Männerakt mit afrikanischem Tisch

Beschreibung

Der »Männerakt mit afrikanischem Tisch« von Ernst Ludwig Kirchner entsteht als eine von vielen Skizzen auf einem Zeichenblock. Der perforierte obere Blattrand weist darauf hin. Skizzen sind oft Ausgangspunkt für weitere Werke. In einem Aufsatz schreibt Kirchner über sich selbst: »Ich habe noch nie einen so rastlos arbeitenden Künstler wie Kirchner gesehen […] Wo er geht und steht arbeitet er. Wanderer gehen am Haus vorbei, auf der Straße fährt ein Schlitten, ein Besuch tritt ein, alles ist Kirchners Anregung zum Schaffen. […] Seine Zeichnungen sind in der Tat Notizen, die er sehr rasch hinwirft, so wie man etwas aufschreibt.«

Gerd Presler gegenüber berichtet der Kunsthändler Eberhard Kornfeld (1923–2023) im Rahmen von dessen Recherchen zu den Skizzenbüchern Kirchners, dass er und Hans Bolliger (1915–2002) nach 1956 anfingen, Blätter, die in Päckchen von je ca. 100 Stück aufgeteilt in einer Schublade in Lise Gujers Haus lagen, zu erwerben. So muss auch diese Bleistiftzeichnung in das Eigentum Bolligers gelangt sein, denn er ist nachweislich der Einlieferer zur Auktion 189 in der Galerie Kornfeld in Bern am 21.06.1968, auf der Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) »Männerakt mit afrikanischem Tisch« als Los-Nr. 25 für CHF 3.200,– erwirbt. Buchheims besonderes Interesse an der Skizze ist sichtbar an der Hervorhebung der Losnummer durch eine Umkreisung mit Bleistift in seinem Katalogexemplar. Dass diese Skizze aus dem Voreigentum von Lise Gujer stammt, die in enger Beziehung zum Ehepaar Kirchner-Schilling stand, ist durch den umseitig angebrachten datierten Nachlass-Stempel »von Fräulein Lise Gujer« belegt.

Die Provenienz für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich. Sie schließt einen NS-verfolgungsbedingten Hintergrund aus, eine weitere Überprüfung ist nicht notwendig.

JL

29.09.2023