Sitzendes Paar

Ernst Ludwig Kirchner

um 1909

Bleistift auf Karton

Bildmaß 47,5 x 60,0 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 1.00181b (Werk auf Vorderseite ansehen)

Zeichnung, Schwarze Pigmente


Sammlungsbereich: Arbeiten auf Papier

Künstler/in: Ernst Ludwig Kirchner


Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Im Ouevre von Ernst Ludwig Kirchner finden sich zwar einige Selbstbildnisse, diese sind laut Einschätzung von Roland Scotti, ehemaliger Direktor des Kirchner Museums Davos, für sein Gesamtwerk jedoch nicht als zentral anzusehen. Kirchners Darstellungsthemen sind Modellbilder, urbane Straßenszenen und alpine Landschaften. Seine Inspiration zieht er somit eher aus seiner Umgebung als aus der bildlichen Darstellung seiner selbst. Scotti räumt ein, dass das Thema der Selbstbildnisse mit (weiblichem) Modell – so auch der gleichnamige Titel dieser Kreidearbeit – »einen besonderen Platz in Kirchners Oeuvre« einnimmt, welches er in vielen Variationen wie z. B. im Hochformat auf kleinerem Papierbogen als »Selbstbildnis mit Modell« von 1910 , ehemals im privaten Sammlungsbestand Gerlinger, umsetzt. In dieser Darstellung sitzt der Künstler im Bildvordergrund links in einen farblich auffällig gestalteten Morgenmantel auf einem Bett oder Diwan. Das Modell ist halb entkleidet und sitzt rechts im Bild hinter dem Künstler. Beide Dargestellten haben die Beine leicht gespreizt. Die Farben ihrer Kleidung korrespondieren miteinander. Sie stehen in bildlicher Beziehung zueinander, ohne dass sie miteinander kommunizieren würden. Als Beziehungsperson zwischen den beiden dient der Betrachter, den beide direkt ansehen.

Diese Kreidezeichnung stammt aus dem Eigentum des Künstlers bzw. des Künstlernachlasses, wie sich an dem auf der Blattrückseite 1946 im Baseler Kunstmuseum bei einer Inventarisierung des umfangreichen Nachlasses an Zeichnungen angebrachten Stempel ablesen lässt.

Wann oder über wen der Nachlass E. L. Kirchner »Selbstbildnis mit Modell«, auf dessen Blattrückseite sich im Hochformat ein »Sitzendes Paar« von Kirchner befindet (Inv. 1.00181b), nach 1946 veräußerte, konnte bisher nicht rekonstruiert werden. Jedoch konnte der Erwerb durch Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) aufgrund einer Rechnung des Auktionshauses A. Weinmüller in München vom 09.06.1967 für Auktion 108, Nr. 220, für DM 8.000, – (Hammerpreis) überliefert im Archiv der Eheleute Buchheim belegt werden. Mit dieser Dokumentation korrespondiert auch die Annotation von Buchheim in dem in der Bibliothek der Eheleute Buchheim überlieferten Katalogexemplar zur Auktion.

Wir bedanken uns bei dem Archiv des Auktionshauses Weinmüller für die Auskunft, dass als Einlieferer für die farbige Kreidezeichnung »Müller-Oerl.« in den Geschäftsunterlagen überliefert ist. Diese Abkürzung dürfte sich auf den Künstler und Sammler Berthold Müller-Oerlinghausen (1893–1979) aus Kressbronn beziehen, der auch als Vorbesitzer für zwei andere Papierarbeiten, eine von Kirchner (Inv. 1.00197), die andere von dem »Brücke«-Kollegen Erich Heckel (Inv. 1.00016), aus dem Bestand des Buchheim Museums dokumentiert ist.

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich. Sie schließt einen NS-verfolgungsbedingten Hintergrund aus, die Provenienz ist lückenlos, eine weitere Überprüfung ist nicht notwendig.

JL

13.11.2023

Beschriftungen

rekto o. l. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach rechts gedreht): (1932/23)
rekto o. l. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach rechts gedreht): 6989 [unterstrichen] / 111
rekto o. l. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach rechts gedreht): 1.00181
rekto u. l. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach rechts gedreht): 34.)
rekto u. l. beschriftet (in Bleistift): K390
rekto u. l. Nass-Stempel (in Blau, in Tinte beschriftet, um 90° nach rechts gedreht u. beschnitten): NACHLASS / E.L.KIRCHNER / Dre/Bi 23 [L.1570b]
rekto u. l. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach rechts gedreht): 3

Provenienz

bis mind. 1946: Nachlass E. L. Kirchner
[...] ?
o. D.–09.06.1967: »Müller-Oerl.«
09.06.1967: Auktionshaus A. Weinmüller, München, Auktion 107, Nr. 220, eingeliefert von »Müller-Oerl.«
09.06.1967–22.02.2007: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing, erworben bei A. Weinmüller, München, Auktion 107
seit 22.02.2007: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

13.11.2023

Sammlung Buchheim

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