Kuh in den Bergen

Beschreibung

Auch wenn für diese beidseitig bemalte Papierarbeit von Ernst Ludwig Kirchner auf dem Blatt selbst keine Datierung überliefert ist, datiert das Auktionshaus Klipstein & Kornfeld »Kuh in den Bergen« anlässlich seiner Veräußerung am 27.11.1959 auf »um 1924«. Die Bleistiftzeichnung entsteht also während Kirchners Lebens- und Schaffenzeit in den Davoser Bergen. Dorthin siedelt Kirchner 1917 zur Heilung seiner psychischen Erkrankung um. Bis zu seinem Suizid 1938 prägt fortan die alpine Berglandschaft sein künstlerisches Schaffen. Die Landschaft auf der anderen Blattseite geht motivisch auf Kirchners Zeit auf Fehmarn zurück und wurde auf »um 1913« datiert.

Als Kirchner verstirbt, führen zwei unterschiedliche Testamente zunächst zu Unklarheiten in der Rechtsnachfolge. Schlussendlich wird der Nachlass unter seiner Frau Erna (1884–1945) und seinen beiden Brüdern, Hans Walter und Ulrich Kirchner, aufgeteilt. Im Rahmen einer Inventarisierung im Kunstmuseum Basel 1946 wird der auf der Papierarbeit überlieferte Stempelabdruck des Nachlasses angebracht.

Oberhalb des Stempels befindet sich in Bleistift die Beschriftung »K1481«, die in vergleichbarer vierstelliger Form mit vorangestelltem »K« auch auf mehreren anderen Papierarbeiten aus dem Nachlass Ernst Ludwig Kirchners im Sammlungsbestand des Buchheim Museums zu finden ist. Nachweislich stammt ein Teil dieser Arbeiten aus dem Vorbesitz des Kunsthändlers Florian Karsch (1925–2015), Inhaber der Berliner Galerie Nierendorf, für andere konnte die Herkunft bisher nicht vollständig rekonstruiert werden. Möglicherweise steht auch diese Beschriftung in Beziehung zu dem Händler. Eine entsprechende schriftliche Anfrage ließ die Galerie bisher unbeantwortet. Auf der Darstellungsseite der Landschaft befindet sich außerdem noch die Beschriftung »Kl 96 600« in Bleistift, die von dem Berner Auktionshaus Klipstein & Kornfeld im Rahmen der Versteigerung der Zeichnung auf der Auktion 96, Nr. 297, am 27.11.1959 angebracht worden sein muss. Wir bedanken uns für die freundliche Bestätigung des Auktionshauses, dass die Zeichnung von einem deutschen Kunsthändler eingeliefert und dort von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) für CHF 300,– ersteigert wurde. Eine entsprechende Rechnung befindet sich auch im Archiv der Eheleute Buchheim.

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich. Sie schließt einen NS-verfolgungsbedingten Hintergrund aus, eine weitere Überprüfung ist nicht notwendig.

JL

25.03.2024