Mann mit Clownshabit

Ernst Ludwig Kirchner

o. J.

Bleistift auf Papier, aus Skizzenbuch herausgetrennt

Bildmaß 20,3 x 16,2 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 1.06382

Alternativer Titel: Mann mit Clownshabit und Sessel; Pierrot

Zeichnung, Schwarze Pigmente


Sammlungsbereich: Arbeiten auf Papier

Künstler/in: Ernst Ludwig Kirchner


Reproduktion: Bildarchiv Buchheim Museum
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Beschreibung

Diese Zeichnung wurde wohl ebenfalls im Rahmen der Ausstellung UNBEKANNTE SCHÄTZE AUS DER BUCHHEIM'SCHEN EXPRESSIONISTENSAMMLUNG vom 08.07 bis 07.10.2012 im Buchheim Museum in Bernried von der Kuratorin Clelia Segieth betitelt. Vermutlich wurde das Blatt jedoch nicht öffentlich ausgestellt, da es weder in dem Werkkatalog der Skizzen von Ernst Ludwig Kirchner, der den begleitenden Katalog beschließt, erwähnt, noch darin aufgeführt oder abgebildet wird. Ob es der derzeit geführte Titel, »Mann mit Clownshabit«, oder der alternative Titel »Pierrot« gewesen ist, der in dem Ausstellungszusammenhang beschreibend dokumentiert wurde, kann nicht gesichert festgestellt werden. Ernst Ludwig Kirchner stellt in dieser Zeichnung einen Mann dar, der einen dekorierten langen Umhang mit Halskrause und eine Kappe auf dem Kopf trägt. Er entspricht der Darstellung nach also dem männlichen Bühnencharakter eines »Pierrots«. Kirchners Begeisterung für Akrobaten, Varieté- und Zirkusnummern ist durch viele Zeichnungen belegt. In diesem Zusammenhang dürfte auch diese Skizze entstanden sein.

Dank der freundlichen Unterstützung des Archivs der Berner Galerie Kornfeld wissen wir, dass Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) der Käufer von mindestens zwei Sammelnummern von insgesamt ca. 130 Zeichnungen und Skizzen von Ernst Ludwig Kirchner im Auktionshaus Kornfeld & Klipstein gewesen ist, in der Auktion 137 am 18.06.1970 von Nr. 635 und in der Auktion 142 am 10.06.1971 von Nr. 543. Entsprechende Annotationen haben sich auch in den Katalogen der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim überliefert. Da innerhalb des Forschungsbestandes nur ungefähr 70 Papierarbeiten von Kirchner überliefert sind, die zu den dokumentierten Sammellosbeschreibungen aus den Auktionskatalogen passen und keinem anderen Erwerbungskontext zugeordnet werden konnten, darf man zum einen davon ausgehen, dass Buchheim einige der in den beiden genannten Auktionen erworbene Papierarbeiten nach 1970/71 verkauft, getauscht oder anderweitig weggeben hat, der überlieferte und noch erhaltene »Restbestand« von Papierarbeiten jedoch aus einem der genannten Sammelnummern stammt. Möglicherweise bestehen Provenienzlücken. Die Herkunft muss bei Gelegenheit weiter erforscht werden.

Die leicht unterschiedlichen Losbeschreibungen der Sammelnummer Nr. 635 aus der Auktion 137 und der Nr. 543 aus der Auktion 142 haben aber eins gemeinsam: beide Konvolute umfassen Zeichnungen und Skizzen aus der Sammlung Lise Gujer aus Davos-Sertig, wie im Katalog dokumentiert ist, auch wenn sie nicht als solche durch einen Stempelabdruck gekennzeichnet wurden. Folglich ist es in Bezug auf eine Prüfung, ob es sich bei der Zeichnung »Bäume am Wasser« um NS-Raubkunst handelt sollte, nicht relevant, ob das Blatt in der einen oder anderen Auktion erworben wurde. Wenn das Blatt tatsächlich aus der Sammlung Gujer stammt, kann ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ausgeschlossen werden, da Gujer die Papierarbeiten direkt aus dem Nachlass oder aus Künstlerbesitz erworben hat (vgl. Chronologie Sammlung Gujer). Da jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass Buchheim diese Papierarbeit von jemand anderem und zu einem anderen Zeitpunkt erworben hat, schließen die Recherchen, ohne dass die Provenienz für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 eindeutig geklärt werden konnte. Möglicherweise bestehen Provenienzlücken. Die Herkunft muss bei Gelegenheit weiter erforscht werden.

JL

16.09.2024

Beschriftungen

rekto u. l. beschriftet (in Buchdruck): Papier 14 Kg.

Provenienz

spät. 1946–1967: evtl. Lise Gujer (1893–1967), Davos-Sertig, erworben aus Künstlerbesitz oder aus Nachlass Kirchner
[...]
evtl. 18.06.1970/evtl. 10.06.1971: evtl. Kornfeld & Klipstein, Bern, Auktion 137, Nr. 635 Teil von Sammelkonvolut (Werkzuordnung ungesichert)/evtl. Kornfeld & Klipstein, Bern, Auktion 142, Nr. 543 Teil von Sammelkonvolut (Werkzuordnung ungesichert)
evtl. 1970/spät. 2004–08.03.2014: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing, erworben evtl. bei Kornfeld & Klipstein, Bern, Auktion 137 oder Auktion 142
seit 08.03.2014: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

16.09.2024

Sammlung Lise Gujer
Sammlung Buchheim

Literatur

AUKTION 142. MODERNE KUNST DES NEUNZEHNTEN UND ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS. SAMMLUNG R. VON A., R. H., F. SCH. UND WEITERE SAMMLUNGEN UND BESTÄNDE AUS VERSCHIEDENEN SCHWEIZERISCHEN UND AUSLÄNDISCHEN PRIVATSAMMLUNGEN, Kornfeld & Klipstein, Bern (10.–12.06.1971), Kat. Nr. evtl. 543

AUKTION 137, MODERNE KUNST DES NEUNZEHNTEN UND ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS. SAMMLUNG G.B.Z., H. VON H., L. K. UND WEITERE SAMMLUNGEN UND BESTÄNDE AUS VERSCHIEDENEN SCHWEIZERISCHEN UND AUSLÄNDISCHEN PRIVATSAMMLUNGEN, Kornfeld & Klipstein, Bern (17.–19.06.1970), Kat. Nr. evtl. 635

Weitere Werke