Die Freunde

Max Kaus

1917

Öl auf Leinwand

Bildmaß 106,0 x 130,0 cm
Rahmenmaß 128,0 x 152,0 x 7,5 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 0.00046

Alternativer Titel: Freunde - Interieur mit vier Personen; Männergruppe mit E. H.; Gruppe; Männergruppe mit Erich Heckel; Interieur mit Heckel

Dargestellte Personen: Erich Heckel, Max Kaus, Ernst Morwitz, Gertrude Kaus

Malerei, Ölfarben

KVZ/WVZ: Schmitt-Wischmann 6


Sammlungsbereich: Gemälde

Künstler/in: Max Kaus


© VG Bild-Kunst, Bonn; Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Nur vier von Kaus‘ frühen, im Ersten Weltkrieg entstandenen Ölbildern sind erhalten. »Die Freunde« ist sein erstes größeres Gemälde aus dieser Zeit. Darin stellt sich Kaus im Kreis von Freunden dar. Claus Zoege von Manteuffel identifiziert in seinem Beitrag im Nürnberger Ausstellungskatalog von 1991 die links auf dem Stuhl sitzende Gestalt als den deutlich älteren Freund und Lehrer Erich Heckel (1883–1970) und den rechts auf dem Stuhl sitzenden Mann als Ernst Morwitz (1887–1971). Mit beiden war Kaus ab 04.03.1916 in Ostende stationiert. Laut Manteuffel fügte Kaus kurz vor Vollendung des Bildes noch die am Bett sitzende Frauengestalt ein. Es ist seine damalige Verlobte und spätere Ehefrau Gertrude Kant (1892–1944) aus Berlin.
Das Gemälde wird 1960 auf einer großen Kaus-Ausstellung, die zunächst im Museum Folkwang in Essen gezeigt wird und danach im Kunstverein Hannover Station hat, zum ersten Mal ausgestellt. Es ist eins von insgesamt neun Leihgaben aus der Sammlung Buchheim. Aus einem Brief von Max Kaus aus dem Jahr 1960 an den damaligen Direktor des Museum Folkwang, Heinz Köhn (1902–1962, geht hervor, dass »Die Freunde« zunächst nicht für die Ausstellung geplant war. Grund war vermutlich sein sehr schlechter Zustand. An Buchheim schreibt Kaus in Vorbereitung der Ausstellung am 01.09.1960: »Dank für Ihre Karte, nun sind es aber schon so viele Bilder, daß wir auf das Gruppenbild von 18 wohl verzichten können. Köhn hat 120 Bilder zur Auswahl und wird etwa 70 hängen. […] Er wird natürlich (was ich ihm auch nahelegte) eine Auswahl nach seiner Art vorgenommen haben. Ich bin sehr neugierig darauf. Das schließt natürlich nicht aus, daß die Ausstellung in Hannover ganz anders aussehn kann, wie man dort durchaus anders hängen muss. Jedenfalls ist die Auswahlsmöglichkeit groß genug und vielleicht können wir dort noch das Gruppenbild aufhängen.« Buchheim möchte dieses Bild jedoch in der Ausstellung wissen und antwortet ihm einige Tage später: » […] das Gruppenbild ist in Essen. Ich habe dem Restaurator die Hölle heißgemacht. Das ist sicher ein wichtiges Bild. Vor allem freue ich mich, daß es vor dem Verfall bewahrt geblieben ist. Sie werden selbst staunen, wie es wieder aussieht.«

