015 erschienen Buch zu Fränzi, dass Dodo (1884–n. 1936), Kirchners Freundin, die Hutmacherin war, sie im Putzwarengeschäft von Fränzis Mutter getroffen haben könnte, evtl. in Begleitung von Kirchner. Bereits 1998, 1999 und 2002 in der WELTKUNST und schließlich in der 2003 erschienenen FESTSCHRIFT FÜR EBERHARD W. KORNFELD ZUM 80. GEBURTSTAG hatte Presler gemeinsam mit Klaus Albers Dokumente veröffentlicht, die Fränzis Lebensweg nachzeichnen und eine lange als gesichert geltende These widerlegen: dass Fränzi eine der beiden Töchter einer Artistenwitwe und Schwester von Marzella gewesen sei. Die Töchter der Artistenwitwe hatte Max Pechstein (1881–1955) gemäß seinen 1960 erschienen ERINNERUNGEN 1910 auf Vermittlung des Hausmeisters der Akademie kennengelernt und in den Kreis der »Brücke«-Künstler eingeführt. Bei diesen Mädchen muss es sich jedoch um andere Modelle der Künstler gehandelt haben, deren Namen nach wie vor unbekannt sind.
Anlass zu den in der Weltkunst und der Festschrift veröffentlichten Nachforschungen hatte eine 1996 von Presler entdeckte Notiz in einem Skizzenbuch von Ernst Ludwig Kirchner gegeben, der am 12. Februar 1926 Fränzi wiedergesehen und im Skizzenbuch ihren Nachnamen »Fehrmann« notiert hatte. Mit dem Familiennamen des Mädchens gelingt es, in Archiven den vollständigen Namen, den Geburts- und Tauftag sowie die Namen und Berufe der Eltern und die Namen und Geburtstage der Geschwister zu ermitteln. Es wird klar, dass ihr Vater Heizer und Maschinist gewesen ist, dass Fränzi das letzte von zwölf Geschwistern ist und keine Schwester mit dem Namen Marzella hat. Außerdem finden die Autoren Angaben zu Fränzis weiterem Leben: sie arbeitet in einer Zigarettenfabrik, bekommt zwei uneheliche Töchter. 1931 heiratet sie den Buchdrucker Alfred Fleischer, den sie nach Preslers Mutmaßung bereits aus Kindertagen kennen und den sie als Buchbindereiarbeiterin in der Buchdruckerei Arthur Heider wiedergetroffen haben könnte. 1948 wird die Ehe geschieden. Zwei Jahre später stirbt Fränzi mit nur 49 Jahren. Sie ist auf dem Äußeren Briesnitzer Friedhof begraben.
RK
27.11.2020
Erich Heckel berichtet 1958, sie 1909 kennengelernt zu haben, was durch die Datierung vieler ihrer Porträts gestützt wird. Wie der Kontakt zustande kommt, lässt Heckel ungeklärt. Gerd Presler mutmaßt in seinem 2015 erschienen Buch zu Fränzi, dass Dodo (1884–n. 1936), Kirchners Freundin, die Hutmacherin war, sie im Putzwarengeschäft von Fränzis Mutter getroffen haben könnte, evtl. in Begleitung von Kirchner. Bereits 1998, 1999 und 2002 in der WELTKUNST und schließlich in der 2003 erschienenen FESTSCHRIFT FÜR EBERHARD W. KORNFELD ZUM 80. GEBURTSTAG hatte Presler gemeinsam mit Klaus Albers Dokumente veröffentlicht, die Fränzis Lebensweg nachzeichnen und eine lange als gesichert geltende These widerlegen: dass Fränzi eine der beiden Töchter einer Artistenwitwe und Schwester von Marzella gewesen sei. Die Töchter der Artistenwitwe hatte Max Pechstein (1881–1955) gemäß seinen 1960 erschienen ERINNERUNGEN 1910 auf Vermittlung des Hausmeisters der Akademie kennengelernt und in den Kreis der »Brücke«-Künstler eingeführt. Bei diesen Mädchen muss es sich jedoch um andere Modelle der Künstler gehandelt haben, deren Namen nach wie vor unbekannt sind.
Anlass zu den in der Weltkunst und der Festschrift veröffentlichten Nachforschungen hatte eine 1996 von Presler entdeckte Notiz in einem Skizzenbuch von Ernst Ludwig Kirchner gegeben, der am 12. Februar 1926 Fränzi wiedergesehen und im Skizzenbuch ihren Nachnamen »Fehrmann« notiert hatte. Mit dem Familiennamen des Mädchens gelingt es, in Archiven den vollständigen Namen, den Geburts- und Tauftag sowie die Namen und Berufe der Eltern und die Namen und Geburtstage der Geschwister zu ermitteln. Es wird klar, dass ihr Vater Heizer und Maschinist gewesen ist, dass Fränzi das letzte von zwölf Geschwistern ist und keine Schwester mit dem Namen Marzella hat. Außerdem finden die Autoren Angaben zu Fränzis weiterem Leben: sie arbeitet in einer Zigarettenfabrik, bekommt zwei uneheliche Töchter. 1931 heiratet sie den Buchdrucker Alfred Fleischer, den sie nach Preslers Mutmaßung bereits aus Kindertagen kennen und den sie als Buchbindereiarbeiterin in der Buchdruckerei Arthur Heider wiedergetroffen haben könnte. 1948 wird die Ehe geschieden. Zwei Jahre später stirbt Fränzi mit nur 49 Jahren. Sie ist auf dem Äußeren Briesnitzer Friedhof begraben.
