Frau im Bett

Beschreibung

Eine Frau mit schwarzem Haarliegt im Bett. Ihr Kopf ruht auf dem Kopfkissen. Den linken Arm hat sie quer über die Brust und die Bettdecke gelegt, so dass ihre Hand auf der rechten Schulter ruht. Sie schläft nicht, ihren Blick hat sie abgesenkt, als träume sie mit offenen Augen. Es ist eine intime Darstellung, für die Ernst Ludwig Kirchner schwarze Tusche mit Feder und Pinsel auf Papier gebracht hat. Möglicherweise ist die Dargestellte Doris Große (1884–nach 1936), eine von Kirchners Modellen in Dresden.

Erst durch den Abgleich einer Vielzahl von annotierten Auktionskatalogen aus der Privatbibliothek des Ehepaars Buchheim zwecks Ermittlung und Identifizierung von Buchheims Erwerbungsquellen konnte festgestellt werden, dass Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) diese sinnliche Papierarbeit von Ernst Ludwig Kirchner in der Auktion 131 am 15.06.1970 im Berner Auktionshaus Kornfeld & Klipstein als Los-Nr. 55 erwirbt. Wir danken dem Archiv der Galerie Kornfeld herzlich, die bestätigte, dass der Kunsthändler Florian Karsch, Eigentümer der Galerie Nierendorf die Zeichnung zur Veräußerung brachte. Wie lange sich die Zeichnung in seinem Besitz befand, konnte im Rahmen des Projektes nicht ermittelt werden. Aufgrund eingeschränkter zeitlicher Kapazitäten konnte auch das Archiv der Galerie Nierendorf hierzu keine Aussage machen. Nachweislich befand sich »Frau im Bett« jedoch bereits vor November 1961 im Besitz der Galerie Nierendorf in Berlin, da es gemäß des Ausstellungskatalogs E. L. KIRCHNER. AQUARELLE, PASTELLE, HANDZEICHNUNGEN. SONDERKATALOG DER GALERIE META NIERENDORF vom 20.11.1961 bis 28.02.1962 in Berlin ausgestellt wird.

In dem von Eberhard Kornfeld (1923–2023) in der Publikation zur Geschichte des Nachlasses abgebildeten »Inventar der Graphiken, Zeichnungen und Aquarelle von E. L. Kirchner, Wildboden, Davos, das von Prof. J. Cartier vom 15.– 27.04.1946« aufgenommen wird, ist »Frau im Bett« gelistet. Dies korrespondiert mit dem Stempelabdruck des Nachlasses E. L. Kirchner auf der Blattrückseite der Zeichnung.

Die Provenienz ist daher für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich, ein NS-verfolgungsbedingter Entzug kann ausgeschlossen werden. Eine weitere Überprüfung ist nicht notwendig.

JL

04.10.2023