Porträt Ernst Barlach

Leo von König

1937

Öl auf Leinwand

Bildmaß 92,0 x 78,5 cm
Rahmenmaß 101,5 x 88,0 x 6,5 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 0.00070

Alternativer Titel: Ernst Barlach (I); Bildnis Ernst Barlach; Portrait Barlach

Dargestellte Personen: Ernst Barlach

Malerei, Ölfarben

KVZ/WVZ: Bechter 1937/5


Sammlungsbereich: Gemälde

Künstler/in: Leo von König


Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Viele Jahre sind sich der Maler Leo von König (1871–1944) und der Bildhauer Ernst Barlach (1870–1938) nur flüchtig, als Mitglieder der »Berliner Secession« bekannt. Ab 1929 entsteht zwischen den Künstlern jedoch ein angeregter Briefwechsel, persönliche Begegnungen folgen wie im Jahr 1934, als von König den Bildhauer zusammen mit dem Kunsthistoriker Fritz Nemitz (1892–1968) in seinem Atelier in Güstrow besucht. Die Freundschaft zwischen beiden Künstlern fußt laut Elmar Jansen in seinem Buch über den Bildhauer auf einem gemeinsamen Verständnis als politische Gegner des NS-Regimes. Leo von König berichtet in dem Privatdruck FREUNDWORTE. ERNST BARLACH ZUM GEDENKEN, der nach Barlachs Tod 1938 im Folgejahr als Hommage erscheint, vor allem von seinem inneren Wunsch, den stillen, zierlichen Bildhauer, von dessen künstlerischen Arbeiten von König fasziniert ist, besser kennenlernen zu wollen. Von König möchte schon damals Barlachs Bildnis malen. Dieser Bitte kommt Barlach erst im September 1937 nach. In den Porträtsitzungen entstehen fünf Bildnisse, von denen das hier untersuchte, eines ist. Aber nicht nur von König, auch Barlach verarbeitet die Begegnung bzw. die Freundschaft der beiden Künstler, eine Porträtbüste von Leo von König entsteht im gleichen Jahr.

Den Angaben des Werkverzeichnisses zu den Gemälden von Leo von König nach stammt dieses »Porträt Ernst Barlach« aus undatiertem Münchner Privatbesitz. Ob die Autorin Alexandra Bechter sich damit auf Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) als Eigentümer bezieht, der in Feldafing nicht München gelebt hat, konnte im Rahmen des Forschungsprojektes nicht eindeutig geklärt werden. Rechnungsunterlagen zum Erwerb des Ölbilds konnten im Archiv der Eheleute Buchheim bisher nicht gefunden werden. Aufgrund der persönlichen Freundschaft, die Buchheim mit der Familie von König seit ihrem Umzug nach Tutzing 1943 verbindet und seiner Erzählung einer Bilderrettung aus dem Berliner Atelier Leo von Königs nach dessen Tod 1944, könnte es sich zwar um einen Erwerb aus dem Nachlass des Künstlers handeln, hierfür gibt es aber bisher keinen werkbezogenen Quellennachweis. Aufgrund eines Briefes, den Anna von König (1897–1992) an Buchheim am 25.04.1966 im Zusammenhang mit der bevorstehenden Veröffentlichung eines Beitrags zu Leo von König in Kindlers Malereilexikon von 1966 schreibt, lässt sich Buchheims Eigentumserwerb vor das Entstehungsdatum im April 1966 datieren. So lässt die Künstlerehefrau in dem Brief keinen Zweifel daran, dass Buchheim der Eigentümer des Bildes ist und vermutet, dass dieser aus finanziellen Interessen heraus genau dieses Bild als begleitende Abbildung zu der Veröffentlichung wählt. Ein Erwerb auf »vor 06/1959« ließ sich im Verlauf des Projektes ergänzend zu den datieren Quellen von 1966 aufgrund eines Bestandes an Negativen zu einzelnen Gemälden der Sammlung von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014) feststellen. Innerhalb dieses Negativbestandes, der im Privatarchiv der Eheleute Buchheim überliefert ist, befindet sich auch das Porträt von Ernst Barlach. Auf den Negativen sind verschiedene Werke aus der Sammlung Buchheim mit ihren Bildrahmen zu erkennen, die in einigen Fällen für die Buchheim-Ausstellung im Lenbachhaus vom 18.06.–26.07.1959 verändert wurden. Dies ist für dieses Bild zwar nicht der Fall, belegt aber, dass die Negative vor dieser Ausstellung gemacht worden sein müssen.