RK
27.11.2020
Literatur
»Roman Norbert Ketterer im Gespräch mit Erich Heckel: ›Arbeitsrhythmen‹«, in: Roman Norbert Ketterer: DIALOGE, Bd. 2 Bildende Kunst. Kunsthandel, Stuttgart, Zürich: Belser Verlag, 1988, S. 47Klaus Albers, Gerd Presler: »Neues von Fränzi: Daten, Fakten, Erkenntnisse zum jüngsten »Brücke«-Modell«, in: WELTKUNST. AKTUELLE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND ANTIQUITÄTEN. VEREINIGT MIT KUNST UND ANTIQUITÄTEN, 68. Jg., H. 13 (01.11.1998), S. 2440–2442
Klaus Albers, Gerd Presler: »Neues von Fränzi II, für R. N. Ketterer und M. M. Moeller«, in: WELTKUNST. AKTUELLE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND ANTIQUITÄTEN. VEREINIGT MIT KUNST UND ANTIQUITÄTEN, 69. Jg., H. 4 (04/1999), S. 727–729
Klaus Albers, Gerd Presler: »Neues von Fränzi III«, in: WELTKUNST. AKTUELLE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND ANTIQUITÄTEN. VEREINIGT MIT KUNST UND ANTIQUITÄTEN, 72. Jg., H. 12 (01.11.2002), S. 1872–1874
Klaus Albers und Gerd Presler: »›Fränzi‹ – Modell und Muse der ›Brücke‹-Maler Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein«, in: Christine E. Stauffer (Hrsg.): FESTSCHRIFT FÜR EBERHARD W. KORNFELD ZUM 80. GEBURTSTAG, m. Texten v. Noberto Gramaccini, Christian Müller, Christel Thiem, Christian Rümelin, Hans-Ulrich Beck, Theo Laurentius, Peter Schatborn, Juliet Wilson-Bareau, Rainer Michael Mason, Gottfried Boehm, Nicole Minder, Ursula Perucchi-Petri, Margret Stuffmann, Douglas W. Druick, Dieter Schwarz, Cäsar Mänz, Jay A. Clarke, Gunther Thiem, Alexandra von dem Knesebeck, Klaus Albers und Gerd Presler, Roland Scotti, Beat Stutzer, Andrew Robison, Günther Gercken, Werner Schmalenbach, Bernhard Mendes Bürgi, Werner Schmidt, Roland März, Karin von Maur, Barbara Göpel, James Hofmaier, Alexander Klee, Christian Lenz, Hans Christoph von Tavel, Volker Wahl, Brigitte Baer, Marie-Therese Bätschmann und Oskar Bätschmann, Wolfgang Holler, Bella Meyer, Christian Klemm, Franz Meyer, Harald Szeemann, Wieland Schmied, Jean-Christophe Ammann, Günter Busch, Josef Helfenstein, Ulrike Gauss, Dieter Koepplin mit Stephan Berg, Bern: Verlag Kornfeld & Cie, 2003, S. 205–218
DER BLICK AUF FRÄNZI UND MARCELLA. ZWEI MODELLE DER BRÜCKE-KÜNSTLER HECKEL, KIRCHNER UND PECHSTEIN, hrsg. v. Norbert Nobis, m. Texten von Gerd Presler, Norbert Nobis, Karin Schick, Irene Berkel, Ausst.-Kat. Sprengel Museum Hannover (29.08.2010–09.01.2011), Stiftung Moritzburg. Kunstmuseum des Landes Sachsen Anhalt (06.02.–01.05.2011), Bönen: DruckVerlag Kettler, 2010
FRÄNZI UND MARZELLA, hrsg. v. Magdalena M. Moeller, m. Texten von Regina Klein, Katja Lindenau, Laura Mang, Jochen Sprentzel, Ausst.-Kat. Brücke-Museum, Berlin (24.05.–20.07.2014), Heidelberg, Berlin: Kehrer, 2014, S. 18–23, 116
Gerd Presler: FRÄNZI. ENDE EINES IRRTUMS. DREI »BRÜCKE«-MALER – EIN MODELL, 2015
FRAUEN UM KIRCHNER. ZEICHNUNG, GRAPHIK, FOTOGRAFIE, m. Texten von Gerd Presler, Thorsten Sadowsky, Brigitte Schad, Ausst.-Kat. KirchnerHaus Aschaffenburg (22.10.2016–22.01.2017)
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