Erst nach der Laufzeit des Projektes konnte innerhalb der historischen Akten zu Buchheims erster umfassender Ausstellung von vielen seiner Sammlungsteile unter dem Titel DIE MALER DER BRÜCKE, SAMMLUNG BUCHHEIM, die vom 18.06.–26.07.1959 und in Teilen verlängert bis 04.10.1959 in der Städtische Galerie im Lenbachhaus in München stattfand, ein ergänzender Hinweis gefunden werden. In einer Liste für die Verlängerung der Versicherung einzelner Ausstellungsexponate vom 11.08.1959 wird auch dieses Bild – handschriftlich zur Liste ergänzt – unter dem beschreibenden Titel »Interieur mit Heckel, um 1920« aufgeführt. Ergänzt wird die Angabe durch den Hinweis, dass es sich »bei Herrn Wagner zur Restaurierung« befände. Dieser ist es also, dem Buchheim »die Hölle heißgemacht« hat, wie er an Kaus schreibt. Wann genau oder unter welchen Umständen dieses Bild in die Sammlung Buchheim gelangte, ist nicht gesichert dokumentiert. Die Quellenlage hierzu ist uneindeutig. Eine Datierung lässt sich vorerst daher nur anhand der belegten Auskunft, dass sich das Bild aus der Sammlung Buchheim im August 1959 beim Restaurator »Wagner« befindet, auf »vor 08/1959« ableiten.

Aus der im Deutschen Kunstarchiv zur Kaus-Ausstellung von 1960 in Essen überlieferten Korrespondenz geht hervor, dass auch das Museum Folkwang an der Herkunft der Kaus’schen Arbeiten aus der Sammlung Buchheims interessiert war. In einem Brief weist Kaus den Direktor des Museums, Heinz Köhn, darauf hin, dass Buchheim seine Arbeiten auf Auktionen und aus Privatbesitz erworben hätte. Rechnungsbelege oder andere interne Quellenverweise, die diese Aussage stützen könnten, sind im Archiv der Eheleute Buchheim bisher nicht bekannt. Eine Überprüfung der in der Bibliothek der Eheleute Buchheim überlieferten und vielfach annotierten Kataloge diverser nationaler Auktionshäuser in Berlin, Hamburg, Heidelberg, Köln, München und Stuttgart vor 1960 hat keine Hinweise auf einen Erwerb dieses Gemälde auf einer Auktion erbracht. Denkbar ist, dass nicht nur das Gemälde »Badende II« aus dem Eigentum des Berliner Ehepaars Käte Bernard-Robinson (1883–?) und Victor Bernard (1888–?) stammt. Buchheim hat ab spätestens 1958 nachweislich Kontakt zu dem Ehepaar, das damals in der Nähe von Paris in Bellevue/Seine-et-Oise ansässig ist. Von ihnen erwirbt er nach dem Krieg ein großes Konvolut grafischer Werke von Max Kaus, das Gemälde von Otto Mueller »Drei Akte im Spiegel« und vermutlich auch das Gemälde »Badende II« von Max Kaus. Möglicherweise also auch dieses Gemälde oder weitere Werke seiner Kaus’schen Gemäldesammlung.
In seiner selbstverfassten Vita an Köhn geht Kaus ausführlich auf den Verlust seines Frühwerks durch einen Atelierbrand in Berlin sowie die Zerstörung der in seiner Wohnung auf der Pfaueninsel ausgelagerten Werke kurz vor Ende des Krieges durch einen Panzerbeschuss ein. Er schreibt jedoch auch von einem kleinen Gemäldebestand, der in einem feuchten Keller eingelagert blieb und gerettet wurde. Die Tatsache, dass Buchheim sich in einem Brief an Kaus von 1960 auf Berlin als Ort des Erwerbs bezieht und auch von dem schlechten Zustand dieses Gemälde berichtet, lässt wiederum vermuten, dass »Die Freunde« eines dieser eingelagerten Bilder war und von Buchheim aufgrund seiner freundschaftlichen Beziehung direkt vom Künstler erworben wurde. Schließlich könnte es jedoch auch von bisher unbekannten Dritten angekauft worden sein.

Die Provenienz des Ölbildes konnte für den Zeitraum von 1933 bis 1945 nicht eindeutig geklärt werden, es bestehen trotz intensiver Forschung Provenienzlücken. Die Herkunft muss weiter erforscht werden.