Das Porträt wird als »Portrait Barlach« erst in einem Zusatzvertrag vom 25.05.1971 zum bestehenden Leihvertrag zwischen Buchheim und dem Freistaat Bayern als L. 1284 aufgenommen.

Die Provenienz des Porträts ist für den Zeitraum von 1933 bis 1945 nicht eindeutig geklärt. Es gibt Provenienzlücken. Die Herkunft muss weiter erforscht werden. Wir freuen uns über entsprechende Hinweise.

JL

28.03.2018

Beschriftungen

rekto o. r. beschriftet (in schwarzer Farbe): L. v. König 37.
Keilrahmen o. l. beschriftet (in blauer Kreide): 52 [eingekreist]
Keilrahmen o. l. Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet): Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1, CH-8001 Zürich / Zweck: DIE DREISSIGER JAHRE – Schau- / platz Deutschland 11.8.–2.10.77 / Künstler: Leo von König / Titel: Bildnis Ernst Barlach 1937 / Besitzer: Sammlung L. G. Buchheim, Felda- / Adresse:fing / Kat.-Nr.: 94
Keilrahmen o. m. Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet): HAUS DER KUNST MÜNCHEN / Ausstellung: 30er Jahre / Name des Künstlers: Leo von KÖNIG / Titel des Werkes: Bildnis Ernst Barlach, 1937 / Leihgeber: L. G. Buchheim, Feldafing / Technik: ÖL/Lwd. Maße: 92 x 78,5 Kat.-Nr.: 94
Keilrahmen o. r. Klebeetikett): [Klebereste]
Querverstrebung m. Nass-Stempel (in Blau): LEOPOLD HESS / Kunstmaterialien / Berlin W., Genthiner-Str. [29] / umbenannt in Woyrsch-Str. 47
Querverstrebung r. beschriftet (in weißer Kreide): [...]
Keilrahmen l. m. u. Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet): BAYERISCHE STAATS- / GEMÄLDESAMMLUNGEN / MÜNCHEN / Inv.-Nr. L:1284 / [Siegel BStGS] / König Leo von / Portrait Barlach / fec: 1937
Keilrahmen l. u. Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet): BAYERISCHE STAATS- / GEMÄLDESAMMLUNGEN / MÜNCHEN / Inv.-Nr. L. 1284 / [Siegel BStGS] / Leo von König: [Nachname unterstrichen] / Porträt Ernst / Barlach. 1937
Rahmen verso l. m. Nass-Stempel (in Schwarz): HERMANN UTZ / Werkstatt für Gemälde-Rahmen / BERLIN W. 62 [?] / Land[...]straße 11 Ecke [...] [ab Ecke in Klammern]
Rückwand Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet, später in schwarzem Filzstift durchkreuzt): BAYERISCHE STAATS- / GEMÄLDESAMMLUNGEN / MÜNCHEN / Inv.-Nr. L. 1284 / [Siegel BStGS] / König, Leo von / Porträt Barlach
Rückwand beschriftet (in grünem Filzstift): Nr. L. 1284

Provenienz

o. D.: Privatbesitz, München
[...]
vor 04/1966–1999: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing
25.05.1971–19.04.2001: Bayerische Staatsgemäldesammlung. München, entliehen von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007), Feldafing
seit 22.02.2007: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

28.03.2018

Sammlung Buchheim

Ausstellungen

LEO VON KÖNIG. LIEBE, KUNST & KONVENTIONEN, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 03.12.2023–07.04.2024

BUCHHEIM. KÜNSTLER, SAMMLER, ALLESKÖNNER?, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 03.12.2022–21.05.2023

BRÜCKE & SECESSION, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 27.11.2021–26.06.2022

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, Haus der Kunst, München, 29.07.1998–18.10.1998

