Personengruppe

Ernst Ludwig Kirchner

nach 1917

Schwarze Kreide auf Papier

Bildmaß 10,3 x 13,9 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 1.06427

Zeichnung, Schwarze Pigmente


Sammlungsbereich: Arbeiten auf Papier

Künstler/in: Ernst Ludwig Kirchner


Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Im Querformat sehen wir eine Personengruppe mit Hüten in einer dicht bewachsenen Landschaft. Es sind drei Personen, die neben einem im Zickzack gewundenen Weg stehen. Sowohl im Darstellungsstil als auch im Motiv, das an andere Darstellungen von Ernst Ludwig Kirchner von Bauern oder Hirten mit solchen Hüten in den Schweizer Bergen erinnert (vgl. u. a. Inv. 1.06399), begründet eine ungefähre Erstdatierung dieser Kohlezeichnung auf nach 1917, als Kirchner in die Schweiz umzieht. Es sind keine Herkunftsmerkmale auf der Papierarbeit überliefert. Am oberen Bildrand links ist das Blatt beschädigt.

Die Schwierigkeit, die sich für ca. 70 unsignierte, undatierte und kaum mit Herkunftsmerkmalen versehene Papierarbeiten von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Forschungsbestand im Laufe des Projektes ergeben hatte, war es, den richtigen Erwerbungskontext durch Buchheim zu identifizieren und damit auch die werkrelevante Herkunft zu rekonstruieren. Ausgehend von internen Quellenrecherchen innerhalb der Katalogbestände in der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim konnte festgestellt werden, dass Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) mindestens zwei Sammelnummern mit insgesamt ca. 130 Blättern von Ernst Ludwig Kirchner zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten im Auktionshaus Kornfeld & Klipstein in Bern erwirbt. Wir danken dem Archiv Kornfeld herzlich für die kollegiale Unterstützung und Bestätigung, dass Buchheim in der Auktion 137 am 18.06.1970 Nr. 635 ein Konvolut »von 30 Blatt Zeichnungen und Skizzen« erwirbt sowie in der Auktion 142 am 10.06.1971 Nr. 543 ein Konvolut »von ca. 100 Blatt Zeichnungen und Skizzen« . Dokumentationen zu dem genauen Inhalt der Sammelnummern gibt es im Archiv der Galerie Kornfeld nicht. Die jeweils leicht unterschiedlichen Losbeschreibungen haben aber eins gemeinsam: beide Lose stammen ehemals aus der Sammlung Lise Gujer aus Davos-Sertig, wie im Katalog dokumentiert ist, auch wenn sie nicht als solche durch einen Stempelabdruck gekennzeichnet wurden. Da uns aufgrund fehlender einzelwerkrelevanter Angaben zu den ca. 130 Papierarbeiten keine Werkidentifizierung möglich war, haben wir ausgehend von den Angaben in den Losbeschreibungen die Zeichnungen Kirchners ihrem Motiv, damit auch ihrem Entstehungszeitraum, ihrer Darstellungsweise oder ihrer Größe nach einem oder alternativ beiden Erwerbungsmomenten zugeordnet. Da jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass Buchheim die eine oder andere Zeichnung Kirchners, die die erwähnten Charakteristika aufweist, in einem völlig anderen Kontext erworben hat, wurden die entsprechenden Provenienzangaben, wie auch bei dieser Zeichnung, mit einem »vermutlich« versehen.

Aufgrund des Motivs und des Darstellungsstils würden wir, wie eingangs erläutert, eine Entstehung dieser Kohlezeichnung während Kirchners Dresdner und Berliner Zeit ausschließen. Entsprechend kann die Zeichnung nicht Teil der Sammelnummer Nr. 635 der Auktion 137 am 18.06.1970 gewesen sein, die gemäß Katalogtext »Zeichnungen aus der Dresdner und Berliner Zeit« umfasste. Auch ist für das 1970 veräußerte Konvolut dokumentiert, dass es »meist etwa 25:20 cm« Zeichnungen und Skizzen enthalten hat, wohingegen diese Zeichnung eine Bildgröße von 10,3 x 13,9 cm hat. Folglich haben wir die »Personengruppe« der anderen Sammelnummer 543 zugeordnet, die Buchheim ein Jahr später, am 10.06.1971 erwirbt. Diese Zuordnung relativiert sich in ihrer Bedeutung in Bezug auf den Forschungsauftrag insofern, als dass die Papierarbeiten aus beiden Sammelnummern, wie bereits erwähnt, dieselbe erste Eigentümerin haben: es handelt sich um die Weberin Lise Gujer (1893–1967), die die Papierarbeiten aus Künstlerbesitz oder aus dem Nachlass Kirchners ab spätestens 1946 erwirbt (vgl. Chronologie Sammlung Gujer). Beide Konvolute bleiben bis zu ihrem Tod 1967 in ihrem Besitz. Konkrete werkbezogene Primärquellen gibt es für »Personengruppe« jedoch nicht, so dass im Ergebnis nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Herkunft eine andere als die vermutete ist.

So schließen die Recherchen, ohne dass die Provenienz für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 eindeutig geklärt werden konnte. Möglicherweise bestehen Provenienzlücken. Die Herkunft muss bei Gelegenheit weiter erforscht werden.

JL

23.09.2024

Beschriftungen

keine Aufschriften, Stempel oder Etiketten

Provenienz

spät. 1946–1967: vmtl. Lise Gujer (1893–1967), Davos-Sertig, erworben aus Künstlerbesitz oder aus Nachlass Kirchner
1967–10.06.1971: vmtl. Privatsammlung, Schweiz
10.06.1971: Kornfeld & Klipstein, Bern, Auktion 142, vmtl. Nr. 543 Teil von Sammelkonvolut (Werkzuordnung zum Konvolut ungesichert, aber aufgrund von Motiv wahrscheinlich), eingeliefert von Privatsammlung, Schweiz
vmtl. 10.06.1971/spät. 2004–08.03.2014: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing, erworben vmtl. bei Kornfeld & Klipstein, Auktion 142
seit 08.03.2014: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

23.09.2024

Sammlung Buchheim
Sammlung Lise Gujer

Literatur

AUKTION 142. MODERNE KUNST DES NEUNZEHNTEN UND ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS. SAMMLUNG R. VON A., R. H., F. SCH. UND WEITERE SAMMLUNGEN UND BESTÄNDE AUS VERSCHIEDENEN SCHWEIZERISCHEN UND AUSLÄNDISCHEN PRIVATSAMMLUNGEN, Kornfeld & Klipstein, Bern (10.–12.06.1971), Kat. Nr. vmtl. 543

Weitere Werke