Frauen mit Fuchsstola

Ernst Ludwig Kirchner

1930

Tusche auf Papier, aus Skizzenbuch herausgetrennt

Bildmaß 22,0 x 17,0 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 1.06390

Zeichnung, Tinte


Sammlungsbereich: Arbeiten auf Papier

Künstler/in: Ernst Ludwig Kirchner


Reproduktion: Bildarchiv Buchheim Museum
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Beschreibung

Ernst Ludwig Kirchner wählt für diese Papierarbeit als Zeichenmaterial Tusche. Mit der spitzen Zeichenfeder zeichnet er die Umrisse der drei Dargestellten, Teile der abstrahierten Gesichter und die Fuchsstola. Anschließend laviert er die Felle mit einem mit stark verdünnter Tusche getränkten Pinsel, um deren Materialität hervorzuheben. Die Zeichnung entsteht auf einer Seite eines Skizzenbuchs, wird jedoch zu einem unbekannten Zeitpunkt herausgetrennt. Es gibt keine Herkunftsmerkmale auf »Frauen mit Fuchsstola«. Wir bedanken uns bei Gerd Presler für die kollegiale Hilfe bei dem Versuch, auch diese Seite »zurückzuordnen«.

Die Schwierigkeit, die sich für ca. 70 unsignierte, undatierte und kaum mit Herkunftsmerkmalen versehene Papierarbeiten von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Forschungsbestand im Laufe des Projektes ergeben hatte, war es, den richtigen Erwerbungskontext durch Buchheim zu identifizieren und damit auch die werkrelevante Herkunft zu rekonstruieren. Ausgehend von internen Quellenrecherchen innerhalb der Katalogbestände in der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim konnte festgestellt werden, dass Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) mindestens zwei Sammelnummern mit insgesamt ca. 130 Blättern von Ernst Ludwig Kirchner zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten im Auktionshaus Kornfeld & Klipstein in Bern erwirbt. Wir danken dem Archiv Kornfeld herzlich für die kollegiale Unterstützung und Bestätigung, dass Buchheim in der Auktion 137 am 18.06.1970 Nr. 635 ein Konvolut »von 30 Blatt Zeichnungen und Skizzen« erwirbt sowie in der Auktion 142 am 10.06.1971 Nr. 543 ein Konvolut »von ca. 100 Blatt Zeichnungen und Skizzen« . Dokumentationen zu dem genauen Inhalt der Sammelnummern gibt es im Archiv der Galerie Kornfeld nicht. Die jeweils leicht unterschiedlichen Losbeschreibungen haben aber eins gemeinsam: beide Lose stammen ehemals aus der Sammlung Lise Gujer aus Davos-Sertig, wie im Katalog dokumentiert ist, auch wenn sie nicht als solche durch einen Stempelabdruck gekennzeichnet wurden. Da uns aufgrund fehlender einzelwerkrelevanter Angaben zu den ca. 130 Papierarbeiten keine Werkidentifizierung möglich war, haben wir ausgehend von den Angaben in den Losbeschreibungen die Zeichnungen Kirchners ihrem Motiv, damit auch ihrem Entstehungszeitraum, ihrer Darstellungsweise oder ihrer Größe nach einem oder alternativ beiden Erwerbungsmomenten zugeordnet. Da jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass Buchheim die eine oder andere Zeichnung Kirchners, die die erwähnten Charakteristika aufweist, in einem völlig anderen Kontext erworben hat, wurden die entsprechenden Provenienzangaben, wie auch bei dieser Zeichnung, mit einem »vermutlich« versehen.

Während die Kuratorin Clelia Segieth die Ausstellung UNBEKANNTE SCHÄTZE AUS DER BUCHHEIM'SCHEN EXPRESSIONISTENSAMMLUNG, die vom 08.07. bis 07.10.2012 im Buchheim Museum präsentiert wird, vorbereitet, datiert und betitelt sie auch diese Zeichnung. Ausgehend von der Datierung auf das Jahr 1930, als Kirchner bereits viele Jahre in Davos ansässig ist, kann die Papierarbeit nicht aus der Auktion 137 vom 18.06.1970 stammen, in der »Zeichnungen aus der Dresdner und Berliner Zeit« als Nr. 635 veräußert wurden. Folglich haben wir sie der anderen Sammelnummer 543 zugeordnet, die Buchheim ein Jahr später, am 10.06.1971 erwirbt. Diese Zuordnung relativiert sich in ihrer Bedeutung in Bezug auf den Forschungsauftrag insofern, als dass die Papierarbeiten aus beiden Sammelnummern, wie bereits erwähnt, dieselbe erste Eigentümerin haben: es handelt sich um die Weberin Lise Gujer (1893–1967), die die Papierarbeiten aus Künstlerbesitz oder aus dem Nachlass Kirchners ab spätestens 1946 erwirbt (vgl. Chronologie Sammlung Gujer). Beide Konvolute bleiben bis zu ihrem Tod 1967 in ihrem Besitz. Konkrete werkbezogene Primärquellen gibt es für »Frauen mit Fuchsstola« jedoch nicht, so dass im Ergebnis nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Herkunft eine andere als die vermutete ist.

So schließen die Recherchen, ohne dass die Provenienz für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 eindeutig geklärt werden konnte. Möglicherweise bestehen Provenienzlücken. Die Herkunft muss bei Gelegenheit weiter erforscht werden.

JL

19.09.2024

Beschriftungen

keine Aufschriften, Stempel oder Etiketten

Literatur

AUKTION 142. MODERNE KUNST DES NEUNZEHNTEN UND ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS. SAMMLUNG R. VON A., R. H., F. SCH. UND WEITERE SAMMLUNGEN UND BESTÄNDE AUS VERSCHIEDENEN SCHWEIZERISCHEN UND AUSLÄNDISCHEN PRIVATSAMMLUNGEN, Kornfeld & Klipstein, Bern (10.–12.06.1971), Kat. Nr. vmtl. 543

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