Reitakt

Ernst Ludwig Kirchner

1909

Bleistift, Tusche und farbige Kreide auf Papier

Bildmaß 11,0 x 17,7 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 1.06420

Zeichnung, Tusche, Schwarze Pigmente, Farbige Pigmente


Sammlungsbereich: Arbeiten auf Papier

Künstler/in: Ernst Ludwig Kirchner


Reproduktion: Bildarchiv Buchheim Museum
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Beschreibung

In Schwebestützhaltung hält sich eine Akrobatin oder ein Akrobat beim Voltigieren an einem Pferd fest. Ernst Ludwig Kirchner zeichnet nur die Umrisse der beiden, die er wohl bei einer Zirkusvorstellung gesehen haben dürfte. Hierfür benutzt er Bleistift und Tuschfeder, verleiht aber der Person durch das Ausmalen des Körpers mit hellblauer Kreide Tiefenwirkung. Clelia Segieth, die Kuratorin der Ausstellung UNBEKANNTE SCHÄTZE AUS DER BUCHHEIM'SCHEN EXPRESSIONISTENSAMMLUNG stellt im Rahmen ihrer Recherchen zur Entstehung der Zeichnungen und Skizzen Kirchners aus dem Sammlungsbestand des Buchheim Museums auch diese Zeichnung in Zusammenhang mit Kirchners Besuch des skandinavischen Pferdezirkusses Max Schumann im Sommer 1909 in Dresden. Sie vermutet, dass nicht nur diese Zeichnung, sondern auch »Pferdedressur« (Inv. 1.06425) aus demselben Skizzenbuch Kirchners stammen, da das Blattformat und die Papierqualität einander entsprechen.

Dank der freundlichen Unterstützung des Archivs der Berner Galerie Kornfeld wissen wir, dass Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) der Käufer von mindestens zwei Sammelnummern von insgesamt ca. 130 Zeichnungen und Skizzen von Ernst Ludwig Kirchner im Auktionshaus Kornfeld & Klipstein gewesen ist, in der Auktion 137 am 18.06.1970 von Nr. 635 und in der Auktion 142 am 10.06.1971 von Nr. 543. Entsprechende Annotationen sind auch in den Katalogen der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim überliefert. Da innerhalb des Forschungsbestandes nur ungefähr 70 Papierarbeiten von Kirchner erhalten sind, die zu den dokumentierten Sammellosbeschreibungen aus den Auktionskatalogen passen und keinem anderen Erwerbungskontext zugeordnet werden konnten, darf man zum einen davon ausgehen, dass Buchheim einige der in den beiden genannten Auktionen erworbenen Papierarbeiten nach 1970/71 verkauft, getauscht oder anderweitig weggegeben hat, der überlieferte und noch erhaltene »Restbestand« von Papierarbeiten jedoch aus einer der genannten Sammelnummern stammt. Aus Mangel an anderen Quellen erscheint es daher wahrscheinlich, dass auch dieses Blatt über eine der beiden Auktionen in die Sammlung Buchheim gekommen ist.

Zwar entsteht dieses Blatt in Referenz zu Segieths Recherchen aus Kirchners »Dresdner Zeit« und würde damit mit der Losbeschreibung des Konvoluts Nr. 635 aus der Auktion 137 korrespondieren, in der dokumentiert ist, dass es »30 Blatt Zeichnungen und Skizzen in versch. Techniken und leicht differierenden Formaten, meist etwa 25:20 cm. 30 Blatt Zeichnungen aus der Dresdner und Berliner Zeit mit zum Teil ausgeführten Blättern« beinhaltet, die Blattgröße ist mit 11,0 x 17,7cm jedoch etwas kleiner. Auch ist bei der Losbeschreibung des Konvoluts Nr. 543 in der Auktion 142 kein Hinweis darauf gegeben, dass sich in dem Konvolut nur Werke aus Kirchners »Davoser Jahren« befunden hätten. Gemeinsam ist beiden Sammelnummern, dass sie Zeichnungen und Skizzen aus der Sammlung Lise Gujer aus Davos-Sertig gemäß umfassen, auch wenn sie nicht als solche durch einen Stempelabdruck gekennzeichnet wurden. Folglich ist es in Bezug auf eine Prüfung, ob es sich bei der Zeichnung »Pferdedressur« um NS-Raubkunst handeln sollte, nicht relevant, ob das Blatt in der einen oder anderen Auktion erworben wurde. Wenn das Blatt tatsächlich aus der Sammlung Gujer stammt, kann ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ausgeschlossen werden, da Gujer die Papierarbeiten direkt aus dem Nachlass oder aus Künstlerbesitz erworben hat (vgl. Chronologie Sammlung Gujer). Da jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass Buchheim diese Papierarbeit von jemand anderem und zu einem anderen Zeitpunkt erworben hat, schließen die Recherchen, ohne dass die Provenienz für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 eindeutig geklärt werden konnte. Möglicherweise bestehen Provenienzlücken. Die Herkunft muss bei Gelegenheit weiter erforscht werden.

JL

24.09.2024

Beschriftungen

keine Aufschriften, Stempel oder Etiketten

Provenienz

spät. 1946–1967: evtl. Lise Gujer (1893–1967), Davos-Sertig, erworben aus Künstlerbesitz oder aus Nachlass Kirchner
[...]
evtl. 18.06.1970/evtl. 10.06.1971: evtl. Kornfeld & Klipstein, Bern, Auktion 137, Nr. 635 Teil von Sammelkonvolut (Werkzuordnung ungesichert)/evtl. Kornfeld & Klipstein, Bern, Auktion 142, Nr. 543 Teil von Sammelkonvolut (Werkzuordnung ungesichert)
evtl. 1970/spät. 2004–08.03.2014: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing, erworben evtl. bei Kornfeld & Klipstein, Bern, Auktion 137 oder Auktion 142
seit 08.03.2014: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

24.09.2024

Sammlung Buchheim

Literatur

UNBEKANNTE SCHÄTZE AUS DER BUCHHEIM'SCHEN EXPRESSIONISTENSAMMLUNG, hrsg. v. Clelia Segieth, Ausst.-Kat. Buchheim Museum, Bernried (08.07–07.10.2012), Feldafing: Buchheim Verlag, 2012, Kat. Nr. 3, Abb. S. 33 u., Erw. S. 66

AUKTION 142. MODERNE KUNST DES NEUNZEHNTEN UND ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS. SAMMLUNG R. VON A., R. H., F. SCH. UND WEITERE SAMMLUNGEN UND BESTÄNDE AUS VERSCHIEDENEN SCHWEIZERISCHEN UND AUSLÄNDISCHEN PRIVATSAMMLUNGEN, Kornfeld & Klipstein, Bern (10.–12.06.1971), Kat. Nr. evtl. 543

AUKTION 137, MODERNE KUNST DES NEUNZEHNTEN UND ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS. SAMMLUNG G.B.Z., H. VON H., L. K. UND WEITERE SAMMLUNGEN UND BESTÄNDE AUS VERSCHIEDENEN SCHWEIZERISCHEN UND AUSLÄNDISCHEN PRIVATSAMMLUNGEN, Kornfeld & Klipstein, Bern (17.–19.06.1970), Kat. Nr. evtl. 635

Weitere Werke