DIE DREIßIGER JAHRE. SCHAUPLATZ DEUTSCHLAND, Kunsthaus Zürich, Zürich, 15.07. o. 11.08.–18.09. o. 02.10.1977

DIE DREIßIGER JAHRE. SCHAUPLATZ DEUTSCHLAND, Museum Folkwang, Essen, 30.04.1977–03.07.1977

DIE DREIßIGER JAHRE. SCHAUPLATZ DEUTSCHLAND, Haus der Kunst, München, 11.02.1977–17.04.1977

Literatur

LEO VON KÖNIG. LIEBE, KUNST & KONVENTIONEN, hrsg. v. d. Buchheim Stiftung und Manuel Schimansky unter Verwendung v. Vorarbeiten v. Daniel J. Schreiber, m. Texten von Alexandra Bechter, Walter Grasskamp, Andreas Hüneke, Rajka Knipper, Johanne Lisewski, Bernhard Maaz, Anke Matelowski, Manuel Schimansky, Erich Schneider, Ausst.-Kat. Buchheim Museum, Bernried (02.12.2023–07.04.2024), München: Hirmer Verlag, 2023, Kat. Nr. 83, Abb. S. 27 (im Foto), 79 o. r., 191

Alexandra Bechter: LEO VON KÖNIG 1871–1944. LEBEN UND WERK, Darmstadt: WP Druck & Verlag, 2000 (Inaugural-Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktor phil., vorgelegt dem Fachbereich 15 der Johannes Gutenberg-Universität zu Mainz, Wiesbaden 1998), Kat. Nr. 1937/05, Abb. S. Nr. 272, Erw. S. 414/415

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, hrsg. i. Auftrag der »Freunde des Buchheim-Museums und der Buchheim Stiftung e. V.«, m. Texten von Christoph Vitali, Carla Schulz-Hoffmann, Hans Krieger, Clelia Segieth, Lothar-Günther Buchheim, Ellen Maurer, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München (29.07.–18.10.1998), Feldafing: Buchheim Verlag, 1998, Kat. Nr. 15

Paul Ortwin Rave: KUNSTDIKTATUR IM DRITTEN REICH, hrsg. v. Uwe M. Schneede, Berlin: Argon Verlag, [1987], Erw. S. 42

DIE DREISSIGER JAHRE. SCHAUPLATZ DEUTSCHLAND, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München (11.02.–17.04.1977), Museum Folkwang, Essen (30.04.–03.07.1977), Kunsthaus Zürich (15.07./12.08.–18.09./02.10.1977), Köln: DuMont Buchverlag, 1977, Kat. Nr. 94, Abb. S. 73 Abb. 80, Erw. S. 213

LEO VON KÖNIG. GEDÄCHTNISAUSSTELLUNG, m. e. Text v. Wilhelm Weber, Ausst.-Kat. Pfalzgalerie Kaiserlautern (25.08.–29.09.1974), Kat. Nr. 57

KÜNSTLER SEHEN KÜNSTLER. GEMÄLDE, PASTELLE, HANDZEICHNUNGEN UND GRAFIK, hrsg. v. Galerie Pels-Leusden, Ausst.-Kat. Galerie Pels-Leusden, Berlin (19.11.1973-13.01.1974), Berlin, 1974, Kat. Nr. 64, Abb. S. 30

LEIHGABEN DER BAYERISCHEN STAATSGEMÄLDESAMMLUNG MÜNCHEN: ab März 1973, hrsg. v. Pfalzgalerie Kaiserslautern, Ausst.-Kat. Kaiserslautern (ab März 1973), 1973, Kat. Nr. 10, Abb. S. 21

Elmar Jansen: ERNST BARLACH. WERK UND WIRKUNG, Frankfurt am Main: Athenäum, 1972, Erw. S. 447

Erhard Frommhold (Hrsg.): KUNST IM WIDERSTAND, Dresden: Verlag der Kunst, 1968, Abb. S. 324

Helmut Kindler: KINDLER MALEREI LEXIKON. Bd III, hrsg. v. Germain Bazin/ Horst Gerson, Zürich: Kindler, 1966, Abb. S. 712

Erw. S. 521

Weitere Werke