JL

14.07.2022

Beschriftungen

verso o. l. beschriftet (in blauem Kugelschreiber): MAX KAUS 1917 / Gruppe
Keilrahmen o. l. Klebeetikett (bedruckt): 714
Keilrahmen o. l. Klebeetikett): [Klebespuren eines längsrechteckigen Etiketts]
Keilrahmen o. l. beschriftet (in Bleistift): # c/Z [?] /102 [durchgestrichen] / 111
Keilrahmen o. m. beschriftet (in schwarzem Filzstift): 0.00046
Keilrahmen o. r. Klebeetikett (bedruckt, Etikett durch Perforation in der Mitte geteilt): 3 3 [Kaus-Ausstellung Essen 1960]
Rahmen verso o. r. beschriftet (in schwarzem Filzstift): Mirogard Protect

Provenienz

vor 08/1959–22.02.2007: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing
09.08.1962–25.07.1967: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, entliehen von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007), Feldafing
31.08.1967–12.05.1985: Brücke Museum, Berlin, entliehen von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007), Feldafing
seit 22.02.2007: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

13.07.2022

Sammlung Buchheim

Ausstellungen

BUCHHEIM. KÜNSTLER, SAMMLER, ALLESKÖNNER?, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 23.05.2023–18.02.2024

BUCHHEIM. KÜNSTLER, SAMMLER, ALLESKÖNNER?, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 03.12.2022–21.05.2023

BRÜCKE & SECESSION, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 27.11.2021–26.06.2022

DIE FARBEN DER AVANTGARDE, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 10.07.2021–07.11.2021

JAWLENSKY, BECKMANN, KAUS – SAMMLUNG BUCHHEIM, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 16.02.2019–05.05.2019

NEUHÄNGUNG IM EXPRESSIONISTENSAAL, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 03.03.2018–15.09.2018

WIR SIND WIEDER DA!, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 21.02.2016–19.06.2016

EIN FEST FÜRS AUGE. BUCHHEIMS EXPRESSIONISTEN, Kunsthalle Emden Stiftung Henri und Eske Nannen Schenkung Otto van de Loo, Emden, 26.09.2015–17.01.2016

EXPRESSIONISMUS2 – DIE SAMMLUNGEN BUCHHEIM + NANNEN, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 14.03.2015–05.07.2015

ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, ab 23.05.2001

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, Haus der Kunst, München, 29.07.1998–18.10.1998

MAX KAUS. GEMÄLDE, AQUARELLE, GRAPHIK. AUSSTELLUNG ZUM 80. GEBURTSTAG DES KÜNSTLERS, Brücke-Museum, Berlin, 12.03.1971–25.04.1971

ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG DES BRÜCKE-MUSEUMS, Brücke-Museum, Berlin, 15.09.1967–03/1968

RÜCKBLICK UND GEGENWART. FRIEDRICH AHLERS-HESTERMANN, ERNST FRITSCH, MAX KAUS, HEINRICH GRAF LUCKNER, GERHARD MARX, RICHARD SCHEIBE, Akademie der Künste, Berlin, 24.11.1963–29.12.1963

MAX KAUS. GEMÄLDE, TEMPERABLÄTTER UND GRAPHISCHE ARBEITEN 1916–1960, Kunstverein Hannover, Hannover, 22.01.1961–19.02.1961

MAX KAUS. GEMÄLDE, TEMPERABLÄTTER UND GRAPHISCHE ARBEITEN 1916–1960, Museum Folkwang, Essen, 9–12/1960

Literatur

EIN FEST FÜRS AUGE. BUCHHEIMS EXPRESSIONSITEN. EIN SAMMLUNGSFÜHRER, hrsg. v. Daniel J. Schreiber, m. Texten v. Lothar-Günther Buchheim, Claudia Leonore Kreile, Laura Lang, Mira Naß, Benedikt Ohm, Sophia Plaas, Frank Schmidt, Daniel J. Schreiber, Susanne Vierthaler, Ausst.-Kat. Buchheim Museum, Bernried (14.03.–05.07.2015), Kunsthalle Emden (26.09.2015–17.01.2016), Feldafing: Buchheim Verlag, 2015, Abb. S. 55, Erw. S. 54

