Sitzende Frau

Beschreibung

Vier Personen plaudern miteinander. Dabei wirken sie wie Hühner auf der Stange, wie sie eng nebeneinander in ähnlicher Haltung im Gras sitzen und sich an eine Holzhauswand anlehnen. Jede Person hat ein Bein angewinkelt vor sich abgestellt und ist ins Gespräch vertieft. Diese Kreidearbeit entsteht 1919, nachdem Ernst Ludwig Kirchner in die Davoser Alpen umgesiedelt war. Vermutlich fängt er mit dieser Darstellung eine Situation aus seiner Umgebung ein.

Auch dieses Bild befindet sich auf einem von Kirchner beidseitig genutzten Zeichenpapier. Auf der anderen Blattseite malt Kirchner mit Tusche eine »Sitzende Frau« im Hochformat, weswegen das Blatt um 90° gedreht werden muss. Unterhalb dieser Zeichnung sind mehrere Beschriftungen in Bleistift angebracht. Nicht nur die Inventarnummer, unter der beide Darstellungen im Buchheim Museum inventarisiert wurden, sondern auch drei Zahlenkombinationen, deren Entstehungskontext bisher unklar ist. Recherchen in den üblichen NS-Objektdatenbanken und anderen Recherchedatenbanken erbrachten vorerst keine herkunftsweisenden Erkenntnisse für diese Papierarbeit. Auch Literaturrecherchen in Ausstellungskatalogen führten zu keinen Übereinstimmungen mit den auf dem Blatt dokumentierten Zahlen.

Bei einem Abgleich von den in der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim überlieferten annotierten Auktionskatalogen des Stuttgarter Kunstkabinetts mit den Forschungsobjekten konnte festgestellt werden, dass »Vier Personen im Gespräch« auf der 32. Auktion des Stuttgarter Kunstkabinetts am 21.11.1958 als Nr. 419 angeboten und von Lothar-Günther Buchheim erworben wurde. Wir bedanken uns bei dem Archiv Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer für die entsprechende Bestätigung und Auskunft, dass die Zeichnung von dem Stuttgarter Kunstsammler Max Fischer (1886–1975) eingeliefert wurde. Trotz freundlicher Unterstützung von den Nachfahren von Fischer konnten keine Hinweise gefunden werden, die die Erwerbungsquelle für Fischer preisgäben. Somit bleibt vorerst unklar, wie lange sich »Vier Personen im Gespräch« in seinem Besitz befunden und von wem er es gekauft hat.

Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt, es bestehen Provenienzlücken. Die Herkunft muss weiter erforscht werden.

JL

11.12.2023