Badende II

Max Kaus

1923

Öl auf Leinwand

Bildmaß 121,0 x 95,0 cm
Rahmenmaß 132,5 x 108,5 x 6,6 cm


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See


Inventarnummer: 0.00051

Malerei, Ölfarben

KVZ/WVZ: Schmitt-Wischmann 49


Sammlungsbereich: Gemälde

Künstler/in: Max Kaus


© VG Bild-Kunst, Bonn; Reproduktion: Nikolaus Steglich, Starnberg
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Beschreibung

Angeregt von Segelboot-Reisen in die Umgebung von Berlin zusammen mit seiner Frau, der Porzellanmalerin Gertrude Kant (1892–1944), entstehen ab 1921 eine Vielzahl an Landschaftsbildern und Bildern mit Badenden. Nur wenige davon haben nach Einschätzung von Ursula Schmitt-Wischmann, der Autorin des Werkverzeichnisses zu den Gemälden von Max Kaus, den Krieg überdauert. Dieses Gemälde ist die einzige Darstellung von Badenden innerhalb der Sammlung des Buchheim Museums.

Auf dem Keilrahmen der »Badenden II« ist der Name und die Anschrift eines Voreigentümers bzw. einer Voreigentümerin dokumentiert: Bernard Triberger Str. 7 Schmargendorf. Es ist die Anschrift der jüdischen Sammlerin Käte Bernard-Robinson (1883–?) und ihres Mannes Hugo Robinson (1888–1924), der das 1922 noch unbebaute Grundstück in der Triberger Straße 7 im Jahr 1924 erwirbt. Schon vorher sind beide wohnhaft in Berlin-Wilmersdorf, wozu auch der Ortsteil Schmargendorf gehört. Kurz nach dem Grundstückserwerb verstirbt der 36-jährige Kaufmann Hugo Robinson. Für das Folgejahr ist unter der Anschrift eine Baustelle von der Berlinischen Bodengesellschaft als Eigentümerin dokumentiert, es besteht aber ein Fernanschluss für die Witwe Käte Robinson. Ab 1927 ist Käte Bernard-Robinson als »Frau K. Bernard« in der Triberger Str. 7 nachweisbar. Sie hatte vermutlich 1926 den aus dem Elsass stammenden Bildhauer Victor Bernard (1888 –?) geheiratet und führte seither seinen Namen oder den Doppelnamen Bernard-Robinson.

Es ist nicht überliefert, ob eine persönliche Beziehung zwischen Käte Bernard-Robinson bzw. Hugo Robinson oder Victor Bernard und dem Künstler Max Kaus bestand. Laut Überlieferung von Diethild Buchheim (1922–2014) war die Sammeltätigkeit für zeitgenössische Kunst von Kätes erstem Ehemann Hugo Robinson ausgegangen. Er ist es auch, der von Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) 1924 in einem Aquarell des Buchheim Museums und auf einem Holzschnitt dargestellt wird. Jedoch ist Käte Bernard-Robinson diejenige, die namentlich als private Leihgeberin zwischen 1919 und 1931 für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst der Nationalgalerie Berlin und des Schlesischen Museums der Bildenden Künste in Breslau agiert. Zu ihrer Sammlung gehörten unter anderem Gemälde von Otto Mueller, Ernst Ludwig Kirchner, Lyonel Feininger und ein Aquarell von Paul Klee.
Lothar-Günther Buchheim schildert die Begebenheit des Auffindens der Grafik von Kaus bei den Bernards in seinem »Malerbuch« von 1988: »So kannte ich selber seine Graphik nur aus alten Zeitschriften: aus dem Querschnitt Flechtheims, aus dem Kunstblatt Westheims, aus alten Katalogen der Galerie Möller, bis ich dann vor wenigen Jahren in einem Vorort von Paris von Freunden, die den jungen Kaus dadurch gefördert hatten, daß sie ihm von jedem graphischen Blatt ein Exemplar abkauften, bis sie nach 1933 vor den Nazis fliehen mußten, auf dem Dachboden eine vergessene und schon halb verrottete dicke Mappe aufstöberte, die den ganzen Kausscher Graphik barg […]«. Die von Buchheim an dieser Stelle vage Datierung »vor wenigen Jahren« lässt sich durch die Kopie eines Briefes, den Kaus an das Ehepaar Buchheim am 27.11.1957 verfasst, konkretisieren. Da Kaus sich in dem Brief für die Rettung der grafischen Blätter bedankt, die Buchheim erworben habe, muss der Ankauf der Grafik vor dem 27.11.1957 liegen und kann damit auch als Nachweis für eine Handelsbeziehung zu dem Ehepaar vor diesen Zeitpunkt gewertet werden.
Eine Quelle, die den Erwerb des Ölbilds »Badende II« von dem Ehepaar Bernard belegen könnte, ist bisher weder aus dem Archiv der Eheleute Buchheim in Bernried noch dem schriftlichen Nachlass von Max Kaus im Deutschen Kunstarchiv (NL Kaus, Max) oder seines Kunsthändlers Eberhard Seel (NL Seel, Eberhard) bekannt. Zwar ist es wahrscheinlich, dass Buchheim auch das Bild von dem Ehepaar Bernard direkt erworben hat, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass Bernards es zu einem unbekannten Zeitpunkt an einen unbekannten Dritten oder über den Kunsthandel veräußert haben, bevor es spätestens 1990 – dem Herausgabejahr des Werkverzeichnisses der Gemälde – in die Sammlung Buchheim gelangt. Eine Ausstellungshistorie des Bildes vor der Präsentation der Sammlung Buchheim im Haus der Kunst in München vom 29.07.1998 bis 18.10.1998 liegt bisher nicht vor.