DAS BUCHHEIM MUSEUM. EIN ÜBERBLICK, Feldafing: Buchheim Verlag, [2001]

THE BUCHHEIM MUSEUM. A SHORT GUIDE, Feldafing: Buchheim Verlag, 2001

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, hrsg. i. Auftrag der »Freunde des Buchheim-Museums und der Buchheim Stiftung e. V.«, m. Texten von Christoph Vitali, Carla Schulz-Hoffmann, Hans Krieger, Clelia Segieth, Lothar-Günther Buchheim, Ellen Maurer, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München (29.07.–18.10.1998), Feldafing: Buchheim Verlag, 1998, Kat. Nr. 609

Ursula Schmitt-Wischmann: MAX KAUS. WERKVERZEICHNIS DER GEMÄLDE, Berlin: Nicolai, 1990, Kat. Nr. 6, Abb. S. 29, Erw. S. 82

Karlheinz Gabler: ERICH HECKEL UND SEIN KREIS. Bd. Dokumente, Fotos, Briefe, Schriften, hrsg. v. Stadt Karlsruhe, Städtische Galerie, Ausst.-Kat. Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais Karlsruhe (16.04.–12.06.1983), Schloßmuseum d. Stadt Aschaffenburg (07–08/1983), Städtische Galerie Regensburg (23.09.–06.11.1983), Jahrhunderthalle Hoechst (27.11.1983–08.01.1984), Stuttgart, Zürich: Belser Verlag, 1983, Abb. S. 143

MAX KAUS. GEMÄLDE VON 1917 BIS 1970. ZUM 80. GEBURTSTAG DES KÜNSTLERS AM 11. MÄRZ 1971 IM NAMEN SEINER FREUNDE, hrsg. v. Leopold Reidemeister, Brücke-Museum, Berlin, [1971], Kat. Nr. 2, Erw. S. 29

MAX KAUS. GEMÄLDE, AQUARELLE, GRAPHIK. AUSSTELLUNG ZUM 80. GEBURTSTAG DES KÜNSTLERS, hrsg. v. Senator für Wissenschaft und Kunst Berlin, Katalog: Leopold Reidemeister, Brücke-Museum Berlin (12.03.–25.04.1971), 1971, Kat. Nr. 1

BRÜCKE-ARCHIV, im Auftrag des Senators für Wissenschaft und Kunst des Landes Berlin als Organ des Brücke-Museums hrsg. v. Leopold Reidemeister, H. 4, 1970, Abb. S. 12 (Abb. 11)

BRÜCKE-MUSEUM. VERZEICHNIS DER ZUR ERÖFFNUNG AUSGESTELLTEN WERKE, Ausst.-Kat. Brücke-Museum, Berlin (09/1967–03/1968), Kat. Nr. 148, Abb. S. Tafel 33

DER DEUTSCHE EXPRESSIONISMUS – ドイツ表現派展, hrsg. v. Asahi-Zeitung, unterstützt vom Außenministerium, dem Kultusministerium und der Deutschen Botschaft, Ausst.-Kat. Saal SSS, 7. Stock, Seibu-Warenhaus, Tokio (13.04.–14.05.1963), Kat. Nr. 111

RÜCKBLICK UND GEGENWART. FRIEDRICH AHLERS-HESTERMANN, ERNST FRITSCH, MAX KAUS, HEINRICH GRAF LUCKNER, GERHARD MARX, RICHARD SCHEIBE, Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Berlin (24.11.–29.12.1963), 1963, Kat. Nr. 130, Erw. S. 32

MAX KAUS. GEMÄLDE TEMPERABLÄTTER UND GRAPHISCHE ARBEITEN 1916–1960, Ausst.-Kat. Kunstverein Hannover (22.01.–19.02.1961), Essen: Webels, 1961, Kat. Nr. 3

MAX KAUS. GEMÄLDE TEMPERABLÄTTER UND GRAPHISCHE ARBEITEN 1916–1960, Ausst.-Kat. Museum Folkwang, Essen, 1960, Kat. Nr. 3

Weitere Werke