Bildnis

Ernst Ludwig Kirchner

1913/14

Bleistift auf Papier

Bildmaß 51,5 x 38,6 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 1.00228b (Werk auf Vorderseite ansehen)

Zeichnung, Schwarze Pigmente

Ort: Europa, Deutschland, Berlin


Sammlungsbereich: Arbeiten auf Papier

Künstler/in: Ernst Ludwig Kirchner


Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Dresden und Berlin sind die Großstädte, die Ernst Ludwig Kirchner mit ihrer Schnelligkeit, der Menge an Menschen, ihrer Kleidung und der Mondänität Anregung für seine Straßenszenen geben. Dabei handelt es sich um eine kleine Bildgruppe, die Kirchner bei einer Einteilung seines Schaffens in Werkgruppen in seinem Tagebuch 1925 genauso benennt: »Straßenszenen«. Es geht ihm in diesen Bildern um das Herausarbeiten eines Lebensgefühls mit flächig angelegten Kompositionen, in denen dünne große Menschen mit zackigen und kantigen Konturen innerhalb der städtischen Architektur dargestellt werden. In dieser Tuschezeichnung befindet sich der Bildbetrachter direkt zwischen den Dargestellten. Das Geschiebe und Gewimmel ist quasi spürbar. Man sieht Rücken von städtisch gekleideten Personen, Männern und Frauen, vor sich, die in der Bilddiagonale nach oben rechts aus dem Bild hasten. Parallel dazu verläuft ein Gegenstrom an Passanten, die von der oberen rechten Ecke nach links unten aus dem Bild drängen. Die Gesichter der Großstädter sind nur angedeutet, Anzüge, Mäntel und Hüte werden durch breite Schraffuren der Rohrfeder dunkel ausgestaltet.

Als Teil der Sammlung Frédéric Bauer (1883–1957) wird diese Tuschezeichnung als »Straßenszene« zusammen mit Gemälden und weiterer Grafik von Ernst Ludwig Kirchner in der gleichnamigen Ausstellung im Haus der Kunst in München vom 25.10. bis 14.12.1952 erstmalig öffentlich gezeigt. Die Ausstellung, organisiert von Ludwig Grote (1893–1974), veranschaulicht Kirchners Schaffen über mehrere Jahrzehnte bis zu seinem Suizid 1938 mit einer Vielzahl von Werken in unterschiedlicher Technik, die Bauer als Kirchners behandelnder Arzt und Freund zum Großteil bis 1932 vom Künstler erworben hatte. Dabei sollte mit der Ausstellung nicht nur Kirchner als Künstler umfassend gewürdigt, sondern auch der Verkaufsprozess der Sammlung Bauer angeschoben werden. Zur ersten etappenweisen Veräußerung der Sammlung Bauer kommt es in der 18. Auktion des Stuttgarter Kunstkabinetts Ende November 1953. Kurz bevor »Straßenszene« zur 19. Auktion des Auktionshauses als Los-Nr. 1153 versteigert wird, tourt die Zeichnung in der Wanderausstellung ERNST LUDWIG KIRCHNER. AQUARELLE, ZEICHNUNGEN, GRAPHIK von München nach Zürich, Köln und Stuttgart. Lothar-Günther Buchheim erwirbt die Tuschezeichnung, auf dessen Rückseite sich ein verworfenes Bildnis in Bleistift befindet, am 19.05.1954 im Stuttgarter Kunstkabinett.

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich. Sie schließt einen NS-verfolgungsbedingten Hintergrund aus.

JL

21.09.2023

Beschriftungen

rekto o. r. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach links gedreht): 15
rekto o. r. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach links gedreht): 168 [eingekreist]
rekto o. r. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach links gedreht): 94
rekto o. r. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach links gedreht): [...]
rekto r. m. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach links gedreht): 11168
rekto u. m. r. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach links gedreht): Dr. Bauer Kata Nr. [?] 106
rektoo u. r. beschriftet (in Bleistift, um 90° nach links gedreht): 106
verso o. l. signiert und datiert (in Bleistift, um 180° gedreht): EL Kirchner 13

Provenienz

vmtl. spät. 1932–1954: Frédéric Bauer (1883–1957), Davos/Etoy, erworben vom Künstler
19.05.1954: Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart, 19. Auktion, Nr. 1153, eingeliefert von »Dr. Bauer, Etoy«
19.05.1954–22.02.2007: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing, erworben im Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart, 19. Auktion
seit 22.02.2007: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

21.09.2023

Sammlung Buchheim
Sammlung Frédéric Bauer

Ausstellungen

LOTHAR-GÜNTHER BUCHHEIM UND DER KUNSTMARKT, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 16.03.2024–16.06.2024

Weitere Werke