Die Provenienz des Ölbildes konnte für den Zeitraum von 1933 bis 1945 auf Basis der vorliegenden Informationen nicht eindeutig geklärt werden, es bestehen trotz intensiver Forschung Provenienzlücken. Die Herkunft muss weiter erforscht werden. Wir freuen uns über ergänzende Hinweise, insbesondere zur Genese der Sammlung Bernard-Robinson.

JL

11.05.2020

Beschriftungen

rekto l. o. signiert (in brauner Farbe): MKaus
Keilrahmen o. l. signiert, betitelt und datiert (in brauner Farbe): MKaus 23 Badende II.
Keilrahmen o. r. Klebeetikett): [Reste und Klebereste vmtl. mehrerer Etiketten]
Keilrahmen l. m. Nass-Stempel (in Blau): 120
Keilrahmen r. beschriftet (in Bleistift): Bernhard Triberger Str. 7 Schmargendorf
Keilrahmen r. m. Nass-Stempel (in Blau): 120
Rahmen verso o. m. Klebeetikett (bedruckt): [...] [Gustav Knauer] / Spedition – [...] / Wichmannstr. [...] [BER]LIN W. Pfa[lzburgerstr. 19–21] [...]
Rückwand o. l. Klebeetikett (bedruckt): [...]
Rückwand o. l. beschriftet (in schwarzem Filzstift): 0.00051
Rückwand Etikett (bedruckt und in Bleistift beschriftet, Ausstellungsangaben später in Bleistift ergänzt): > SB 4: 04/10/2011 / "Badefreuden" / kl. Saal Max Kaus / Badende II 1923 / Leinwand / ohne Glas!!! [Glas unterstrichen] / 0.00051

Provenienz

[...]
zw. 1927/1933–vmtl. nach 1945: Käte Bernard-Robinson (1883–?) und Victor Bernard (1888–?), Berlin/Bellevue (Seine-et-Oise)
spät. 1990–22.02.2007: Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing
seit 22.02.2007: Buchheim Stiftung, Feldafing/Bernried, erworben im Erbgang von Lothar-Günther Buchheim (1918–2007) und in konkludenter Schenkung von Diethild Buchheim (1922–2014), Feldafing

JL

11.05.2020

Sammlung Buchheim
Sammlung Bernard-Robinson

Ausstellungen

BUCHHEIM. KÜNSTLER, SAMMLER, ALLESKÖNNER?, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 03.12.2022–21.05.2023

BRÜCKE & SECESSION, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 27.11.2021–26.06.2022

DIE FARBEN DER AVANTGARDE, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 10.07.2021–07.11.2021

JAWLENSKY, BECKMANN, KAUS – SAMMLUNG BUCHHEIM, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 16.02.2019–05.05.2019

WIR SIND WIEDER DA!, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 21.02.2016–19.06.2016

EIN FEST FÜRS AUGE. BUCHHEIMS EXPRESSIONISTEN, Kunsthalle Emden Stiftung Henri und Eske Nannen Schenkung Otto van de Loo, Emden, 26.09.2015–17.01.2016

EXPRESSIONISMUS2 – DIE SAMMLUNGEN BUCHHEIM + NANNEN, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 14.03.2015–05.07.2015

SOMMERFREUDEN – BADEFREUDEN. MALER DER »BRÜCKE« IN MORITZBURG; DANGAST UND AUF FEHMARN. WERKE AUS DER SAMMLUNG BUCHHEIM, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, 10.07.2011–03.10.2011

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, Haus der Kunst, München, 29.07.1998–18.10.1998

Literatur

EXPRESSIONISTEN. SAMMLUNG BUCHHEIM, hrsg. i. Auftrag der »Freunde des Buchheim-Museums und der Buchheim Stiftung e. V.«, m. Texten von Christoph Vitali, Carla Schulz-Hoffmann, Hans Krieger, Clelia Segieth, Lothar-Günther Buchheim, Ellen Maurer, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München (29.07.–18.10.1998), Feldafing: Buchheim Verlag, 1998, Kat. Nr. 614 (ohne Abb.)

Ursula Schmitt-Wischmann: MAX KAUS. WERKVERZEICHNIS DER GEMÄLDE, Berlin: Nicolai, 1990, Kat. Nr. 49, Abb. S. 35, Erw. S. 87

Weitere Werke