Frau am Tisch

Max Kaus

1923

Öl auf Leinwand

Bildmaß 100,5 x 70,5 cm
Rahmenmaß 103,5 x 73,5 x 6,0 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 0.00087

Alternativer Titel: Frauenportrait; Frauenporträt

Malerei, Ölfarben

KVZ/WVZ: Schmitt-Wischmann 46


Sammlungsbereich: Gemälde

Künstler/in: Max Kaus


© VG Bild-Kunst, Bonn; Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

In dem hochformatigen Bild »Frau am Tisch« ist eine Frau in blauem Kleid dargestellt. Vor ihr stehen zwei leere Tassen. Im Bildhintergrund ist ein Spiegel auf einer Kommode zwischen zwei Fenstern zu sehen. Ein Fächer steht davor, rechts eine Zimmerpflanze. Das Bild entsteht 1923. Es ist ein Arrangement im Bildhintergrund, das Kaus jedoch im gleichen Jahr noch zu einem eigenständigen Bild entwickelt: »Stillleben mit Fächer und Spiegel« (Schmitt-Wischmann WVZ 59). Modell in »Frau am Tisch« ist vermutlich wie so oft in Kaus‘ Oeuvre seine Frau Gertrud Kant (1892–1944). Auch mit diesem Bild geht es Kaus nicht darum, ein porträtähnliches Bildnis von ihr zu schaffen, sondern ein Stück Alltagswelt zu thematisieren, in dem er Schönheit sieht.

Am 15. Dezember 1928 wird auf der Auktion 133 der Buch- und Kunsthandlung, Antiquariat und Auktions-Institut Max Perl in Berlin als Los 106 ein signiertes Damenporträt von Max Kaus mit gleichem Bildmaß wie »Frau am Tisch« angeboten. Dem Werkverzeichnis von Schmitt-Wischmann von 1990 nach entstehen zwischen 1920 bis 1928 mindestens acht signierte Ölbilder, die zu dem beschreibenden Titel »Damenporträt« passen würden. Drei von den acht Frauendarstellungen befinden sich heute im Buchheim Museum. Auch wenn es keine Bezeichnungen auf der Bildrückseite von »Frau am Tisch« gibt, die in erkennbarer Verbindung mit dieser Auktion stehen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem 1928 angebotenen Damenporträt um »Frau am Tisch« gehandelt hat, weswegen dieser eventuelle Herkunftshinweis mit in die Provenienzkette des Bildes aufgenommen wurde.

Lothar-Günther Buchheim steht spätestens ab 1. Januar 1957 nachweislich in regem schriftlichem Kontakt mit Max Kaus. Dieser möchte sich mit einer Schenkung von drei Leinwänden 1958 für »dessen Mühen« bedanken. Worauf sich Kaus‘ Dank genau bezieht oder womit Buchheim Mühen gehabt haben könnte, erschließt sich aus der Korrespondenz im Archiv der Eheleute Buchheim nicht (Sign. AF-BD-4). Auch fehlen werkspezifische Hinweise darauf, um welche Bilder es sich bei der Schenkung gehandelt haben könnte. Möglicherweise gehörte auch »Frau am Tisch« dazu.

Ein Klebeetikett der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen dokumentiert, dass das Ölbild als Leihgabe L. 1292 in die Sammlung des Bayerischen Staates einging. Korrespondierende Vertragsunterlagen bestätigen die Leihgabe von Lothar-Günther Buchheim vom 25.07.1971 bis 26.04.2001 . Kurz zuvor wird es einer Einladungskarte nach, die im Nachlass von Max Kaus (NL Kaus, Max) im Deutschen Kunstarchiv in Nürnberg überliefert ist, in dem Münchner Kunstsalon Rose Lörch ausgestellt. Vermutlich gehört Buchheim das Bild jedoch bereits vor Juli 1960. Denn Kaus schreibt an Buchheim am 28. Juli: »Die Ausstellung meiner Arbeiten im Folkwang Mus. in Essen ist nun vom 15. Sept–16. Okt. 60. [...] Ich werde ca. 100 Oelbilder 50 Tempera u. Gouacheblätter senden und wollte nun anfragen, ob Sie aus Ihrem Bestand ca. 50 ausstellungsfähige Graphiken (Holzschn. u. Lithos) dazutun können und wollen. – die Oelbilder beginnen mit zwei kleinen Bildern von 1916 und enden mit den Bildern von diesem Jahr. Nach 1916 ist dann das nächste von 21. Sie besitzen ja diese Gruppe von 17–18 aber die ist wohl nicht ausstellungsfähig und Sie sind wohl auch nicht bereit sie zu leihen. Interessieren würde es wohl und auch die Frau mit dem Fächer im Hintergrund würde das Bild abrunden können.« Buchheim stellt tatsächlich neun Leihgaben für die Ausstellung zur Verfügung. Darunter befindet sich die »Frau am Tisch« zwar nicht, Kaus’ Bildbeschreibung ist jedoch innerhalb des Gesamtoeuvres eindeutig genug, um nach Vergleichen zu schlussfolgern, dass es sich um dieses Bild handeln und damit Buchheim das Ölbild vor Juli 1960 erworben haben muss. Werkspezifische Hinweise auf den Erwerbungskontext, den Ort oder die Person bzw. Institution konnten bisher trotz Recherchen im schriftlichen Nachlass von Max Kaus (NL Kaus, Max) und dem seines Kunsthändlers Eberhard Seel (NL Seel, Eberhard) im Deutschen Kunstarchiv in Nürnberg, in den vielfach annotierten Auktionskatalogen der Eheleute Buchheim vor 1960 oder im Archiv des Buchheim Museums nicht gefunden werden. Verso auf dem oberen Keilrahmen ist Buchheim als Eigentümer mit schwarzem Filzstift dokumentiert. Wer, wann und wo diese Information aufgetragen hat, ist jedoch ungeklärt, so dass die Provenienzlücke zwischen der Entstehung des Bildes und Kaus’ Bezugnahme auf das Bild vom 28.07.1960 trotz intensiver Forschung bisher nicht geschlossen werden konnte. Wir freuen uns über ergänzende Hinweise.

JL

03.08.2020

Beschriftungen

rekto o. r. signiert (in brauner Farbe): MKaus
Keilrahmen o. beschriftet (in schwarzem Filzstift): MAX KAUS. FRAU AM TISCH Besitzer: L.-G. Buchheim
Keilrahmen l. m. u. Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet): BAYERISCHE STAATS- / GEMÄLDESAMMLUNGEN / MÜNCHEN / Inv.-Nr. L: 1292 / [Siegel BStGS] / Kaus Max / Frauenportrait / (Frau am Tisch)
Keilrahmen l. u. Klebeetikett (bedruckt und in Schreibmaschine beschriftet): BAYERISCHE STAATS- / GEMÄLDESAMMLUNGEN / MÜNCHEN / Inv.-Nr. L. 1292 / [Siegel BStGS] / Max Kaus: [Nachname unterstrichen] / Frau am Tisch / (oder: Frauen- / porträt).

Provenienz

[...]
15.12.1928: evtl. Max Perl, Berlin, Auktion 133, Moderne Graphik, Gemälde, Handzeichnungen, Plastik, chinesische und japanische Holzschnitte und Malereien, Los 106
[...]
vmtl. vor 07/1960–29.06.1996: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing
25.05.1971–26.04.2001: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, entliehen von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007), Feldafing/Buchheim Stiftung, Feldafing
seit 29.06.1996: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben als Schenkung von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

03.08.2020

Sammlung Buchheim

Ausstellungen

BRÜCKE & SECESSION, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 27.11.2021–26.06.2022

JAWLENSKY, BECKMANN, KAUS – SAMMLUNG BUCHHEIM, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 16.02.2019–05.05.2019

BUCHHEIMS VERGESSENE BILDER, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 05.12.2015–17.01.2016

MAX KAUS: GEMÄLDE / TEMPERABLÄTTER / AQUARELLE, Kunstsalon Rose Lörch, München, 11.03.1971–Anfang Mai 1971

Literatur

Ursula Schmitt-Wischmann: MAX KAUS. WERKVERZEICHNIS DER GEMÄLDE, Berlin: Nicolai, 1990, Kat. Nr. 46, Erw. S. 87

Weitere Werke